Zum Abschluss der Freiwasserwettbewerbe bei den Weltmeisterschaften 2024 in Doha (QAT) haben die Aktiven des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) ihr bestes Ergebnis bei diesen Titelkämpfen erzielt. Die Mixedstaffel über 4x1,5km mit Leonie Beck, Celine Rieder, Oliver Klemet und Arne Schubert belegte am Donnerstag in 1:04:11,60 Stunden den vierten Rang hinter Australien (1:03:28,00), Italien (1:03:28,20) und Ungarn (1:04:06,80).
“Wir haben einen sehr, sehr guten Job gemacht mit der Staffel. Im Vorfeld hätten wir nicht damit gerechnet, dass wir so gute Medaillenchancen haben. Ich bin stolz auf meine Teamkolleg*innen”, sagte Beck. Bei weniger Wind und Wellen als in den Tagen zuvor hatte die Würzburgerin im alten Hafen der katarischen Hauptstadt den schwierigen Part übernommen, sich als Startschwimmerin im großen Getümmel auch gegen einige Männer zu behaupten und für eine gute Ausgangsposition zu sorgen. Anschließend kam dann Rieder zu ihrem ersten Einsatz, die Neckarsulmerin arbeitete sich dabei von Position zwölf auf sechs vor. “Es war meine erste Weltmeisterschaft im Freiwasser. Ich finde, es hat ganz gut geklappt, das war ein gutes Rennen”, sagte Rieder völlig zu Recht.
An dritter Position schwamm Oliver Klemet im Sog von Italiens Topstar Gregorio Paltrinieri dann sogar auf den Bronzerang vor, nur im letzten Drittel konnte er dessen Tempo dann nicht mehr ganz folgen. “Man spürt die Starts davor schon, die Belastung war schon relativ groß. Andere hatten nur ein Rennen davor, ich glaube, das kann denen auch geholfen haben im Endspurt. Das Ziel wäre natürlich schon gewesen, bei Gregorio dranzubleiben, aber der ist natürlich auch bei den 1500 Metern im Becken eine Klasse für sich. Der hatte natürlich auch keine zehn Kilometer davor”, sagte Klemet. Dass es nach der sehr erfolgreichen WM 2023 in Fukuoka diesmal für den Frankfurter nicht zu einer Medaille reichte, wollte er aber nicht überbewerten. “Das ganze Training ist auf Paris ausgelegt. Das hier ist eine WM, aber auch ein Zwischenstopp vor Olympia. Die Bedingungen hier waren für mich nicht ganz so perfekt. Es war ziemlich kalt, ich bin eher ein kleiner Warmduscher. Es war bei den zehn und fünf Kilometern ein bisschen welliger. Das hat man natürlich schon gespürt an der Leistung, dass andere damit besser klar kamen. Aber ich denke, das Ziel ist Paris und das bleibt es auch nach der WM”, betonte Klemet.
Als Schlussschwimmer kam dann Arne Schubert zum Einsatz, damit sich Florian Wellbrock auf seine zwei Chancen zur Olympiaqualifikation bei den WM-Beckenrennen (ab Sonntag) konzentrieren kann. Und der 17-jährige Magdeburger rechtfertigte diese Aufstellung, einzig Ungarns 10km-Weltmeister Kristof Rasovszky musste er in der Endphase noch passieren lassen. “Ich hatte nur den Amerikaner auf dem Schirm und auf einmal kam nach der dritten Boje der Razovsky angeschossen. Es war unglaublich schwer, da dran zu bleiben, weil ich mich nur auf den Amerikaner fokussiert hatte und gehofft habe, dass ich mein eigenes Rennen hier durchziehen kann. Dass es am Ende leider nicht ganz gereicht hat, ist natürlich schade, aber ich habe das Beste draus gemacht und kann stolz auf mich sein. Ich glaube, auf die Leistung kann man sehr gut drauf aufbauen”, sagte Schubert. Die WM-Premiere in der offenen Klasse wird dem großen Talent sicher noch mal einen Schub geben für die weitere Entwicklung. “Natürlich ist es hier nochmal was ganz anderes als bei den Wettkämpfen der Junior*innen, auch von der Professionalität her. Es ist extrem schön, auch mal seine Idole, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, hier stehen zu sehen, wie sie sich bewegen, was sie vor dem Start machen. Da kann man sehr viel mitnehmen, auch aus dem Rennen selber”, erklärte Schubert. “Ich bin unglaublich stolz, dass ich die Möglichkeit hatte, hier zu schwimmen und ich nehme mir auch sehr viel mit für die weiteren Aufgaben.”
Bundestrainer vertraut auf die eigene Saisonplanung
“Ich bin happy über die gesamte Staffel”, sagte dann auch Freiwasser-Bundestrainer Constantin Depmeyer. Und verteilte an Youngster Schubert ein Extralob: “Dass das eine große Verantwortung ist, das wussten wir. Er hat das hinten gut gemacht. Gegen Kristof sehen 98 Prozent der Schwimmer hier so aus.”
Auch beim WM-Fazit sieht Depmeyer keinen Grund zur Schwarzmalerei. Die ersten Titelkämpfe in einem Februar müssten im Gesamtkomtext gesehen werden. “Das ist ein Sonderfall, wir haben das erste Mal eine WM und Spiele so dicht aneinander. Wir haben diese WM als Zwischenstep genutzt, andere haben sie richtig vorbereitet. Ich denke, wir können die WM erst beurteilen, wenn wir die Spiele gesehen haben. Ich bin sicher, dass Flo und Olli da eine gehörige Portion mitreden werden”, erklärte Depmeyer. "Wir können natürlich nicht sagen, dass wir zufrieden sind oder das so eingeplant haben. Aber es werden unterschiedliche Wege gegangen. Wir sind als Team nicht zufrieden und haben Fragen, aber wir sind nicht beunruhigt. “
Man müsse halt auch sehen, dass es im Saisonaufbau erhebliche Unterschiede gibt zwischen den Nationen.“Wir haben jetzt noch wesentliche Trainingslagerblöcke, die Ungarn haben schon mehr vorher gemacht. Der große Trainingslagerblock kommt jetzt, den haben wir nach die WM gelegt mit mehr Fokus auf die Spiele. Das ist zum Beispiel ein wesentlicher Punkt”, so Depmeyer. Wichtig sei auch, sich auf die Bedingungen in Frankreich gut einzustellen, die ganz anders sein werden als hier in Doha: “Die Spiele werden speziell. Wir haben Strömung, wir haben einen Fluss, das ist für alle neu. Wir haben vielleicht kaltes, vielleicht warmes Wasser, das ist noch nicht klar. Wir reden davon, dass Kaltwasser in den Fluss eingebracht werden soll wegen der schlechten Wasserqualität. Worauf wir uns vorbereiten, wissen wir noch gar nicht genau. Wir werden sicherlich an der Kälteverträglichkeit arbeiten. Es wird nicht zu Wellen kommen in Paris, das Feld wird kleiner. Dafür wird die Runde auch kleiner und wir werden taktisch an den Bojen gucken müssen, es ist sehr eng in der Seine.”
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