Das erste Drittel der Olympiasaison findet mit den Kurzbahn-Europameisterschaften in Glasgow (04. – 08. Dezember) seinen Höhepunkt. Der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) entsendet ein 39-köpfiges Team zu den Titelkämpfen nach Schottland, dem auch ohne die Weltmeister Florian Wellbrock und Sarah Köhler mehrere Kandidat*innen für Top-Platzierungen angehören. „Wir haben gute Erinnerungen an Glasgow und würden den dort 2018 bei der Langbahn-EM begonnenen Aufwärtstrend gern fortsetzen“, sagt Teamcoach Hannes Vitense. Zudem erhalten auch viele junge Athlet*innen die Chance, erste Erfahrungen bei einer internationalen Meisterschaft zu sammeln.
Zu den erfahrensten deutschen EM-Startern gehört Marco Koch von der SG Frankfurt. Nach Platz fünf über 200m Brust bei den Weltmeisterschaften in Gwangju (KOR) im vergangenen Sommer glänzte der 29-Jährige auch in diesem Herbst schon wieder mit absoluten Topzeiten und Erfolgen gegen internationale Stars wie Kirill Prigoda (RUS) und Adam Peaty (GBR). Im Interview spricht der Weltmeister von 2015 über seine Erwartungen.
In diesem Jahr ist sicher alles auf die Olympischen Spiele in Tokio ausgerichtet, eine Olympiamedaille ist schließlich das Einzige, was in Ihrer Erfolgssammlung noch fehlt. Wie liegen Sie diesbezüglich im Plan vor der Reise nach Schottland zur Kurzbahn-EM?
Marco Koch: Alle Serien, die ich in den letzten Wochen auf der langen Bahn trainiert habe, waren sehr gut – in Richtung Tokio läuft demnach alles bestens. Vor Olympischen Spielen ist so eine Kurzbahn-EM ein eher kleiner Schritt, nichtsdestotrotz sind wir im Training dafür schon etwas runtergegangen zuletzt, um dort gut erholt und entsprechend vorbereitet an den Start gehen zu können.
Nachdem Sie schon Welt- und Europameister auf der Kurzbahn waren und vor zwei Jahren in Kopenhagen EM-Silber gewannen, formulieren Sie für Glasgow diesmal kein konkretes Medaillenziel?
Marco Koch: Damit beschäftige ich mich wirklich nicht. Ich schaue einfach, dass ich ein für mich gutes Rennen abliefere. Dass alle Dinge, an denen wir gearbeitet haben im Training, gut funktionieren, wie die Wenden zum Beispiel. Und im Nachhinein werden wir dann analysieren, woran wir zum Sommer hin noch mehr arbeiten müssen. Es ist also eher eine Zwischenprüfung.
Sie haben auf der Kurzbahn in diesem Herbst aber bereits Topleute wie Kurzbahn-Weltrekordler Prigoda und auch den britischen Superstar Peaty im direkten Duell bezwungen. Das gibt doch Selbstvertrauen für den weiteren Saisonverlauf, oder?
Marco Koch: Sagen wir mal so: Schaden kann das nicht. Solche Ergebnisse geben einem die Sicherheit, dass die Arbeit der letzten Wochen gut war. Insbesondere die Wettkämpfe in den USA waren wegen der kurzfristigen Anreise und dem Jetlag ja auch sehr anstrengend. Dafür habe ich es wirklich gut hinbekommen.
Sie werden im Januar 30 Jahre alt. Kommen da nicht auch mal Gedanken auf, dass es vielleicht Ihre letzte Kurzbahn-EM sein könnte?
Marco Koch: An solche Dinge denke ich nicht, alles in meinem Kopf dreht sich um Olympia. Momentan macht mir alles auch noch sehr viel Spaß. Es ist nicht so, dass ich sage, ich höre nach den Spielen in Tokio auf jeden Fall auf. Ich mache so lange mit dem Schwimmen weiter, wie es mir Spaß macht.
Ist Glasgow eigentlich ein Reizwort für Sie? Die Langbahn-EM dort im Jahre 2018 hatten Sie mangels Normzeiterfüllung damals ja verpasst und danach Trainer und Wohnort gewechselt für einen kompletten Neuanfang. Kommt Ihnen dieser Rückschlag nun noch einmal in den Kopf?
Marco Koch: Klar war das 2018 eine herbe Enttäuschung, aber ich bin in diesem Jahr ja sehr gut wieder zurückgekommen. Außerdem war ich schon 2013 in Glasgow beim „duel in the pool“ (ein Mannschaftswettkampf zwischen Europa und den USA, d. Red.) mit zwei zweiten Plätzen erfolgreich, ich fliege also mit einem guten Gefühl dorthin.
Laut Nominierungsrichtlinie können die Zeiten für die Olympia-Qualifikation von den DSV-Schwimmern ab 01. Januar bis spätestens 03. Mai 2020 erreicht werden. Wie sieht da eigentlich Ihre persönliche Saisonplanung aus?
Marco Koch: Geplant ist, schon im Januar den Sack zuzumachen und am liebsten schon beim Euro Meet in Luxemburg (24. – 26. Januar) die Normzeit zu unterbieten. Das hat mir bereits in diesem Jahr sehr gutgetan, in die nächsten Wettkämpfe ohne Druck gehen zu können - und ansonsten unbeschwert durchzutrainieren für den Saisonhöhepunkt.
Zur Veranstaltungsseite geht es hier.