Zu den Olympischen Spielen gab es bei der Familie von Wasserspringerin Christina Wassen ein großes Public Viewing im Garten, die ganze Familie fieberte beim Wettbewerb vom Turm daheim in Baesweiler kollektiv mit. Es wurde am Montag eine längere Zusammenkunft, souverän qualifizierte sich die 25-Jährige vom Berliner TSC am Vormittag mit 303,20 Punkten als Siebte für das Halbfinale.
Am Nachmittag misslang ihr dort jedoch gleich der Delfinsalto zum Auftakt, den Bundestrainer Christoph Bohm schon im Vorfeld als Gradmesser für den erfolgreichen Wettkampfverlauf bezeichnet hatte und der im Vorkampf noch so gut geklappt hatte. Auch wenn Wassen danach weiterkämpfte und sich in den folgenden Sprüngen stetig steigern konnte, reichte es für sie nicht mehr für einen Platz im Finale. Mit 255,55 stand letztlich Rang 17 zu Buche – einen Platz besser als vor drei Jahren in Tokio (JPN). Beste in den ersten beiden Runden war jeweils die Tokio-Olympiasiegerin und amtierende Weltmeisterin Quan Hongchan aus China (Vorkampf: 421,25, Halbfinale: 421,05), die auch für die Entscheidung am Dienstag (15:00 Uhr) die Goldfavoritin Nummer eins ist.
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„Ich habe natürlich gehofft, dass ich jetzt im Halbfinale nochmal das zeigen kann, was ich im Vorkampf und auch im Training gezeigt habe“, sagte die Deutsche Meisterin. Dort hatte der Delfinsalto zuletzt meist gut funktioniert – bloß eben nicht im entscheidenden Moment, wie es in einer technisch so anspruchsvollen Disziplin wie Wasserspringen immer passieren kann. „So ist der Sport, würde ich sagen“, meinte Wassen. Nach dem schwierigen Beginn sammelte sie mit dem Rückwärts- und Schraubensalto anschließend deutlich mehr Punkte als noch am Morgen, wie auch Bundestrainer Bohm anerkannte: „Sie hat auf jeden Fall stark gekämpft hintenraus“, betonte er. Und man darf nicht vergessen, dass schon die Vorbereitung nicht optimal verlaufen war für Christina Wassen; gerade der Delfinsalto war einer der Sprünge, den sie im Vorfeld wegen ihrer Schienbeinprobleme nur eingeschränkt trainieren konnte. Auch deswegen fiel das Fazit nach ihren wohl letzten Spielen vom Turm am Ende versöhnlich aus: „Ich bin trotzdem sehr stolz über die Entwicklung, die ich in den letzten Wochen noch gemacht habe, und wie mein Körper und ich das durchgezogen haben.“
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Die zweite deutsche Starterin Pauline Pfeif (Berliner TSC) kam bei ihrer Olympiapremiere mit 264,15 Punkten auf Platz 21. Im Vorkampf hatte sie nach vier Runden noch auf Kurs Halbfinale gelegen, der abschließende 3,5-fache Salto vorwärts brachte dann aber zu wenig Punkte ein. „Das muss ich jetzt erstmal verarbeiten“, meinte die 22-Jährige. Bei der WM in Doha (QAT) hatte Pfeif im Februar noch im Finale gestanden, bei der EM vor zwei Jahren war sie im europäischen Vergleich als Vierte nah dran an einer Medaille. „Aber Olympische Spiele sind immer nochmal was ganz anderes vom Kopf her. Sie hat hier Lehrgeld bezahlen müssen, aber sie ist noch jung und eine große Hoffnung für Olympia 2028 in Los Angeles“, erklärte Christoph Bohm.