Gerade war er in Rio aus dem olympischen Becken gestiegen, zum letzten Mal. Zum letzten Mal überhaupt nach einem Wettkampf. Es war sein letzter Anschlag, sein letztes Finale, und es endete mit einem Shakehands mit Michael Phelps, der gerade seine 21. olympische Goldmedaille mit der US-Staffel gewonnen hatte. Der Phelps, den er 2009 bei der WM in Rom in einem denkwürdigen Rennen über 200 m Freistil mit Weltrekord geschlagen hatte. Der Phelps, der seit den Olympischen Spielen 2004 in Athen auf dieser Strecke ungeschlagen war.

21 Mal Gold, unglaublich. Eine, nur eine dieser 21 Goldmedaillen hätte Paul Biedermann gereicht. Ach, es musste ja nicht einmal Gold sein, eine olympische Medaille hätte es auch getan. Und jeder, jeder hätte sie ihm gegönnt. Natürlich war dem 30-Jährigen die Enttäuschung anzusehen, doch für Frust blieb keine Zeit. „Es ist Zeit, Danke zu sagen. Danke an meine Familie, meine Freunde und Sponsoren, die in guten und schlechten Zeiten zu mir gestanden haben. Und Danke an alle Zuschauer, die auch zu solch nächtlichen Zeiten dabei gewesen sind“, sagte Biedermann am TV-Mikrofon.

Kurz zuvor musste er seinen Teamkollegen, Trainingspartner und Freund, Florian Vogel, trösten. Der hätte sich für den Hallenser einen besseren Abschied gewünscht: „Es tut mir leid, dass wir Paul nicht mehr geben konnten. Er hätte mehr verdient.“ Doch kein einzelner der vier DSV-Aktiven, das Team hatte die Medaille um 3,78 Sekunden verpasst. Das stellte auch Biedermann klar: „Wir haben unser Bestes gegeben.“

Gut, die olympische Medaille fehlt im Sortiment von Biedermann. Aber vier WM-Titel, elf WM-Medaillen, 13 EM- und 44 DM-Titel, der erste vor 13 Jahren bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Essen über 800 m Freistil. Eine eindrucksvolle Titel-Bilanz, die von Rekorden gekrönt war. „Ich habe ja noch drei Weltrekorde und bin froh über das, was ich erreicht habe. Ich bin dem Sport sehr dankbar“, blickt Biedermann zurück und im gleichen Atemzug nach vorne: „Ich habe jetzt etwas mehr Freizeit, muss aber noch mindesten zwei Jahre abtrainieren und jeden Tag fünf bis sechs Kilometer schwimmen.“ Dem Wasser bleibt er also doch noch etwas treu…

Ein Großer des Schwimmsports tritt ab und sagt Danke. Auch wir sagen Danke! Danke für großartige Gänsehaut-Momente, unglaubliche Leistungen, unfassbare Aufholjagden, einmalige Emotionen… Danke Paul!

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(HG)