Schwimmabzeichen

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Olympiasieger! Lukas Märtens erfüllt sich in Paris seinen Goldtraum

Paris 2024
27.07.2024 Kategorie: Schwimmen, Verband, Olympische Spiele

Foto: Jo Kleindl

Ganz Schwimm-Deutschland hatte mitgefiebert. Franziska van Almsick hatte Lukas Märtens ebenso viel Glück gewünscht wie Weltrekordler und Ex-Weltmeister Paul Biedermann, der im Interview großmütig zugegeben hatte, dass er seine Bestmarke über 400m Freistil an niemanden lieber abgeben würde als an seinen Landsmann. Er wünsche sich, dass Märtens seinen Weltrekord von 3:40,07 Minuten knackt und Olympiasieger wird.

Die Bestmarke darf Biedermann vorerst behalten, doch die Hoffnung auf einen deutschen Olympiasieg auf seiner einstigen Paradestrecke erfüllte sich am Samstag. Bereits am ersten Tag der Pariser Wettbewerbe sorgte Lukas Märtens nach 3:41,78 Minuten für den größten Erfolg eines deutschen Beckenschwimmers seit 36 Jahren und das erste Gold für einen deutschen Mann seit der Wende. 1988 hatten Uwe Daßler für die DDR ebenfalls über 400m Freistil und tags darauf „Albatros“ Michael Groß für die Bundesrepublik über 200m Schmetterling triumphiert, seitdem hatte im Becken kein deutscher Mann mehr bei Olympia gewonnen.

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Es war zugleich sportartenübergreifend das erste Gold für das Team Deutschland bei diesen Sommerspielen. Sichtlich gerührt lauschte Lukas Märtens, die Hand auf dem Herzen, der Nationalhymne, immer wieder musste er sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischen. Vielleicht ging ihm in diesem Moment noch einmal durch den Kopf, wie schwierig dieses Jahr begonnen hatte. Der Magdeburger war krank gewesen, einer der Gründe, weswegen er sich in diesem Jahr auf die 200m und 400m Freistil konzentrierte und auf die noch längeren Strecken verzichtete. Eine Entscheidung, die sich als richtig herausstellen sollte – als goldrichtig.

 „Ich würde sagen, die ganzen Eindrücke haben mich einfach berührt. Und ich habe angeschlagen, auf die Anzeigetafel geschaut und gedacht, das kann nicht sein, weil nach der Saison, nach den ganzen Strapazen, das war alles andere als abzusehen. Auch wenn die ganzen Vorleistungen dafürgesprochen haben, damit muss man erstmal umgehen, der Druck ist nicht ohne. Ich muss meine Gedanken und meine Gefühle einfach jetzt versuchen zu ordnen“, sagte Märtens.

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Im Finale machte der 22-Jährige von Beginn an Tempo, stilistisch wunderschön, mit langen, ruhigen Zügen. Einzig der Südkoreaner Kim Woomin konnte zunächst folgen, er wurde am Ende Dritter mit 3:42,50, Silber sicherte sich im Endspurt noch der Australier Elijah Winnigton (3:42,21). Der Deutsche lag bis zur letzten Wende sogar noch auf Weltrekordkurs, erst auf der letzten Bahn offenbarte sich der enorme Vorteil der Hightech-Anzüge, den Biedermann damals gehabt hatte. „Es war ein solides Rennen. Die letzten Meter taten ein bisschen weh. Können sie auch. Ich denke, damit kann man gewinnen. Damit muss ich mich auch nicht verstecken. Ich denke, viele haben diesen Rekord erwartet, dass der fällt. Es ist mir scheißegal, ob der jetzt gefallen ist oder nicht. Ich bin da ganz oben und ich denke, das habe ich mir verdient“, so Märtens.

Das Publikum in der La Défense Arena tobte; eine vergleichbare Stimmung hatte der Magdeburger nach eigener Aussage bislang nur beim Fußball erlebt, wie er schon am Vormittag staunend berichtete. Beim Finale war es dann nochmal lauter, und alle jubelten sie ihm zu: dem neuen Olympiasieger. „Es war einfach total geil, in diese Halle einzulaufen. Es waren so viele deutsche Fans da, das Publikum. Ich habe das natürlich mitbekommen. Beim Rennen habe ich nichts mitbekommen. Da bin ich einfach in mein Ding geschwommen.

Da habe ich gedacht, ich schwimme in Magdeburg gegen meine Trainingskollegen. Man muss sich einen Plan zurechtlegen. Man darf nicht die ganze Zeit denken, ich muss, ich muss, ich muss, ich muss gar nichts. So bin ich da auch rangegangen. Das ist eigentlich auch das Motto für meine Saison gewesen.“ Bereits am Sonntag ist Märtens über 200m Freistil erneut im Einsatz. „Das ist natürlich hammerhart. Aber ich glaube, das habe ich die letzten Jahre geübt. Deswegen heißt es jetzt jede Sekunde, jede Minute nutzen für die Regeneration. Weil ich glaube, ich habe noch die eine oder andere Chance auf Edelmetall.“

Auch Trainingskollege Florian Wellbrock freut sich für den Sieger: „Ich habe ihm das von vornherein zugetraut, natürlich auch von ganzem Herzen gewünscht. Was mich jetzt im Endeffekt eigentlich so überrascht hat, war seine Souveränität. Also reingesprungen, überhaupt nichts anbrennen lassen, das Ding von vorne ein bisschen durchgezogen. Und es ist dann natürlich schön, bei ihm zu sehen, wie er jetzt in diesem Olympiazyklus und diesen drei Jahren eigentlich gewachsen ist, also sportlich und auch menschlich. Und an dieser Entwicklung irgendwo so dicht dran zu sein und das Ganze mitzuverfolgen, macht das Ganze umso schöner. Und ja, man kann ihm das nur von ganzem Herzen wünschen und sich mit ihm freuen. Weil er ist wirklich jemand, natürlich hat der Junge Talent ohne Ende, aber er hat auch extrem viel investiert und gearbeitet.“

Als Siebter in 3:46,59 komplettierte sein Trainingskollege Oliver Klemet (SG Frankfurt) das starke Ergebnis des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). Zwei Deutsche in einem 400m-Finale hatte bei den Männern übrigens zuletzt 1992 in Barcelona (ESP) gegeben, als Sebastian Wiese und Stefan Pfeiffer Sechste und Siebte wurden.

 

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