Im 25m-Becken muss man stets etwas mehr rechnen als sonst. Bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften (DKM) in Wuppertal vom 16. – 19. November bezieht sich diese Binse des Schwimmsports aber nicht nur auf die Anzahl der zu absolvierenden Bahnen. Bei den Titelkämpfen mit fast 800 Aktiven in der prunkvollen Schwimmoper mit ihren über 1.500 Sitzplätzen werden gemäß den Nominierungsrichtlinien des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) diesmal nämlich auch noch bis zu vier Startplätze für die Kurzbahn-Europameisterschaften in Otopeni (ROM/05. – 10. Dezember) vergeben, und zwar an die Aktiven mit den punktbesten Leistungen gemäß World-Aquatics-Tabelle. Da kein konkretes Geschlechterverhältnis für die Verteilung vorgegeben ist, kommt es dabei nun auch zum mathematischen Duell zwischen Frauen und Männern.
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„Nominieren werden wir nur bei Zeiten, die internationalen Ansprüchen gerecht werden und einen EM-Start auch rechtfertigen“, betont Leistungssportdirektor Christian Hansmann. Nur mit deutlich über 900 Punkten dürften also Chancen bestehen beim großen Rechnen in Wuppertal. Zuzutrauen wäre dies beispielsweise Schmetterlingsspezialist Ramon Klenz (25/SG Neukölln Berlin) oder Brustlegende Marco Koch (33/SG Frankfurt), die im Kampf ums erste beziehungsweise vierte Olympiaticket früh in der Saison ein Ausrufezeichen setzen würden. Aber auch Talente wie Alina Baievych (14/TB1888 Erlangen) oder Nina Sandrine Jazy (17/SG Essen) könnten sich hier für weitere internationale Aufgaben empfehlen.
Für die EM-Teilnahme in Rumänien gesetzt worden waren vorab übrigens alle Aktiven des diesjährigen WM-Teams mit Einzelstarts in Fukuoka (JPN) oder Finalteilnahmen in den Staffeln dort, einigen davon passt der Trip jedoch nicht so recht in die Saisonplanung. Olympiasieger Florian Wellbrock, in Wuppertal über 400m und 800m Freistil gemeldet, startet lieber beim finalen Freiwasser-Weltcup ein paar Tage zuvor in Portugal, Brustrekordler Lucas Matzerath konzentriert sich nach der DKM dann bereits wieder auf die Langbahnrennen und schwimmt am ersten Adventswochenende beispielsweise beim Rotterdam Qualification Meet in den Niederlanden. In dieser besonderen Olympiasaison samt erstmaliger WM im Februar 2024 in Doha (QAT) setzt mancher Coach die Prioritäten lieber abseits der Kurzbahn.
Chancenlos wird das DSV-Team im Wendenkarussell vor den Toren Bukarests deswegen sicher trotzdem nicht sein, da Angelina Köhler, Nele Schulze und Ole Braunschweig (alle SG Neukölln Berlin) sowie Timo Sorgius (SSG Leipzig) dort Wettkampfpraxis gegen internationale Konkurrenz sammeln wollen. „Wir wollen unsere Trainingsinhalte wie die effektiven Tauchphasen auf hohem Niveau immer wieder abrufen“, erklärt der Berliner Bundesstützpunkttrainer Lasse Frank. Gelingt das, dürfen sich seine Aktiven auch in dieser Kurzbahnsaison sicher einiges ausrechnen.