Auch über die 800m Freistil will Isabel Gose im Finale am Samstagabend (ab 20:30 Uhr live im ZDF) wieder ein gutes Ergebnis erreichen, allein schon aus familiären Gründen. Ihr Vater war zu den 1500m Freistil noch verhindert gewesen und reiste zusammen mit seinem besten Freund erst jetzt nach Paris (FRA). Auch für ihn will die 22-Jährige vom SC Magdeburg im Becken der La Défense Arena noch einmal eine solche Show bieten wie zuvor über die längste Kraulstrecke, auf der sie vor wenigen Tagen bekanntlich Olympiabronze gewinnen konnte.
Und die Chancen stehen nicht schlecht. „Ich würde mal wieder sagen, hinter Platz eins ist alles offen“, meinte sie selbst. Dieser ist wohl an Katie Ledecky (USA) vergeben, die Amerikanerin – Vorlaufschnellste – kann ihre insgesamt neunte olympische Goldmedaille gewinnen und mit der russischen Turnerin Larisa Latynina als Sportlerin mit den bislang meisten Olympiasiegen gleichziehen. Doch hinter der großen Favoritin war das Feld in den Vorläufen eng beisammen, und Gose als dort zunächst Fünftplatzierte mittendrin.
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Nach dem Edelmetall über 1500m Freistil hatte die Magdeburgerin noch etwas Sorgen gehabt: „Man muss aufpassen, dass nicht zu viel Druck abfällt, das ist eine Situation, mit der ich halt erstmal umgehen muss.“ Mittlerweile darf man konstatieren, dass die Spannung immer noch da ist. „Das war ein großer Schritt für sie, auf den 1500 Metern haben wir alle schon länger auf diesen Leistungsschritt gewartet. Den hat sie jetzt vollzogen. Ich hoffe, dass ihr das nochmal Selbstvertrauen gibt und sie an sich glaubt, dass sie zu den Besten der Welt gehört. Sie ist mit ihrer Entwicklung noch nicht am Ende“, sagte auch Trainer Bernd Berkhahn. Bei den Weltmeisterschaften in Doha (QAT) gewann Gose über 800m Freistil bereits Silber. Auch diesmal ist eine Medaille möglich, ebenso wie der deutsche Rekord, den seit 2019 Sarah Wellbrock hält – 8:16,43 Minuten, Goses Bestzeit liegt mit 8:17,53 nicht weit davon entfernt. Über 1500m Freistil hatte sie Wellbrocks Bestmarke zuletzt bereits unterboten. „Sie möchte natürlich an ihre tolle Leistung von den 1500 Metern anschließen. Der Vorlauf war sehr souverän, sie hat gemerkt, dass sie noch deutlich mehr kann, und sie ist bester Dinge für heute Abend“, glaubt Berkhahn fest an seine Athletin.
Deutsche Lagenstaffel schwimmt ins Finale
Im olympischen Finale, allerdings erst am Sonntag, steht auch die 4x100m-Lagenstaffel der Männer. Nach Platz acht im Vorlauf mit 3:32,51 Minuten hat sich das Quartett mit Ole Braunschweig (SG Neukölln), Lucas Matzerath (SG Frankfurt), Luca Nik Armbruster (SG Neukölln) und Josha Salchow (SV Nikar Heidelberg) einen weiteren Auftritt beim großen Finale der Beckenwettbewerbe verdient. „Das war eine geile Teamleistung“, sagte Matzerath.
Für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) war es das insgesamt 17. Finalticket bei diesen Sommerspielen; 2021 in Tokio (JPN) waren es im Becken acht gewesen. Beinahe wäre in Paris sogar noch ein weiteres hinzukommen, die 4x100m-Lagenstaffel der Frauen mit Laura Riedemann (SV Halle), Anna Elendt (SG Frankfurt), Angelina Köhler (SG Neukölln) und Nina Holt (SG Mönchengladbach) schwamm als Neunte in 3:58,12 nur hauchdünn um einen Platz am Finaleinzug vorbei. „Natürlich ist es schade, dass es wieder so knapp nicht gereicht hat, aber wir haben echt ein gutes Rennen gemacht und können trotzdem stolz sein”, fand Holt. „Wir waren nochmal zwei Sekunden schneller als unsere Meldezeit, das ist schon mal ein großer Erfolg”, sagte Elendt.
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Hoffnungen auf den Endlauf hatten sich über 1500m Freistil auch Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) und Florian Wellbrock (SC Magdeburg), in den sehr schnellen Vorläufen mit gleich acht Zeiten von 14:45 Minuten oder schneller – zum Vergleich: in Tokio war der Vorlaufschnellste 2021 langsamer als jetzt der Achtplatzierte – mussten beide allerdings vorzeitig die Segel streichen. Schwarz kam mit 14:51,97 auf Rang zehn, Wellbrock mit 15:01,88 auf Platz 14. „Wir waren uns eigentlich sicher, dass das ein gutes Rennen wird, weil die Leistung im Training und in der Vorbelastung war toll. Das passt aber alles absolut nicht zu den Trainingswerten, die wir erhoben haben oder die er auch im Training zeigt. Wir können ihn jetzt nur trösten und stützen”, sagte Berkhahn zur Leistung von Wellbrock. Schwarz meinte zu seinem Auftritt: „Das Rennen war insgesamt in Ordnung, trotzdem sollte das nicht unser Anspruch sein, im Vorlauf rauszufliegen. Das muss man jetzt analysieren und die nächsten Jahre ein bisschen mehr daran arbeiten, dass man hintenraus nochmal was drauflegen kann, weil daran hat es jetzt glaube ich gefehlt. Aber im Großen und Ganzen kann ich mit den Spielen echt zufrieden sein. Hätte mir das jemand mit dem fünften Platz über 800 Meter vorher jemand gesagt, hätte ich das auf jeden Fall unterschrieben.”