Eine Medaille hat Florian Wellbrock bei seinem ersten Rennen im Freiwasser über 5km bei den Europameisterschaften in Budapest (HUN) zwar nicht gewinnen können, aber trotzdem ein Zeichen der Stärke mit Blick auf die Olympischen Spiele gesetzt. Denn beim Sieg des Italieners Gregorio Paltrinieri (55:43,3 Minuten) verzichtete der Doppelweltmeister als Einziger im Feld auf den zusätzlichen Auftrieb eines Neoprenanzugs – und kam als Neunter (55:50,5) trotzdem mit der Spitzengruppe ins Ziel. Silber ging an diesem Mittwoch an Marc-Antoine Olivier (FRA), Bronze an Dario Verani (ITA). Der Würzburger Ruwen Straub wurde Zehnter vor Rob Muffels (Magdeburg).
„Nachdem das Wasser doch etwas wärmer geworden war, haben wir uns zwei Stunden vor dem Start entschieden, mal auszuprobieren, wie es im Vergleich gegen Neopronschwimmer aussieht“, erklärte Bundestrainer Bernd Berkhahn. „Natürlich ist das ein Nachteil, aber Florian hat das gut gemacht. Am Ende war dann doch etwas die Kälte mitentscheidend, dass er nicht mehr richtig zum Zug kam. Aber es war ein Rennen mit viel Action und taktischen Finessen – das war gut für alle.“ Morgen steht bereits die olympische Distanz über 10km auf dem Programm, laut Vorhersage allerdings bei deutlich trüberem Wetter als heute.
Trotzdem diktierte Wellbrock mit unbedeckter Schulter zu Beginn des Rennens längere Zeit das Tempo und glitt später mit ruhigem und kontrolliertem Armzug auch weiter neben den Rivalen. Manch einer dürfte da vielleicht ins Grübeln kommen, wie denn das Kräfteverhältnis unter gleichen Voraussetzungen aussehen würde. Bei Olympia wird Neopren nämlich ganz sicher kein Thema sein, Expert*innen rechnen in Tokio mit Wassertemperaturen von über 30 Grad.
„Das Wasser war heute bei 19,0 Grad, da habe ich mich für den normalen Open-Water-Anzug entschieden und wollte gucken, wie gut ich damit mithalten kann. Ich hatte ja schon vorher gesagt, dass der Wettkampf hier der Leistungsüberprüfung dient und der Fokus nicht auf Medaillen liegt“, erklärte Wellbrock dazu. „Mir war es wichtig, noch einmal einen Wettkampf in diesem Anzug zu haben. Das war für die 5km auch okay, morgen werde ich dann definitiv im Neo starten. Ich habe zum Ersten Gregorio Paltrinieri sieben Sekunden verloren, das war eine sehr gute Leistung, da der Geschwindigkeitsunterschied der Anzüge doch recht enorm ist.“