Ins Wasser geht Hans Faßnacht nur noch selten, obwohl auf seinem Anwesen in Huntington Beach vor den Toren von Los Angeles natürlich auch ein Pool steht. Wenn, dann geht es inzwischen aber lieber aufs Wasser. Der ehemalige Schwimmer aus Mannheim, der Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger dank zweier Weltrekorde, drei EM-Titeln und Olympiasilber 1972 gleich dreimal in Folge zu Deutschlands Sportler des Jahres gekürt wurde (was in der Bundesrepublik nie wieder jemand geschafft hat!), segelt heute lieber entspannt über den Pazifik. Am liebsten zur Insel Catalina, und das sehr akkurat – seine Frau Carol gehörte im Segeln schließlich mal zur US-Spitze. Aber das ist wie Faßnachts Erfolge rund 50 Jahre her.

An diesem Samstag wird Faßnacht nun 70 Jahre alt, der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) gratuliert von Herzen. Gefeiert wurde im kleinen Familienkreis aber schon am Donnerstag, in einem Rutsch mit Thanksgiving. „Nichts Großes. Man wird älter und genießt es, mit der Familie einige Stunden zu verbringen. Zudem sind wir sehr vorsichtig, da meine Frau vor zwei Jahren eine Herzklappen-Operation hatte.“ Mit dem Coronavirus ist schließlich auch unter Kaliforniens Sonne nicht zu spaßen.

An seine Nachfolger*innen im Schwimmsport denkt Faßnacht dieser Tage auch. Er selbst konnte sich den großen Olympiatraum damals in München nicht erfüllen und musste Gold dem Siebenfach-Sieger Mark Spitz (USA) überlassen. Die Verschiebung der Spiele von Tokio wegen der Coronavirus-Pandemie schätzt er aber genauso hart ein, mindestens. „Es ist wirklich schade, wenn man sich für viele Jahre auf ein Ziel vorbereitet und dann im letzten Moment nicht teilnehmen kann“, sagt Faßnacht: „Das einzig Gute dabei ist, dass alle gleich davon betroffen sind.“