Alle Augen waren auf Florian Wellbrock gerichtet. Bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal stieg der Olympiasieger am Samstag über 800m Freistil erstmals seit den Weltmeisterschaften in Fukuoka (JPN) wieder ins Becken. Und der Schwimmer vom SC Magdeburg enttäuschte nicht und lieferte in der Schwimm-Oper mit 7:36,93 Minuten einen ordentlichen Saisonstart ab. Zum Sieg reichte diese Zeit allerdings nicht, denn einer war an diesem Tag noch schneller: U23-Europameister Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) gewann in Weltjahreszeit von 7:34,05 und meldete damit einmal mehr seine Ansprüche auf den langen Strecken an. Zur Halbzeit des Rennens hatten beide noch gleichauf gelegen, doch auf der zweiten Hälfte machte Schwarz, der zuletzt auch schon beim Weltcup in Berlin überzeugen konnte, dann den Tagessieg perfekt. Dritter wurde mit 7:45,92 Henning Mühlleitner (Sport-Union Neckarsulm).
Eine weitere Weltjahresbestleistung, wenn auch mit ganz anderem Rennverlauf, steuerte kurz darauf Isabel Gose über 1500m Freistil bei. Die Magdeburgerin schwamm ein einsames Rennen, schon nach 500 Metern hatte die WM-Sechste des Sommers fast eine Bahn Vorsprung auf den Rest des Feldes. Auch in der Folge lieferte sie gleichmäßige Zwischenzeiten ab, entsprechend huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie nach 15:25,50 Minuten als Erste anschlug, mehr als 45 Sekunden vor Julia Ackermann (SC Chemnitz 1892/16:11,94). Aus deutscher Sicht war nur Sarah Wellbrock mit ihren 15:18,01 im Jahr 2019 (was damals Kurzbahn-Weltrekord bedeutete) jemals schneller.
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Neben der längsten stand am Samstag auch die kürzeste aller Freistilstrecken auf dem Programm. Über die 50m setzte sich bei den Frauen Angelina Köhler (SG Neukölln Berlin) durch, für sie war es nach den Schmetterlingstiteln über 50m und 200m bereits ihr dritter Triumph dieses Wochenendes. Als Zweite holte Jessica Felsner (SC Aqua Köln/24,26) ihr insgesamt schon fünftes Edelmetall, mit der Lagenstaffel ihres Vereins wurde sie am Sonnabend erneut Deutsche Meisterin. Dritte wurde mit neuem Jahrgangsrekord von 24,38 die 18-Jährige Nina Sandrine Jazy (SG Essen), die schon im Vorlauf eine nationale Bestmarke erzielt hatte (24,49) und sich im Finale nochmals steigern konnte. Bei den Männern siegte einmal mehr wieder Chad le Clos (21,53), der für die SG Frankfurt startende Südafrikaner gewann damit schon Titel Nummer sechs, nachdem er auch mit der Frankfurter Staffel erfolgreich war. Im Nachwuchsfinale schwamm Larus Thiel (SG Bayer/2009) mit 22,81 erneut Jahrgangsrekord.
Ebenfalls schon ihren jeweils dritten Erfolg des Wochenendes feierten über 50m Brust Lucas Matzerath (SG Frankfurt) in 26,73 Sekunden – der sich damit auf Platz zwei in der Weltjahresbestenliste einsortierte – sowie bei den Frauen die für den SC Aqua Köln startende Finnin Ida Hulkko (30,37). Sie setzte sich im Brustsprint vor Nele Schulze (SG Neukölln Berlin) durch, die vom Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) bereits für die Kurzbahn-Europameisterschaften vom 05. – 10. Dezember in Otopeni (ROM) gesetzt ist und mit neuem Jahrgangsrekord für 19-Jährige von 30,54 ihre vorzeitige Nominierung rechtfertigte. Schulze unterbot die bisherige Bestleistung von Sarah Poewe von 2002 (30,90) um fast vier Zehntel.
Einen Tag nach ihrem Premierentitel über 200m Rücken sammelte die ebenfalls erst 19 Jahre alte Kiley Wilhelm (SG Neukölln Berlin) direkt das nächste Gold ein und gewann auch über 100m Rücken in 58,41 Sekunden, was ebenfalls Jahrgangsrekord bedeutete. Wilhelm hatte bislang in den USA gelebt, hat aber deutsche Wurzeln und sich nun kürzlich der Berliner Trainingsgruppe von Lasse Frank angeschlossen. Als Vierte erzielte in diesem Rennen außerdem Linda Roth (SV Cannstatt) mit 59,64 einen neuen Jahrgangsrekord für 15-Jährige, die in diesem Jahr beim EYOF (European Youth Olympic Festival) so abgeräumt hatte. Bei den Männern trafen auf dieser Strecke mit Christian Diener (Potsdamer SV), Ole Braunschweig (SG Neukölln Berlin) und Marek Ulrich (SSG Leipzig) gleich drei DSV-Asse mit internationalen Meriten aufeinander. Am Ende setzte sich der Potsdamer, der tags zuvor schon die 200m Rücken gewonnen hatte, in 51,44 Sekunden knapp durch, dahinter schlugen Braunschweig und Ulrich zeitgleich in 51,73 als Zweite an.
Über 200m Lagen lieferte Sieger Ramon Klenz (SG Neukölln Berlin) weitere Argumente für einen Start bei der Kurzbahn-EM. Der Titelverteidiger drückte von Beginn an aufs Tempo und siegte wie schon über 400m Lagen diesmal in 1:55,84 Minuten – die zweitbeste Zeit eines Europäers in diesem Jahr – vor Jeremias Pock (SG Mittelfranken/1:57,33) und Geburtstagskind Marius Zobel (SC Magdeburg/1:58,18). Bei den Frauen gewann Julia Titze (SG Stadtwerke München) in 2:09,94.
Aber nicht nur die Aktiven wurden am Samstag bejubelt, auch die ehemaligen Mitglieder der Nationalmannschaft bekamen vom fachkundigen Publikum noch einmal viel Applaus. In der Schwimm-Oper wurden Dorothea Brandt, Aliena Schmidtke, Alexandra Wenk, Robin Backhaus und Philip Heintz von DSV-Vizepräsident Kai Morgenroth und Tjark Schroeder, Leiter der Abteilung Wettkampfsport Schwimmen, feierlich aus dem Leistungssport verabschiedet.
Alle Deutschen Kurzbahn-Meister*innen des dritten Tages:
50m Freistil Frauen: Angelina Köhler (SG Neukölln Berlin) 24,05
1500m Freistil Frauen: Isabel Gose (SC Magdeburg) 15:25,50
50m Brust Männer: Ida Hulkko (SC Aqua Köln) 30,37
100m Rücken Frauen: Kiley Wilhelm (SG Neukölln Berlin) 58,41
200m Lagen Frauen: Julia Titze (SG Stadtwerke München) 2:09,94
4x50m Lagen Frauen: SC Aqua Köln (Eileen Nuyen, Ida Hulkko, Jessica Felsner, Kateryna Pokrass) 1:52,47
50m Freistil Männer: Chad le Clos (SG Frankfurt) 21,53
800m Freistil Männer: Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) 7:34,05
50m Brust Männer: Lucas Matzerath (SG Frankfurt) 26,73
100m Rücken Männer: Christian Diener (Potsdamer SV) 51,44
200m Lagen Männer: Ramon Klenz (SG Neukölln Berlin) 1:55,84
4x50m Lagen Männer: SG Frankfurt (Fritz Dietz, Lucas Matzerath, Chad le Clos, Sebastian Pierre-Louis) 1:36,21