Schon als Kind mochte sie das Wasser, auch wenn sie erst mit 10 Jahren bei ihrem Vater das Schwimmen erlernte. Und heute, 90 Jahre nach ihrem Freischwimmer im Magdeburger Freibad „Stern“, mögen sich Ingeborg und das Wasser noch immer, auch wenn sie ihre aktive Masters-Laufbahn 2017 beendete. "Ich bin einfach mit dem Wasser verbunden", wird die Jubilarin in einem Spiegel-Bericht 2015 zitiert.

„lnge“, wie sie stets gerufen wurde, Mastersschwimmerin beim Düsseldorfer SC kam Ende der 1940er Jahre mit Ehemann Kurt (ebenfalls ein Schwimmer) sowie Tochter Heidi von Magdeburg nach Düsseldorf, schloss sich der Schwimmabteilung des Düsseldorfer SC von 1898 an und sollte dort später eine beispiellose Masters-Karriere starten. In einem Gespräch mit ihrer inzwischen verstorbenen Schwimmfreundin Haide Klüglein zum 90sten Geburtstag erinnert sich Ingeborg Fritzen an ihre ersten Erfolge als junge Schwimmerin zurück:„Mit 15 Jahren wurde ich Bezirksmeisterin, dann Mittelelbe-Meisterin, und dann durfte ich als beste Brustschwimmerin 1941 mit nach Breslau zu den Weltjugendspielen“. Dort wurde sie Fünfte über 200 Meter Brust in 3:25 Minuten.

Auch als Mutter und Ehefrau ließ die gelernte Sekretärin das Schwimmen nicht ganz los. Ab 1977 entdeckte sie das Schwimmen noch einmal ganz neu und nahm das Schwimmtraining wieder regelmäßig auf. Sie gewann bei Weltmeisterschaften der Masters über ein Dutzend Einzeltitel in den verschiedenen Altersklassen und war auch am Sieg mit der 4x50 m Lagenstaffel in der AK 240 im Jahre 1994 beteiligt. Bei Europameisterschaften waren es ca. zwei Dutzend Einzel- und mehrere Staffelsiege. Von unzähligen Titeln bei Deutschen Meisterschaften, ebenso wie Welt-, Europa- und Deutschen Rekorden kann sie stolz berichten. Bereits 2006 wurde sie auf Grund ihrer zahlreichen Erfolge und ihrer langjährigen Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied im Düsseldorfer SC ernannt. Eine große Ehrung wurde ihr danach durch die Stadt Düsseldorf zuteil: Sie wurde Sportlerin des Jahres 2009.

Ihre Weltmeister- und Europameistertitel sind zwar sehr wohl Anlass zu großer Freude und Genugtuung, aber nicht ihr ganzes Glück. „Auf meinen zahllosen Wettkampf-Reisen um die ganze Welt habe ich viele nette Menschen kennengelernt und Freunde gefunden. Freunde bauen mich auf, und bei wahren Freunden spürt man, dass sie nicht neidisch sind und sich mit einem über eine gute Leistung freuen. Außerdem hält mich der Schwimmsport körperlich und geistig fit. Das ist mir eigentlich noch wichtiger“, erzählte sie zu ihrem 90sten Geburtstag. Und dass sie fit blieb, bewies sie bis 2017 als Mastersschwimmerin allemal. Mit stolzen 96 Jahren beendete sie ihre Laufbahn in ihrer alten Heimat Magdeburg mit einem Meistertitel.

„Trotz ihrer vielen Weltrekorde – insbesondere auf den von ihr bevorzugten Bruststrecken (allein fünf Weltrekorde schwamm sie beim Flensburger Förde-Schwimmen von 2001 bis 2011) ist Ingeborg Fritze bescheiden geblieben und liebenswert“ beschreibt ihre Freundin Haide Klüglein die Jubilarin.

Der Düsseldorfer SC und die deutsche Mastersfamilie wünschen „Inge“ Fritze weiterhin alles Gute und einen besonders schönen 9. Juni 2021! Bleib’ gesund!


von Dirk Lindner  (Düsseldorfer Schwimmclub von 1898 e. V.) und Petra Schröder-Heidrich