Bei den Olympischen Spielen in Paris hatte mit Lukas Märtens ein Schwimmer die erste Goldmedaille für das Team Deutschland erkämpft, bei den Paralympics sorgte nun Schwimmerin Tanja Scholz für den ersten Sieg. Am vierten Wettkampftag gewann die 39-jährige Elmshornerin in der Startklasse SM4 in 2:51:31 Minuten Gold über die 150m Lagen, Gina Böttcher (SC Potsdam) fehlten als Vierte nur 28 Hundertstel zu Bronze.
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„Vor vier Jahren war ich noch in einer Klinik und dachte, mein Leben ist vorbei. Und jetzt bin ich hier und habe Gold gewonnen“, jubelte Scholz, die seit einem Reitunfall im Juni 2020 querschnittsgelähmt ist. Die Lähmung sei zu hoch für Aktivitäten im Wasser, befanden Reha-Spezialist*innen damals zunächst. Doch Scholz wollte es trotzdem probieren und etablierte sich nur zwei Jahre später in der Weltspitze. Nach dem Rennen umarmte sie Ehemann und Starthelfer Björn als Ersten. „Da ist dann eine enorme Last abgefallen“, sagte Scholz am Sonntag. Ihr Mann habe seine Stelle reduziert, damit er sie auf dem Weg nach Frankreich begleiten kann. Auch die Kinder hätten zuletzt zurückstecken müssen für diesen Erfolg. Um so schöner sei es, dass sich nun aller Aufwand so ausgezahlt hat.
Nur zehn Minuten später gab es in der La Défense Arena gleich den nächsten Jubel für Schwarz-Rot-Gold, denn auch Josia Topf (BPRSV Cottbus) triumphierte über 150m Lagen in 3:00,16 Minuten in der Startklasse SM3. „Es waren sehr harte Jahre für mich und meine Familie. Jetzt so rauszukommen und diesen Erfolg zu feiern, bedeutet mit sehr, sehr viel", sagte der 21-Jährige aus Erlangen. Topf hat das TAR-Syndrom, was unter anderem bedeutet, dass seine Hände an seinen Schultern angewachsen, seine Beine ungleich und versteift sind. Doch schon als Kind stellte er fest, dass er im Wasser in seinem Element ist. Hier kann er sich frei bewegen, was ihm an Land aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen nicht möglich ist. „Ich wäre (ohne die Beeinträchtigung durch TAR, Anm. d. Red.) wahrscheinlich 1,90 Meter – und diese 1,90 spüre ich an manchen Tagen in mir", sagte Topf in einer ZDF-Doku. Der Student der Rechtswissenschaften gewann bereits WM-Silber und -Bronze 2022 sowie dreimal EM-Silber in diesem Jahr. In Tokio (JPN) 2021 war er noch Fünfter geworden, nun hat er es auf dem Podest ganz nach oben geschafft und sich damit einen Lebenstraum erfüllt.
Zuvor hatten Maurice Wetekam (SG Bayer) mit Bronze über 100m Brust (SB9) und Mira Jeanne Maack (Berliner Schwimmteam) mit Bronze über 100m Rücken (S8) die ersten Medaillen für das Team D im Becken gewonnen. Und weitere Rennen mit guten Medaillenchancen – unter anderem mit den Tokio-Sieger*innen Elena Semechin (geb. Krawzow) und Taliso Engel folgen im Wochenverlauf noch.