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Kommende Events

DSV verzichtet auf Weltcup-Auftakt – Aktive beziehen Stellung zum Umgang mit Russland

Sportpolitik
22.03.2022 Kategorie: Verband, Synchronschwimmen

©Stephane Guisard

Beim Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) zeigen die Menschen gerade tagtäglich aufs Neue, was sie vom kriegerischen Angriff Wladimir Putins auf die Ukraine halten. Mit vielfältiger Solidarität für die Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet, aber auch mit klarer politischer Haltung. Am vergangenen Donnerstag hatte DSV-Präsident Marco Troll die Kaderathlet*innen und die hauptamtlichen Trainer*innen zudem darüber informiert, dass beim Weltverband FINA interveniert wurde bezüglich dessen Umgangs mit dem Aggressor Russland und dessen Unterstützer Belarus. „Der DSV kann nicht an den Weltmeisterschaften in Budapest (18. Juni – 03. Juli) teilnehmen, wenn die FINA die Teilnahme von russischen und belarussischen Athlet*innen ermöglicht, auch unter neutraler Flagge hielten wir das derzeit nicht für das richtige Zeichen“, hatte Troll in einer internen Mitteilung geschrieben (und Gespräche über daraus resultierende Probleme oder andere Sichtweisen angeboten). „Ich gehe davon aus, dieses Vorgehen ist auch in eurem Sinne und erhält die entsprechende Unterstützung.“

Gemeinsam mit anderen Nationalverbänden versucht der DSV also nun, auf dem sportpolitischen Parkett den Ausschluss wie beim europäischen Dachverband LEN auch auf der größeren Ebene durchzusetzen. Nur dann würde eine WM-Teilnahme erfolgen. Mit dieser Haltung erfüllt der DSV die Vorgaben des Bundesinnenministeriums (BMI), welches ankündigte, dass die Teilnahme an und die Durchführung von Trainings- und Lehrgangsmaßnahmen von Sportveranstaltungen mit russischer und belarussicher Beteiligung nicht mehr gefördert würden.

Doch auch bei vom BMI nicht geförderten Events zeigt der DSV bereits Haltung und zog an diesem Wochenende seine Teilnahme beim Auftakt der FINA World Series im Synchronschwimmen zurück. Weil das Weltcup-Event aufgrund der Pandemie derzeit nur virtuell abgehalten wird, hatten Marlene Bojer und Michelle Zimmer wie alle anderen Duette ihre Küren in der ersten Februar-Hälfte vorab in der Heimat vorgeführt und gefilmt und die Aufnahmen eingesendet, diese wurden Ende Februar zentral bewertet und das Ganze wurde am Wochenende nun ausgestrahlt und offiziell publiziert. Doch der DSV hatte die FINA nun noch vor diesem Wochenende aufgefordert, sein Team aus der Wertung zu nehmen wegen der Teilnahme Russlands und Belarus‘. „Wir wissen, dass wir den dritten Platz belegt hätten und verlieren einen großen Erfolg, aber wir stehen voll hinter der DSV-Position“, sagte Zimmer. Auf Instagram hatte das Duo zudem geschrieben: „Wir glauben, dass jeder die Möglichkeit haben muss, in einem sicheren Umfeld trainieren und starten zu können.“ Nur aus Russland selbst gab es dafür keinen Zuspruch.

Wer noch daran glaubte, dass Sport unpolitisch sein könnte, wird in den Sozialen Medien derzeit auch an vielen anderen Stellen eines Besseren belehrt. So forderte der ukrainische Schwimmstar Mykhailo Romanchuk die FINA am Samstag zum Umdenken auf. Und verwies darauf, dass bei Putins jüngster Propaganda-Show tags zuvor im Moskauer Luschniki-Olympiastadion auch Schwimmstars wie Russlands Doppel-Olympiasieger von Tokio im Rückenschwimmen Evgeny Rylov mitwirkten.

„Russische Athleten unterstützen den Krieg gegen mein Land. Und Ihr Schweigen (das der FINA, d.Red.) ist ein Zeichen der Unterstützung für diesen Völkermord“, schrieb der aus der Heimat geflüchtete Olympiazweite von Tokio bei Instagram. „Während sie trainieren, wurden in meinem Land bereits drei Schwimmhallen zerstört. Während sie in ihren Betten schlafen, verteidigen mein Trainer und mein Vater in der Armee unser Land bei Tag und bei Nacht.“

Namhafte DSV-Athlet*innen wie Sarah WellbrockIsabel Gose oder Rob Muffels teilten diesen Eintrag. Sie stehen Romanchuk besonders nahe, haben ihn unlängst erst einmal in ihre Magdeburger Trainingsgruppe aufgenommen. Aber auch andere stehen zu dieser Aussage. Marie Pietruschka, die in Neckarsulm trainiert und sich dort auch schon in der Flüchtlingshilfe engagiert hat, meldete sich mit einem emotionalen Instagram-Eintrag zu Wort. „Ich bin einfach traurig, wütend, enttäuscht und ich schäme mich für jeden einzelnen olympischen Athleten, der auf Putins Bühne steht“, schrieb Pietruschka. „Pressure hin oder her: Jemand, der seine Hand auf sein Herz legt in diesem Setup, hat den olympischen Gedanken nicht begriffen und ist es nicht würdig, diesen zu repräsentieren.“