Berlin, 6. April (RED) - 29. Januar 1886: Carl Benz beantragt ein Patent für seinen Motorwagen. Es war die Geburtstunde des Automobils. Gleiches Jahr, 191 Tage später, am 8. August 1886: 31 Vertreter aus neun Vereinen gründen in Berlin den Deutschen Schwimm-Verband (DSV). Der 1. Verbands-Vorsitzende heißt Carl Miller. 125 Jahre später führte das Jubiläum die Automobilwelt und den Schwimmsport nun wieder zusammen, hatte der nationale Verband zum Auftakt seiner vielen Feierlichkeiten in diesem Jahr am 1. April 2011 über 200 Gäste in die Mercedes-Welt am Salzufer in Berlin geladen – eine außergewöhnliche und beeindruckende Location für eine Feier dieser Art.
Angefangen vom aktuellen und ehemaligen Präsidium über den Hauptausschuss, die Bundestrainer, Aktive von heute und gestern, Sponsoren, Vertreter nationaler Olympischer Verbände, Journalisten, zahlreiche internationale Gäste bis hin zu Vertretern des BMI, DOSB und der NADA – sie alle waren der Einladung des nationalen Verbandes gefolgt und dankten damit dem DSV für 125 Jahre Schwimmsportgeschichte.
Umgeben von zahlreichen Bannern, geschmückt mit den Höhepunkten der DSV-Chronik, empfing DSV-Präsidentin Dr. Christa Thiel die Gäste zwischen zwei Wasserbecken und zu Füßen eines ca. 20 Meter hohen Wasserfalls auf der unteren Ebene der Mercedes-Welt. Von dort aus ging es nach lockeren Gesprächsrunden mit musikalischer Untermalung und einer kurzen Begrüßung des Hausherrn drei Stockwerke hinauf zum eigentlichen Ort der Feierlichkeiten. Mit Blick auf die faszinierende Welt des Automobils und an der Seite extravaganter Fahrzeuge dankte Dr. Christa Thiel dort in einer sehr persönlichen Begrüßung den geladenen Gästen.
Immer wieder rückte das Rednerpult zwischen den Gängen des Menüs, die abwechselnd vom Saxophonisten Sebastian Lilienthal und vom Duo Peter Ernst (Gitarre)/Franziska Hölscher (Violine) begleitet wurden, in den Fokus der Gäste. So ließ Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, nicht nur die 125-jährige Geschichte des DSV Revue passieren, sondern holte noch weiter aus, verwies auf 8000 Jahre alte Felsenmalereien, die einen Schwimmer beim Brustschwimmen zeigen. Der 62-Jährige hob wichtige Meilensteine der Chronik hervor und ehrte den Verband mit seiner Aussage, dass „der DSV mit dafür gesorgt hat, die Faszination Schwimmen bei jung und alt zu wecken“. Für Dr. Christoph Bergner war und ist der DSV „ein konstruktiver Partner in vielen Belangen, unter anderem in der Dopingbekämpfung“. Auch deshalb wird die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) in diesem Jahr erstmals mit einem Infostand bei der Schwimm-DM in Berlin (31. Mai bis 5. Juni) vertreten sein. Zum Abschluss seiner Rede dankte der Staatssekretär der DSV-Präsidentin mit einem Satz vom deutschen Journalisten und Schriftsteller Kurt Tucholsky (‚Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen!’) und wünschte ihr weiterhin „ein glückliches Händchen bei der Führung des Verbandes“.
Mit dem Verweis auf die ausführliche geschichtliche Zeitreise von Dr. Christoph Bergner fasste sich Dr. Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in seiner Rede deutlich kürzer, schmückte diese aber mit viel Witz und Humor aus. Auch Fecht-Olympiasieger und –Weltmeister Bach bedankte sich beim gesamten Deutschen Schwimm-Verband für die immer gute und konstruktive Zusammenarbeit.
Ein weiterer Redner neben Dr. Julio C. Maglione, Präsident des Weltverbandes FINA, war im Verlauf des Abends sein Pendant auf europäischer Ebene, LEN-Präsident Nory Kruchten. Der brachte die Bedeutung des DSV in Europa auf den Punkt: „Der Europäische Schwimm-Verband wäre ohne den Deutschen Schwimm-Verband nicht da, wo er jetzt ist.“ Der Luxemburger, zugleich auch Vize-Präsident der FINA, bezeichnete den DSV als „Leiter, Koordinator und Katalysator der schwimmsportlichen Bewegung“ und dankte „für die stets ausgezeichnete Zusammenarbeit“. Sein kurzer Blick in die Vergangenheit endete mit einem Ausblick in die Zukunft und der damit verbundenen Freude auf die 32. Europameisterschaften im Schwimmen 2014 in Berlin, die in der Schwimm- und Sprunghalle im Europa-Sportpark sowie im benachbarten Velodrom (Schwimmwettbewerbe) ausgetragen werden.
Je später der Abend wurde, desto mehr vermischten sich die Gäste auch zwischen Reden, Essen und Einlagen des Duos Kabbaratz. Fachsimpeln, Rückblicke, Erinnerungen und schweifende Blicke in die Zukunft bestimmten die Gespräche. Zu späterer Stunde zwar im kleineren Kreis, aber immer noch mit viel Herzblut für den DSV.
Zum Abschied erhielten die Gäste die Broschüre 125 Jahre Deutscher Schwimm-Verband. 125 Jahre Zeitgeschichte auf 64 Seiten, redaktionell zusammengestellt vom Deutschen Schwimm-Verband in Zusammenarbeit mit Schwimmsport-Experte Gerd Heydn. Zu kaufen gibt es dieses Werk nicht, im Rahmen der „Deutschlandtour“, einer Tour des DSV mit einem Kleinbus von Mai bis Oktober quer durch das Land, wird die Broschüre aber verlost. Auftakt der „Deutschlandtour“ ist am 1. Mai in Bochum.
Erst als das Team der DSV-Geschäftsstelle gegen 3 Uhr in der Früh zusammengepackt und die Mercedes-Welt verlassen hatte, gingen die vielen Schwimmsport-Gäste, der DSV und auch das Automobil wieder getrennte Wege. Aber vielleicht trifft man sich ja in gleicher Konstellation 2036 zur nächsten Feier wieder – wer weiß.
