Als „Spaßstrecke“ hatte Lukas Märtens die 200m Rücken bezeichnet, über die sich der Kraulspezialist und Olympiasieger über 400m Freistil bei den Olympischen Spielen in Paris (FRA) überraschend auch noch einmal für das Finale qualifiziert hatte. Überraschend auch deshalb, weil er und sein Trainer Bernd Berkhahn die Rückenlage nur etwa einmal pro Woche trainieren, während sich die Spezialisten und Kontrahenten im Endlauf tagtäglich damit beschäftigen. Und ganz viel Spaß bereitete Märtens den deutschen Schwimmfans auch bei seinem letzten Auftritt bei diesen Sommerspielen noch einmal. Als Achter stellte der 22-Jährige vom SC Magdeburg mit 1:55,97 Minuten eine neue persönliche Bestzeit auf.
„Es war hart, sehr hart, aber letztendlich bin ich super zufrieden. Auch als Achter, als der achtbeste Rückenschwimmer der Welt. Das ist auch nicht so schlecht nach jetzt zehn Rennen. Damit kann ich sehr, sehr zufrieden sein. Dazu auch noch Bestzeit, tipptopp eigentlich“, sagte er.
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Am Vormittag hatte Märtens noch einmal an der Technik gefeilt und insbesondere an den Tauchphasen gearbeitet, wo Berkhahn und er nach dem Halbfinale noch Reserven erkannt hatten. Und vielleicht holte er genau dort die Hundertstel heraus, die ihm nun eine neue Bestleistung bescherten. Auch zum deutschen Rekord von Jan-Philip Glania aus dem Jahr 2012 (1:55,87) fehlte nur eine Zehntel. Es ist wohl keine allzu kühne Prognose, dass dieser schon bald fällig sein könnte. „Ich denke, am Ende haben einfach die Körner gefehlt. Ich glaube, Jan-Philip Glania ist nicht im zehnten Rennen seinen Rekord geschwommen und auch nicht bei den Spielen. Der Rekord fällt irgendwann. Aber jetzt war noch nicht wirklich die Zeit“, meinte Märtens. Er hat auf der Rückenstrecke hier in Paris trotzdem alle überrascht, sogar seinen Coach. „Aber es ist immer gut, wenn man nicht nur auf eine Lage oder Hauptstrecke festgelegt ist und eine weitere Option hat, die ergibt sich jetzt bei Lukas“, freute sich Berkhahn über die positive Entwicklung.
Im Kampf um die Medaillen hatte der Grieche Apostolos Christou sein Heil in der Flucht gesucht und gewaltig begonnen; nach 100m lag er 75 Hundertstel vorne, nach 150m sogar mehr als eine Sekunde. Trotzdem reichte es für ihn in 1:54,82 nur zu Silber, denn auf der letzten Bahn kam der Ungar Hubert Kós noch einmal stark auf, der Weltmeister von Fukuoka (JPN) 2023. Am Ende siegte Kós mit 1:54,26, Bronze ging an den Schweizer Roman Mityukov (1:54,85).
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Lukas Märtens war erst der zweite Deutsche seit der Wende in einem olympischen Finale über 200m Rücken. Der andere und bislang letzte war 2016 in Rio de Janeiro (BRA) Christian Diener als Siebter gewesen. Fast noch beeindruckender ist die Regelmäßigkeit, mit der der Magdeburger in Paris in die Top acht schwamm. Dieses Finale war sein insgesamt fünftes bei ebenso vielen Starts in der französischen Hauptstadt, mehr bei einer Veranstaltung hatte bei den Männern aus Deutschland zuletzt 1988 „Albatros“ Michael Groß erreicht. Nach dem letzten Rennen kann er nun endlich die Zeit finden, die vielen Eindrücke der vergangenen Tage zu verarbeiten, und die Zeit genießen. „Auf jeden Fall möchte ich noch mal ins Disneyland. Da war ich früher schon zwei, drei Mal“, verriet er. Und auch ein bisschen gefeiert werden wird in den kommenden Tagen sicherlich. „Aber ich habe immer noch ein Team, das auch performen muss. Von daher muss ich da auch noch ein bisschen schauen, dass ich die nicht zu sehr ablenke.“