Im Duell mit gleichen Waffen ist Florian Wellbrock zu jedem Saisonzeitpunkt für eine Medaille gut. Der Doppel-Weltmeister vom SC Magdeburg trat beim Rennen über die olympische 10km-Distanz im Freiwasser bei den Europameisterschaften in Budapest (HUN) am Donnerstag wie alle anderen Rivalen im Neoprenanzug an und sicherte sich darin in 1:51:42,0 Stunden die Bronzemedaille hinter Gregorio Paltrinieri (ITA/1:51:30,6) und Marc-Antoine Olivier (FRA/1:51:41,7). Die weiteren DSV-Starter Oliver Klemet (SG Frankfurt/1:52:05,7) und Rob Muffels (SC Magdeburg/1:52:06,3) landeten auf den Plätze 12 und 13.
Am Vortag war Wellbrock über die nicht olympischen 5km noch als Einziger im normalen Rennanzug angetreten, der bekanntlich viel weniger Auftrieb verleiht, und hatte trotz des selbstauferlegten Nachteils noch Rang neun belegt. Der Sieger hieß auch hier bereits Paltrinieri. Diesmal war das Wasser im Lupa-See mit 17,1 Grad aber noch ein Grad kälter und Neopren damit laut Regelwerk für alle ohnehin vorgeschrieben. Vom Start weg diktierte Wellbrock im Ganzkörperanzug des DSV-Ausrüsters Arena dann das Tempo und kraulte viele Kilometer einsam an der Spitze, hier muss man sich schließlich nie mit Positionskämpfen an den Wendebojen oder Verpflegungsstellen herumschlagen. Als Paltrinieri rund 1.500 Meter vor dem Ziel dann zur entscheidenden Attacke ansetzte, ging Wellbrock dessen Geschwindigkeit jedoch nicht gleich voll mit und war plötzlich mittendrin im Gewühl der Verfolger auf Rang sieben bis neun. Doch mit einem famosen Endspurt löste er sich von Olympiasieger Ferry Weertman (NED/4.) und sicherte sich im Zielsprint so noch den dritten Platz.
„Das Rennen war insgesamt ganz gut. Aber ich hatte ein paar taktische Fehler drin. Ich war sehr lange in Führung, habe mich dann aber etwas nach hinten fallen lassen, was kurz vor Schluss nicht mehr ganz so clever war. Hintenraus konnte ich es dann aber auf den dritten Platz retten, damit bin ich mega zufrieden“, erklärte Wellbrock. „Jetzt müssen wir sehen, dass wir die taktischen Fehler ausmerzen und noch einen guten Job in den nächsten Trainingswochen machen.“
Im Saisonplan ist schließlich alles auf die Olympischen Spiele (23. Juli - 08. August) ausgerichtet, in Tokios Hitze wird das Anzugthema dann keine Rolle mehr spielen. Bundestrainer Bernd Berkhahn wollte aus diesem EM-Rennen daher auch keine Rückschlüsse für Olympia ziehen. „Das steht in keiner Beziehung. Im Neopren hat Florian ja immer das Problem, sich aus so einer Gruppe zu lösen und die Frequenz hochzubekommen, weil er so lange gleitet. Das war hier eher ein Problem seiner Technik“, erklärte er. „Am Ende konnte er sich dann aber wieder sehr gut freischwimmen. Daher war das insgesamt ein gutes Rennen, übrigens auch von Rob Muffels und Oliver Klemet. Gerade Oliver hat sich schon wie ein alter Hase immer in eine gute Position gebracht.“
Lea Boy auf Rang 16
Bei den Frauen konnte sich Sharon van Rouwendaal (NED) bereits ihren zweiten Titel in Budapest sichern. Nach dem Triumph am Vortag über 5km siegte die in Magdeburg lebende Olympiasiegerin am Donnerstag auch über die doppelte Distanz nach 1:59:12,7 Stunden, diesmal knapp vor Anna Olasz (HUN) und Rachele Bruni (ITA). Die Würzburgerin Lea Boy belegte in 2:03:49,4 Rang 16. „Bis zur zweiten Runde lag ich gut platziert, dann habe ich durch falsche Entscheidungen viele Plätze verloren. Das sind Fehler, aus denen ich lernen muss“, sagte Boy, die es beim Weltcup im März in Doha (QAT) noch auf das Podest geschafft hatte. Wie Leonie Beck, die auf das 10km-Rennen wegen Krankheit verzichtete, hat sie am Samstag beim Teamevent aber noch eine weitere Medaillenchance.
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