Deutschlands Freiwasser-Schwimmer*innen ist ein perfekter Start in das olympische Wettkampfjahr gelungen. Beim Weltcup-Auftakt 2020 in Doha (QAT) kraulte die Würzburgerin Leonie Beck in 1:56:41,1 Stunden zum Sieg über die olympische 10km-Distanz, ließ dabei in einem packenden Endspurt die viermalige Gesamt-Weltcupsiegerin Ana Marcela Cunha (BRA) und Rio-Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal (NED) um zwei Zehntelsekunden hinter sich. Lea Boy (Würzburg) als Neunte und Finnia Wunram (Magdeburg) als Elfte rundeten das tolle Ergebnis für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) ab.
Bei nur 17,3 Grad Wassertemperatur waren Neopren-Anzüge für alle Starter*innen diesmal Pflicht, vor allem van Rouwendaal schlug im fast wellenlosen Wasser dann aber ein derart hohes Tempo an, dass an Frieren aber ohnehin nie zu denken war. Auf der letzten von fünf 2km-Runden hielt sich Beck an der rechten Außenseite der Spitzengruppe und arbeitete sich auf den letzten 400 Metern von Rang vier noch nach ganz vorn.
50.000 Dollar für den Gesamtsieg nicht so wichtig wie Olympia
„Der Plan war, immer in der Spitzengruppe zu bleiben. Das habe ich gut hingekriegt. Natürlich bin ich sehr glücklich über meinen ersten internationalen Sieg im Freiwasser“, sagte die 22-Jährige, die seit ihrem Wechsel vom Beckenschwimmen 2017 bereits EM-Silber 2018 und WM-Bronze 2019 jeweils über die nichtolympischen 5km gewonnen hatte. „Das ist ein toller Start in die Saison, in der vor allem die Olympischen Spiele zählen“, sagte Beck im Siegerinterview. Als Siegerin darf sich die Master-Studentin für Medienkommunikation über 3.500 Dollar Prämie freuen, die 50.000 Dollar für den Gesamtsieg nach zehn Rennen bleiben aber erst einmal Nebensache. „In dieser Saison sind die Olympischen Spiele das Highlight, da werden sicher einige nicht so sehr auf die Gesamtwertung schauen.“
Auch Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz freute sich: „Das war ein starker Auftritt des gesamten Teams, der uns optimistisch auf die kommenden Monate bis nach Tokio blicken lässt.“ Becks Entwicklung überrascht ihn dabei wenig, schließlich trainiert sie bei ihm am Würzburger Stützpunkt die nötigen Umfänge von über 3500 Kilometer im Jahr.
An der Boje musste Beck erst Lehrgeld zahlen
Und inzwischen hat Beck auch taktisch einiges gelernt: „Ich bin erst seit drei Jahren dabei und brauche jedes Rennen als Erfahrung, denn Freiwasserschwimmen ist eine komplett andere Sportart durch äußere Einflüsse wie Wetter, Wellen, Wassertemperatur oder auch mal Quallen. Dazu kommt, dass 70 andere gleichzeitig um die Boje wollen, was ganz anderes ist, als wenn man eine Bahn für sich allein hat und auf dem Strich schwimmt. Du musst auf viel mehr Dinge achten und dich konzentrieren. Ich habe an der Boje zu oft 10 Plätze verloren, das dann wieder aufzuholen, kostet unnötig Energie, da muss man sich clever anstellen.“
So wie jetzt in Katar. Natürlich schürt so ein Ergebnis auch Hoffnungen für Olympia. Dort wird es allerdings wohl noch heißer zugehen, nicht nur in Sachen Wassertemperatur. „Ich nehme es wie es kommt, das ist halt im Freiwasser so. Alle haben die gleichen Bedingungen“, sagt Leonie Beck.