Auch wenn der Olympiasieg von Lukas Märtens über 400m Freistil natürlich alles überragte, drückte sich der bislang so starke Start des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) bei den Olympischen Spielen in Paris (FRA) am Samstag auch noch auf andere Weise aus. Zwei deutsche Rekorde gab es in den Finals zu bejubeln, den ersten besorgte ebenfalls über 400m Freistil Isabel Gose. Mit 4:02,14 Minuten blieb die 22-Jährige vom SC Magdeburg 25 Hundertstel unter ihrer eigenen Bestmarke; als Fünfte war sie in diesem Rennen damit die beste Europäerin und noch einmal einen Platz besser als vor drei Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokio (JPN). Besser waren bei Olympia auf dieser Strecke zuletzt Dagmar Hase (Zweite) und Kerstin Kielgaß (Vierte) jeweils 1996 in Atlanta (USA).
Auf der Außenbahn schwamm Gose ihr eigenes Rennen und ließ sich vom enormen Anfangstempo der Favoritinnen Ariarne Titmus (AUS), Summer McIntosh (CAN) und Katie Ledecky (USA) nicht beeindrucken. Zur Halbzeit war die Magdeburgerin zunächst Sechste, auf der zweiten Rennhälfte konnte sie sich dank ihrer klugen Laufeinteilung sogar noch um einen Platz verbessern.
„Das ist gar nicht so einfach. Also ich sitze da im Zelt, muss meine eigene Nervosität irgendwie unter Kontrolle bekommen und dann schwimmen die Jungs da so ein Rennen. Das ist ja jetzt nicht das erste Mal. Und wenn dann sowas passiert, also wenn Lukas da Olympiasieger wird, dann übermannt einen danach natürlich die Gefühle. Also man muss halt wirklich versuchen, da irgendwie einen kühlen Kopf zu bewahren und man weiß, dass mir das nicht immer ganz so gelingt. Ich glaube, ich habe es jetzt mal ganz gut hinbekommen, habe den Schwung mitgenommen“, sagte Gose. Vorne ging derweil die Post ab, das Duell der drei (aktuellen beziehungsweise ehemaligen) Weltrekordhalterinnen auf dieser Strecke war schon im Vorfeld als einer der Höhepunkte dieser Spiele bezeichnet worden. Am Ende setzte sich erneut Tokio-Olympiasiegerin Titmus in 3:57,49 durch, McIntosh (3:58,37) wurde Zweite, Ledecky (4:00,86) Dritte.
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Eine weitere nationale Bestmarke gab es über 4x100m Freistil der Männer. Dort hatten Josha Salchow (SV Nikar Heidelberg), Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg/Indiana University), Luca Nik Armbruster (SG Neukölln) und Peter Varjasi (TB Erlangen/Florida University) schon im Vorlauf mit 3:13,15 Minuten einen deutschen Rekord aufgestellt, den sie im Finale nochmals um mehr als acht Zehntel verbessern konnten. Mit 3:12,29 Minuten kam das DSV-Quartett damit auf Rang sieben – Gold ging an die USA (3:09,28) vor Australien (3:10,35) und Italien (3:10,70). „Also ich glaube, wir haben alle richtig Bock gehabt auf das Rennen. Wir haben die Euphorie alle aufgesogen. Die Vorleistung von Lukas hat uns nochmal gepusht. Ich persönlich war viel lockerer und deutlich schneller. Das ist ein internationales Highlight, was, glaube ich, sehr, sehr lange zurückliegt, dass es so gut lief“, sagte Salchow und lag damit richtig – besser waren die deutschen Freistilmänner zuletzt 2012 in London (GBR) als Sechste platziert. Salchow hatte bereits vor Olympia das ZiuelZiel ausgerufen, diesmal mit allen Staffeln ins Finale kommen zu wollen, der erste Schritt dorthin ist gemacht. „Die nächsten acht Tage werden, glaube ich, sehr, sehr geil“, so der Heidelberger.
Erstmals zwei Brustschwimmer im Olympiafinale, auch Köhler steht im Endlauf
Im Endlauf stehen am Sonntag auch Angelina Köhler (SG Neukölln) über 100m Schmetterling sowie Lucas Matzerath (SG Frankfurt) und Melvin Imoudu (Potsdamer SV) über 100m Brust. Köhler wurde mit 56,55 Sekunden Zweite ihres Semifinales, die Weltmeisterin von Doha (QAT) schwamm damit insgesamt die viertschnellste Zeit der Vorschlussrunde. Auf der ersten Bahn lag sie wie so oft zunächst noch etwas zurück, auf den zweiten 50 Metern spielte sie dann aber ihre bekannte Stärke aus. Die 23-Jährige steht damit als erste deutsche Schwimmerin seit Franziska van Almsick in einem 100m-Schmetterlings-Finale, die 1992 in Barcelona (ESP) dereinst Platz sieben belegte. Schnellste im Halbfinale war Weltrekordlerin Gretchen Walsh (USA), die als Siegerin des Köhler-Laufes mit 55,38 Sekunden einen neuen olympischen Rekord aufstellte – eine Zehntel schneller als die bisherige Olympiabestzeit der Schwedin Sarah Sjöström.
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Bei den Brustschwimmern machte es Imoudu spannend und lag mit 59,38 Sekunden zunächst zeitgleich mit dem Italiener Ludovico Viberti auf Rang acht, im Swim-Off um den letzten Finalplatz setzte sich der Europameister dann aber mit 59,69 zu 59,90 durch. Damit stehen erstmals seit Einführung dieser Strecke 1968 in Mexiko-Stadt (MEX) gleich zwei Deutsche in einem Olympiafinale über 100m Brust. Denn im ersten Halbfinale hatte auch schon Lucas Matzerath als Vierter dieses Laufes und Gesamt-Siebter mit 59,31 Sekunden seinen Platz im Endlauf gesichert. Neunter war er 2021 in Tokio gewesen, danach dann dreimal hintereinander im WM-Finale – und jetzt erstmals auch bei Olympia. „Da gebe ich nochmal alles, um dann da wirklich mal mein Ding machen zu können. Zeigen zu können, was sich in der Vorbereitung gezeigt hat. Und dann da das Bestmögliche rauszuholen.” Nach diesem Auftakt nimmt das deutsche Team auf jeden Fall viel Schwung mit in die kommenden Tage.