Am frühen Dienstagmorgen, als die meisten von uns in Deutschland noch schliefen, schrieb Leonie Beck in Japan Geschichte. Sie wurde bei der WM in Fukuoka die erste deutsche Weltmeisterin über 5km im Freiwasser und die dritte Schwimmerin überhaupt, die bei einer Weltmeisterschaft sowohl die 10km als auch die 5km gewinnen konnte. Ein Kunststück, das zuvor nur der Italienerin Viola Valli (2003) und der Russin Larisa Ilchenko (2007) gelungen war.
Mit einer Zeit von 59:31,7 Minuten sicherte sich Beck in Japan die Goldmedaille, dicht gefolgt von Sharon van Rouwendaal aus den Niederlanden (59:32,7) und Titelverteidigerin Ana Marcela Cunha aus Brasilien (59:33,9). Ihre deutsche Teamkollegin Jeannette Spiwoks, die ebenfalls ein couragiertes Rennen ablieferte, erreichte Rang 13 (1:00:05,1).
„Ich bin sprachlos. Ich habe keine Ahnung, wie ich Doppelweltmeisterin werden konnte. Klar, ich trainiere viel, aber alle anderen trainieren auch viel. Das sind hier die besten Athletinnen der Welt und ich bin einfach glücklich, dass ich hier nochmal gewinnen konnte”, freute sich Beck sichtlich emotional nach dem Rennen.
Beim Rennen herrschte eine Wassertemperatur von 28,2 Grad, deutlich höher als zwei Tage zuvor. Trotzdem drückten Moesha Johnson (AUS) und Sharon van Rouwendaal nach dem Start gleich mächtig aufs Tempo. Nach zwei Kilometern bildeten sie zusammen mit Anastasia Kirpichnikova (FRA) eine dreiköpfige Spitzengruppe, die sich vom Feld abzusetzen drohte. Leonie Beck hatte sich zunächst wieder für eine Lauerposition in der zweiten Reihe entschieden, erkannte die Situation aber und schloss die Lücke zu den Führenden in der zweiten Hälfte der zweiten von insgesamt drei Runden wieder. „Ich war am Anfang ein bisschen zu weit hinten. Ich habe bei der ersten Boje eins aufs Auge bekommen und musste kurz anhalten, und da verliert man dann schon viele Plätze, wenn man quasi in der Boje drin ist. Ich musste mich dann schon ganz schön vorkämpfen. Ich sollte eigentlich in der ersten Runde ein bisschen Energie sparen, ich habe es versucht, aber wenn man das Feld aufholen muss, kann man keine Energie sparen”, analysierte die Würzburgerin später den Rennverlauf.
Trotz der aufwändigen Aufholjagd hatte sie am Ende noch die nötigen Körner im Tank, um sich in einem starken Sprint-Finish gegen ihre Konkurrentinnen durchzusetzen. Erst am Sonntagmorgen hatte die 26-Jährige auch schon über die 10km-Strecke die Goldmedaille gewonnen und sich damit das Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris (FRA) gesichert: „Dass ich zwei Goldmedaillen bei einer Weltmeisterschaft hole, hätte ich nie im Leben gedacht. Deswegen war das schon überraschend, denn ich war nach den zehn Kilometern schon sehr kaputt, und das war auch die Olympiaquali, das ist dann auch wirklich hart für den Kopf. Dass ich jetzt die fünf Kilometer auch noch gewinne, das ist schon wirklich cool und ich freue mich jetzt gleich noch auf das Fünf-Kilometer-Rennen der Männer (das direkt im Anschluss ebenfalls noch Dienstagnacht gestartet wurde, Anm. d. Red.) und auf die Staffel, denn das ist immer ein Highlight bei uns”, sagte Beck.