Am vorletzten Tag der diesjährigen Europameisterschaften war es dann endlich soweit. Nach mehreren Verschiebungen des Zeitplans starteten am Samstagmorgen die ersten Freiwasserschwimmer*innen im Vorort Lido di Ostia (ITA) am Tyrrhenischen Meer über die 5km-Strecke. Eigentlich hätte das Rennen der Männer schon am Donnerstag stattfinden sollen und am Freitag das der Frauen, aber wegen heftiger Winde und Wellengang starteten beide Gruppen erst heute und zwar parallel.
Es war eine Machtdemonstration von Lokalmatador Gregorio Paltrinieri (ITA), der sich in 52:13,5 Minuten unangefochten die Goldmedaille sicherte. Von Beginn an hatte er sich an die Spitze gesetzt und das Tempo durchweg diktiert. Trotz eines spannenden Finishs mit Teamkollege Domenico Acerenza war dem 28-Jährigen die Führung bis zum Ende nicht mehr zu nehmen. Acerenza sicherte sich Silber in 52:14,2, Bronze ging an Marc-Antoine Olivier aus Frankreich (52:20,8).
Auch die beiden deutschen Starter durften sich über eine Platzierung in den Top 15 Europas freuen. Oliver Klemet (SG Frankfurt), der in den vergangenen Tagen auch im Becken über die 1500m gestartet war (Platz acht), sortierte sich nach 52:33,7 auf Platz fünf ein. Auch Klemet hatte, wie Trainingskollege Florian Wellbrock, im Vorfeld der EM mit einer Corona-Infektion zu kämpfen. Wellbrock hatte seinerseits alle Starts im Freiwasser nach den Beckenwettkämpfen abgesagt. “Mit dem Platz fünf bin ich sehr zufrieden, gerade nach Corona ist das vollkommen okay. Die Bedingungen fand ich auch okay, die Wellen waren auf jeden Fall ruhiger als gestern oder vorgestern. Es hat sich also auf jeden Fall gelohnt, dass man das jetzt um zwei Tage verschoben hat”, resümierte Klemet. Er startet am morgigen Sonntag noch auf der 10km-Strecke (10:00 Uhr), sowie anschließend in der Team-Staffel (4x1,25km). “Das ist schon sehr viel, aber das hat jetzt natürlich auch jede Nation. Ich denke, da sind die Bedingungen für alle gleich”, so Klemet.
Der zweite deutsche Starter war der erst 17-jährige Linus Schwedler (SC Magdeburg). Er erreichte in 54:17,2 Rang elf.
Bei den Frauen war es die Niederländerin Sharon van Rouwendaal, die im 27,4 Grad warmen Wasser in 56:58,7 Minuten zu Gold schwamm. Bis zum Ende der zweiten Runde hatte die Spanierin Maria de Valdes Alvarez noch das Feld angeführt, bis die in Magdeburg trainierende Rouwendaal Schritt für Schritt die Führung übernahm. Alvarez schlug am Ende nach 57:00,2 als Zweite an, dicht gefolgt von der Italienerin Giulia Gabbrielleschi (57:00,3).
Als erste Deutsche kam Leonie Beck (SV Würzburg 05) nach 57:01,1 Minuten ins Ziel und erkämpfte damit Platz fünf. “Ich habe leider am Anfang viele Plätze verloren, ich glaube, ich war Letzte nach anderthalb Runden und musste dann wieder alles aufholen. Dafür ist Fünfte glaube ich gut. Ich habe zwar ein paar Kräfte verbraucht für morgen und hätte mich auch über eine Medaille gefreut. Schauen wir mal, was morgen noch geht”, erzählt Beck, die aktuell in Italien lebt und in der starken Trainingsgruppe um Gregorio Paltrinieri trainiert. Auch für sie geht es morgen über 10km sowie in der Staffel an den Start.
Nur wenige Sekunden hinter Beck kam auch Lea Boy (SV Würzburg 05) in 57:06,2 auf Rang sieben ins Ziel. “Es war nicht so schlimm wie gedacht. Die Wellen sind da draußen wirklich viel, viel weniger als es von hier aussieht. Es hätte besser laufen können, aber Platz sieben ist immer noch okay'', so Boy. Die 22-Jährige war 2021 Europameisterin über die 25km-Marathonstrecke geworden, diese wird sie in diesem Jahr jedoch nicht bestreiten. Auch Jeannette Spiwoks (SG Essen) sicherte sich in 57:58,6 Minuten und Rang zwölf einen Platz in den Top-15 Europas.