Nach der russischen Invasion der Ukraine reißt die Welle der Hilfsbereitschaft im deutschen Schwimmsport nicht ab. Im ganzen Land engagieren sich Vereinen und auch einzelne Sportler*innen zugunsten der Betroffenen, helfen Geflüchteten oder organisieren Lebensmittel und andere lebensnotwendige Güter für die Menschen im Kriegsgebiet. Zum Beispiel im Wasserspringen: Sieben Athlet*innen des ukrainischen Jugendnationalteams sind nach ihrer Flucht aus der Heimat in den Gästezimmern des Teilinternats an der Schwimmhalle West in Aachen untergekommen, dazu zwei Trainerinnen, fünf erwachsene Begleiter*innen, zwei Kinder, zwei Hunde und eine Katze. „Wir alle haben die furchtbaren Bilder aus der Ukraine gesehen. Die Leute müssen dort um ihr Leben fürchten, da ist es für mich selbstverständlich, dass wir ihnen helfen“, erklärte Karin Ackmann, Abteilungsleiterin Wasserspringen im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV). „Wir erfahren in unserer Elternschaft eine sehr große Hilfsbereitschaft. Das macht Mut, dass wir diese Zeit gemeinsam meistern können.“ Auch die Stadt Aachen und das örtliche Sportamt halfen unbürokratisch und organisierten kurzfristig Trainingszeiten für die Neuankömmlinge.
DSV-Präsident Marco Troll dankte Karin Ackmann und allen anderen Helfer*innen für ihre außerordentliche Hilfe. „Es spricht für den sozialen Charakter unseres Spitzenverbandes DSV und seiner Mitglieder, dass sehr schnell und unbürokratisch den notleidenden Sportler*innen geholfen wird“, sagte Marco Troll.
Beispiele gibt es viele. Der Leipziger Bundesstützpunkttrainer der Wasserspringer*innen Dmytro Ostapenko, der selbst aus der Ukraine stammt, fuhr gemeinsam mit Abteilungsleiter Manfred Große und Übungsleiter Phillip Kirchhof vom SC DHfK Leipzig sogar bis zur ukrainischen Grenze, um die geflüchteten Athlet*innen dort in Empfang zu nehmen. Auch beim SV Blau-Weiß Bochum zögerten sie nicht und machten sich mit dem Auto auf in Richtung Grenze, als sie der Hilferuf mehrerer ukrainischer Wasserballerinnen erreichte, die über die Nationalmannschaft Kontakte zum Bochumer Verein hatten. An fünf Tagen legte das Rettungsteam dafür fast 6.000 Kilometer zurück. 32 Frauen und Kinder konnten so mittlerweile in Sicherheit gebracht werden, die nun zunächst bei Vereinsmitgliedern unterkommen. Beim Deutschen Wasserballmeister Waspo 98 Hannover konnte Ivan Nagaev einen Teil seiner Familie nach Hannover holen – seine Mitspieler Fynn Schütze und Linus Schütze haben dafür ihre Wohnung zur Verfügung gestellt, in der nun zeitweise gleich neun Personen leben. „Es gibt eine wunderbare Welle der Solidarität im Verein“, sagte Waspo-Vorsitzender Bernd Seidensticker dem „Sportbuzzer“.
Schwimmer Jacob Heidtmann gehen die Bilder aus der Ukraine ebenfalls nahe. Er will helfen und versteigert dafür unter anderem mehrere Badekappen, seine Wettkampfhose aus dem Olympiafinale und ein T-Shirt aus der Olympiakollektion – insgesamt 1.400 Euro Spendengeld konnte er damit für die Ukraine einsammeln. Auch Olympiasieger Florian Wellbrock, der am 23. April in der Bremer „Mall of Fame“ verewigt wird, hat angekündigt, seine Gage für dieses Event zu spenden. Bereits am vergangenen Wochenende veranstaltete der in Deutschland lebende Weltrekordhalter über 50m Schmetterling Andrii Govorov (UKR) in Wiesbaden zwei Schwimmcamps, um Spenden zu sammeln. Etwa 8.000 Euro kamen dabei zusammen, die an verschiedene Organisationen gehen, die Kinder unterstützen, humanitäre Hilfe leisten und beim Wiederaufbau seiner Heimat helfen.
Vereine oder Privatpersonen, die ebenfalls noch helfen möchten, können sich an Doris Plötz in der DSV-Geschäftsstelle unter info@dsv.de wenden.