Man darf Melvin Imoudu durchaus als Spätstarter im Schwimmsport bezeichnen, erst im Februar dieses Jahres, im Alter von bereits 25 Jahren, war der Potsdamer in Doha (QAT) erstmals bei einer WM gestartet, es folgte im Juni der Europameistertitel in Belgrad (SRB). So lange der Brustschwimmer brauchte, um den Schritt in die Weltklasse zu vollziehen, so rasant verlief also seine Entwicklung in den vergangenen Monaten, die ihn in Paris (FRA) nun ins olympische Finale befördert hat – und dort um ein Haar sogar aufs Treppchen. Nach 59,11 Sekunden schlug Imoudu im Endlauf am Sonntagabend als Vierter an, nur sechs Hundertstel hinter Weltrekordler Adam Peaty (GBR) und Weltmeister Nic Fink (USA), die mit 59,05 zeitgleich Platz zwei belegten, und auch nur acht Hundertstel hinter dem Italiener Nicolo Martinenghi (59,03) als neuem Olympiasieger in diesem Zentimeterkrimi.
„Dass es so knapp ist, kriegt man nicht mit. Man sieht den Nachbar höchstens, wenn überhaupt, und den Rest sieht man eigentlich gar nicht. Ich habe auch versucht, mein eigenes Rennen zu machen und mich nicht so sehr auf die anderen zu konzentrieren. Ich denke, ich habe mein Bestes gegeben. Ich habe gekämpft ohne Ende, und dass es jetzt letztendlich so knapp geworden ist, ist natürlich schade, aber ich freue mich natürlich auch, dass ich so weit gekommen bin“, sagte Imoudu.
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Und nicht nur er mischte in diesem Rennen munter in der Weltspitze mit. Einen Platz dahinter lieferte auch Lucas Matzerath (SG Frankfurt) als Fünfter in 59,30 ein starkes Rennen ab und lag damit ebenfalls noch vor so namhaften Schwimmern wie Arno Kamminga (NED/Sechster), Olympiazweiter von Tokio (JPN) auf dieser Strecke, oder Fukuoka-Weltmeister Qin Haiyang (CHN/Siebter). Noch nie hatten zwei Deutsche in einem Finale über 100m Brust gestanden, seit diese Disziplin 1968 ins olympische Programm aufgenommen wurde. Auch dank des Doppelpacks von Paris hat das Team des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) dort nun schon nach dem zweiten Tag der Beckenwettbewerbe mehr Finalteilnahmen zu Buche stehen – nämlich bislang neun, inklusive der bereits feststehenden Qualifikation von Lukas Märtens für den Endlauf über 200m Freistil, der dann morgen stattfindet – als in Tokio insgesamt, dort waren es am Ende acht. Ein klarer Ausdruck der geschlossenen Mannschaftsstärke des DSV bei diesen Sommerspielen.
In Japan war Matzerath als Neunter noch knapp am Endlauf vorbeigeschrammt, nach zuletzt auch drei WM-Finals hintereinander erzielte auch er nun aber eine weitere Top-Platzierung. „Das ist eine Steigerung zu meinen letzten Spielen. Ich habe mein Bestes gegeben, ich konnte mich auf der Außenbahn sehr gut auf mein eigenes Rennen konzentrieren. Angepeilt habe ich natürlich, nochmal meine persönliche Bestleistung, meinen deutschen Rekord zu knacken, womit ich ja auch jetzt oben in den Medaillenrängen gelandet wäre, das hat jetzt leider nicht ganz so funktioniert. Aber ich denke in Relation zu allem, was hier generell übers Feld hinweg abgeliefert wurde, bin ich mit meinen Leistungen sehr zufrieden“, so der Frankfurter.