Atmosphärisch war das Finale über 400m Lagen der Männer ganz sicher einer der Höhepunkte der Beckenwettbewerbe bei diesen Olympischen Spielen. Frenetisch feuerte das französische Publikum seinen Helden an, den Weltrekordler Léon Marchand, hielt Plakate in die Höhe und schwenkte die blau-weiß-roten Fahnen. 2023 hatte der Franzose nach 15 Jahren den Weltrekord des legendären Michael Phelps (USA) geknackt, in Paris (FRA) ist er nun einer der absoluten Superstars. Und dieser Rolle wurde Marchand am Sonntag mehr als gerecht, rund fünfeinhalb Sekunden betrug am Ende der Vorsprung bei seinem Sieg in neuer olympischer Rekordzeit von 4:02,95 Minuten vor Tomoyuki Matsushita (JPN/4:08,62) und Carson Foster (USA/4:08,66).
Mittendrin in diesem Tollhaus: Cedric Büssing. Schon die Finalqualifikation des Esseners hatte historische Dimensionen, schließlich hatte zuletzt 1992 in Barcelona (ESP) ein Deutscher in einem Olympiafinale auf dieser so anspruchsvollen Strecke gestanden. Mit einem deutschen Rekord am Vormittag (4:11,52) hatte sich der 20-Jährige den Platz im Endlauf verdient, am Abend wurde es dann nicht mehr ganz so schnell mit 4:17,16 und Rang acht.
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Was wohl auch an einem kleinen Missgeschick beim Start lag: „Meine Brille ist direkt beim Start verrutscht und voller Wasser gelaufen. Ich habe gar keine Luft bekommen und dann wurde alles schwer. Das ist Mist, die Nervosität war sehr hoch“, sagte er. Trotzdem kann der Sportler von Coach Stephan Wittky stolz sein auf seinen Auftritt bei seiner Olympiapremiere.
Olympiasieger Märtens greift nochmal an
Im Team des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) erfüllt Lukas Märtens die Rolle des Superstars, die Marchand in Frankreich innehat. Nach seinem Olympiasieg über 400m Freistil hat der Magdeburger nun auch über die halb so lange Distanz eine weitere gute Medaillenchance. In den Halbfinals über 200m Freistil zeigte Märtens mit 1:45,36 Minuten die viertschnellste Zeit – Bester im Semifinale war David Popovici (ROU) mit 1:44,53, doch dahinter war alles eng beieinander. Die Entscheidung fällt am Montagabend ab 20:30 Uhr live in der ARD.
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„Der Weg ins Finale war schon nicht mehr ganz so locker, ich musste schon ordentlich Gas geben, vor allem, weil ich auf der Rückbahn von den Jungs weggeatmet habe aus der Mitte. Deshalb wusste ich nicht, was da wirklich abgeht. Ich habe das, denke ich, sehr solide gemacht. Jetzt geht es für morgen weiter zu regenerieren“, sagte Märtens über seinen Auftritt. Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg/Indiana University), der zweite Deutsche im Halbfinale, kam mit 1:47,34 auf Platz 15.