Isabel Gose hat bei den Olympischen Spielen in Paris (FRA) die zweite Medaille für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) gewonnen. Über 1500m Freistil holte die 22-Jährige vom SC Magdeburg Bronze und stellte dabei mit 15:41,16 Minuten zugleich einen neuen deutschen Rekord auf. Den hatte bislang Sarah Wellbrock gehalten, die 2021 in Tokio (JPN) ebenfalls Olympiabronze über diese Strecke geholt hatte und die Gose in der Vergangenheit immer wieder als ihre Mentorin bezeichnet hatte, in deren Fußstapfen sie eines Tages treten wolle. Dieser Tag ist nun gekommen. Zuhause in Magdeburg fieberte auch Sarah Wellbrock mit und gönnte ihrer Nachfolgerin diesen Erfolg von Herzen.
„Man ist einfach so dankbar für das, was man erreicht hat. Da kommen einem so viele Menschen in den Kopf, die da mitgewirkt haben“, rang Gose nach dem größten Erfolg ihrer Karriere um die richtigen Worte. Bei Welt- und Europameisterschaften stand sie in der Vergangenheit schon mehrfach auf dem Treppchen, aber: „Die Medaillen, die ich bis jetzt gewonnen habe, das waren immer Medaillen, wo wirklich starke Mädels gefehlt haben. Und jetzt waren alle da. Und das wirklich so abzuliefern in dem Moment, das ist einfach schön.“ Mit Blick auf ihre erneute Leistungssteigerung meinte sie: „Ich habe die ganze Zeit gesagt, es muss dieser Step nach vorne gemacht werden, um eine Medaille zu gewinnen. Ich hatte es mir so gewünscht und so gehofft, dass das aufgeht, was wir uns erarbeitet haben. Und es ist aufgegangen. Jetzt fällt der Druck natürlich erstmal ab. Ich glaube, dass ich heute mental einen ganz, ganz großen Schritt nach vorne gegangen bin.“
Erst vor rund anderthalb Jahren hatte sich Gose in Richtung der ganz langen Kraulstrecken orientiert. In Paris war sie zwar auch über die 400m Freistil schon deutschen Rekord geschwommen und dort als Fünfte die beste Europäerin gewesen, doch die größten Medaillenchancen hatte sie von Anfang an beim längsten aller Beckenrennen über die 1500m, wo sie im Frühjahr in Doha (QAT) bereits WM-Bronze geholt hatte. Gold, so viel war ebenfalls klar, würde nur über US-Superstar Katie Ledecky gehen, die im Olympiafinale dann auch von Anfang an aufs Tempo drückte und bereits nach der ersten Bahn fast eine Sekunde Vorsprung herausgeschwommen hatte. Im Ziel waren es dann mehr als zehn Sekunden, mit 15:30,02 Minuten erzielte die Amerikanerin einen olympischen Rekord und ist jetzt nur noch zwei weitere Goldmedaillen davon entfernt, die erfolgreichste Olympionikin aller Zeiten zu werden.
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Silber sicherte sich die Französin Anastasiia Kirpichnikova (15:40,35), dahinter lieferten sich Simona Quadarella (15:44,05) und Gose ein Kopf-an-Kopf-Duell um Platz drei. Noch nie hatte die Deutsche gegen die zweimalige und amtierende Weltmeisterin aus Italien gewinnen können, und rund 250 Meter vor Schluss sah es so aus, als könne Quadarella mit einer Tempoverschärfung die entscheidenden Meter herausschwimmen. Doch Isabel Gose hielt dagegen, erhöhte ihrerseits noch einmal das Tempo und setzte sich im Endspurt schließlich durch. „Ich habe Simona im passenden Moment geschlagen. So viele Rennen habe ich gegen sie verloren, ich war schon am Verzweifeln, weil das natürlich auch an die Psyche geht. Ich wusste einfach auf den letzten 100: Ich kann das. Und ich habe die Kraft dafür. Und ich habe so sehr an mich geglaubt, dass ich sogar noch fast die Französin geschlagen habe.“ Besonders beeindruckend: Abgesehen vom Start waren die letzten und die vorletzten 50 Meter Goses schnellste Bahnen des gesamten Rennens. „Keinem gönnt man es mehr als Isa. Als ich das im Vorstart gesehen habe, hat mir das auch nochmal einen Schub gegeben“, meinte auch ihr Trainingskollege und Ex-Freund Lukas Märtens, der nur wenige Minuten danach selbst an der Reihe war und diesen Rückenwind mitnahm, um ins Finale über 200m Rücken zu schwimmen.
Als Jüngste in diesem illustren Finalfeld über 1500m Freistil kam ihre Trainingskollegin Leonie Märtens mit 16:12,57 auf Platz acht, schon das Erreichen des Endlaufs war für sie ein großer Erfolg. Nach ein paar Tagen Verschnaufpause wird Märtens in der kommenden Woche auch noch im Freiwasser starten. Für Isabel Gose gehen diese bislang so erfolgreichen Olympischen Spiele bereits am morgigen Donnerstag weiter: Dann geht sie mit der deutschen 4x200m-Freistilstaffel ins Becken, einen Tag später (02. August) dann auch noch über 800m Freistil.
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