Seit Jahren schon schwärmt Angelina Köhler über ihre Lieblingsschwimmhalle in Berlin – beim Weltcup zeigte sich an diesem Sonntag mal wieder, warum. Über 100m Schmetterling schwamm die 22-Jährige von der SG Neukölln Berlin in 57,18 Sekunden auf Rang zwei, nur Weltmeisterin Zhang Yufei (CHN/56,74) war schneller. Bronze ging an Vorjahres-Weltmeisterin Torri Huske (USA/57,32).
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„Ich bin super happy. Es sind Riesennamen, mit denen ich hier geschwommen bin. Aber das ist halt auch meine Stärke, dass ich die tolle Atmosphäre hier aufsaugen und mit ins Rennen nehmen kann“, sagte Köhler und genoss den Jubel der begeisterten Fans vor und nach dem Finale. Vor neuneinhalb Wochen war sie in Fukuoka (JPN) bereits WM-Fünfte mit deutschem Rekord (57,05) geworden, nach der anschließenden Urlaubspause hatte sie nun aber nicht schon wieder mit solchen Topzeiten gerechnet. „Wir haben zuletzt erst einmal viel Rumpftraining gemacht und an meinen Schwächen gearbeitet, vor allen an meinen Kicks. Man sieht hier nun, dass ich dadurch bereits einige Zehntel gewonnen habe und nach dem Start nun nicht mehr ganz so weit weg bin. Das gibt mir Sicherheit fürs nächste Jahr.“ Das Ziel Olympische Spiele, das sie 2021 wegen einer Coronavirus-Infektion noch sehr unglücklich verpasst hatte, rückt so jedenfalls bereits in greifbare Nähe. Die Olympianorm (57,90) ist im kommenden Frühjahr wohl reine Formsache. Und wenn es so gut weitergeht, rückt dort vielleicht ja sogar ein Podestplatz in Reichweite.
Nicht ganz so ausgelassen zeigte sich Isabel Gose (SC Magdeburg) nach Rang vier über 800m Freistil, den Sieg hatte sich hier Lani Pallister (AUS/8:16,82) sichern können. „Ich habe an diesem Wochenende drei solide Rennen gezeigt, die anderen Mädchen vor mir haben halt noch keine Saisonpause gemacht, davon darf man sich jetzt nicht beeinflussen lassen“, sagte die 21-Jährige vom SC Magdeburg, die am Mittwoch nun weiter ins erste Höhentrainingslager dieser Olympiasaison reist. Mit Top-acht-Platzierungen beim Berliner Weltcup holten sich außerdem Celine Rieder (Sport-Union Neckarsulm/800m Freistil), Nele Schulze (SG Neukölln/50m Brust und 100m Freistil) sowie Kellie Messel (SV Nikar Heidelberg/200m Lagen) Schwung für die kommenden Aufgaben.
Nicht mal mehr 300 Tage sind es bis zu den Spielen in Paris, und der Weltcup in Berlin gab schon mal einen Vorgeschmack, was dort zu erwarten ist. Über 100m Freistil siegte Siobhan Haughey (HKG) am Sonntag in 52,02 Sekunden – diese Zeit hätte in Japan sogar zum WM-Titel gereicht. „Mit dieser Bestzeit habe ich nicht gerechnet, das ist eine schöne Überraschung“, sagte Haughey, die wie Zhang Yufei direkt von den Asienspielen angereist war. „Wir haben nun eine neue Saison, und bis Paris will ich dann viel schneller werden.“
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In der Berliner Meetingwertung mussten Haughey und Zhang am Ende nur einer Konkurrentin den Vortritt lassen: Kaylee McKeown. Die Australierin machte am Sonntag das Rücken-Triple in der deutschen Hauptstadt perfekt und siegte auch über 200m mit Weltcuprekord (2:06,47 Minuten). Und als ihr Triumph bereits feststand (denn drei Rennen kommen maximal in die Wertung), triumphierte sie zum Abschluss auch noch über 200m Lagen mit einer Klassezeit (2:10,76). Ein klarer Beweis, dass mit ihr auch im Kampf um die 100.000 US-Dollar Preisgeld für den Weltcup-Gesamtsieg zu rechnen ist. „Ich denke aber nicht ans Geld, das ist nicht der Grund, warum ich schwimme. Ich bin einfach nur froh, mich hier mit anderen tollen Athletinnen messen zu können. Berlin war deswegen wunderbar.“
Alle Siegerinnen des dritten Weltcup-Tages in Berlin
800m Freistil Frauen: Lani Pallister (AUS) 8:16,82
100m Schmetterling Frauen: Zhang Yufei (CHN) 56,74
200m Rücken Frauen: Kaylee McKeown (AUS) 2:06,47
50m Brust Frauen: Ruta Meilutyte (LTU) 29,56
100m Freistil Frauen: Siobhan Haughey (HKG) 52,02
200m Lagen Frauen: Kaylee McKeown (AUS) 2:10,76