Seit vielen Jahren wird am Rostocker Stützpunkt im Wasserspringen hervorragende Arbeit geleistet, trotzdem hat es fast ein Vierteljahrhundert gedauert, seit Sydney (AUS) 2000 mit der Teilnahme von Dörte Lindner und Stefan Ahrens, dass der örtliche
WSC wieder eine Athletin zu Olympia schicken kann. Mit ihrem Titelgewinn vom 3m-Brett bei den Internationalen Deutschen Sommermeisterschaften in Berlin sicherte sich nun Jette Müller ihr Ticket für die Sommerspiele in Paris (FRA/26. Juli – 11. August).
Die 20-Jährige übertraf in allen drei Runden – Vorkampf, Halbfinale und Finale – deutlich die Olympianorm und setzte sich mit 330,35 Punkten vor Saskia Oettinghaus (Dresdner SC 1898) mit 326,15 und der WM-Sechsten Lena Hentschel (Berliner TSC) mit 306,70 durch. Auch diese beiden hatten in allen drei Runden jeweils den geforderten Punktwert erfüllt, am Ende lag die Dresdnerin auch in der Addition aller Punkte vor ihrer Berliner Konkurrentin und wird damit wohl für den zweiten deutschen Startplatz in dieser Disziplin vorgeschlagen werden. Der Nominierungsausschuss des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) tagt am Sonntag nach Abschluss der Titelkämpfe. Die endgültige Entscheidung über die Nominierung trifft dann Anfang Juni der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB).
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„Das ist eine große Ehre für mich“, sagte die Siegerin. Es war ihr erster DM-Titel vom 3m-Brett, und das in beeindruckend souveräner Manier. „Ich bin selbst ein bisschen überrascht“, meinte die Rostockerin, die sich von der starken Konkurrenz im Kampf um die Olympiaqualifikation überhaupt nicht beeindrucken ließ. „Klar habe ich mitbekommen, dass die anderen auch gut gesprungen sind. Aber ich glaube das Wichtigste ist, fokussiert zu bleiben und auf sich selbst achten“, so Müller. Sie hat am Sonntag nun sogar die Chance, den doppelten Olympiastart klarzumachen, dann steht bei den Deutschen Meisterschaften in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE) noch die Entscheidung im 3m-Synchronspringen an, wo die Norddeutsche an der Seite von Lena Hentschel ins Rennen geht. „Unser Ziel ist es natürlich, unseren Quotenplatz, den wir bei der WM geholt haben, zu verteidigen. Und mit dem heutigen Tag habe ich ein bisschen Sicherheit für morgen dazugewonnen“, sagte Müller.
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Für den Hallenser Timo Barthel war das Finale im Turmspringen sein letzter Auftritt vom Turm in Deutschland – sein Körper macht die enormen Belastungen aus zehn Metern nicht länger mit. In Paris wartet allerdings noch eine Extrarunde auf internationaler Bühne auf ihn, womöglich sogar zwei. Nachdem sich der Routinier an der Seite von Jaden Eikermann (SV Neptun Aachen) bereits das Olympiaticket im Turm-Synchronspringen gesichert hatte, ist Barthel nun auch im Kampf um den einzigen deutschen Startplatz im Einzel im Vorteil.
Der Europameister siegte am Samstag mit 454,75 Punkten vor Eikermann (422,60) und Luis Avila Sanchez (Berliner TSC/380,10), nachdem im Halbfinale noch sein Aachener Konkurrent vorne gelegen hatte. Im Finale bewies Barthel dann vor allem in den ersten fünf Runden seine Klasse, allein für den Rückwärtssalto erhielt er dort fast 100 Punkte. Lediglich der abschließende 4,5-fache Salto vorwärts misslang, doch Eikermann konnte daraus keinen Profit und nicht mehr vorbeiziehen. „Bis zum fünften Versuch war ich voll im Tunnel, aber dann habe ich etwas gemacht, was ich normalerweise nicht mache, und vor dem letzten Sprung auf die Anzeigetafel geguckt. Ich wusste mein Ergebnis, und ich wusste auch, dass der 4,5 vorwärts im Einspringen gut gewesen war. Deswegen habe ich mit 500 Punkten geliebäugelt und wollte am Ende dann zu viel“, so der 28-Jährige. Als Deutscher Meister lässt sich dieses Malheur aber wohl leichter verschmerzen.
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