Drei Tage, sechs Spiele und vier U-19 Nationalteams. Das waren die Eckpfeiler beim ersten Hamburg Cup, ausgetragen auf der Vereinsanlage des SV Poseidon im Olloweg. In Rundenform standen sich die Nachwuchsteams aus Australien, Deutschland, der Slowakei und der Türkei gegenüber.
Als Ehrengäste waren der vielfache DSV National-Torwart Alexander Tchigir, Bundestrainer Hagen Stamm und der Vorsitzende der DSV Fachsparte Wasserball, Ewald Voigt-Rademacher in Hamburg zu Gast.
Die Hansestadt, ein weiteres Mal Gastgeber einer internationalen Veranstaltung, bot dabei den Teams aus Europa eine wichtige Einstimmung für die Junioren-EM. Die Spieler der Jahrgänge 1993 und jünger durchlaufen intensive Maßnahmen mit Vorbereitungsturnieren und Trainingslehrgängen, um sich auf die JEM vom 2. bis 9. September in Canet-en-Roussillon (Frankreich) vorzubereiten.
Auf die deutsche Auswahl warteten beim Hamburg Cup interessante Kontrahenten: So hatten die Slowakei und die Türkei vor zwei Jahren bei der damaligen U17-Europameisterschaft in Stuttgart jeweils vor der DSV-Auswahl gelegen. Die Slowakei wird zudem auch einer der Vorrundengegner der deutschen Mannschaft bei der anstehenden JEM sein.
Komplettiert wurde das Feld durch Australien. Der zuletzt spielstarke Nachwuchs aus "down under" absolviert eine seiner jährlichen Sommertouren in der Wasserball-Hochburg Europa und legte eine Station in Hamburg ein. Das Team um den australischen Coach Duncan Greenbank lag in den jüngsten Vergleichen gegen die DSV-Auswahl jeweils vorne, so dass im Vorfeld einige packende Begegnungen erwartet werden durften.
Interessant war hierbei, in welcher Form sich das 15er-Aufgebot des DSV um das Trainerduo Vlad Hagiu (Magdeburg) und Florinel Chiru (Berlin) befindet. Das deutsche Team bereitete sich schon seit vergangenem Dienstag an der Elbe auf dem Weg nach Canet vor und absolvierte Trainingseinheiten mit den ebenfalls früh angereisten Australiern.
Dies schien vielleicht auch ein Grund zu sein, dass es zu Turnierbeginn für die deutsche Auswahl ein Auftakt nach Maß wurde. Nachdem die Slowaken im ersten Spiel des Tages einen am Ende klaren 12:8 Erfolg gegen die Australier feiern konnten, wurden die Zuschauer auch beim ersten Auftritt der Deutschen mit vielen Toren verwöhnt. Ein in dieser Höhe unerwartet klares 18:8 der DSV-Auswahl gegen etwas müde wirkende Türken wurde verbucht und somit eine kleine Revanche für die damalige U17-Europameisterschaft genommen. Vielleicht lag es auch an dem für südeuropäische Verhältnisse etwas kaltem Wasser.
Die zweite Vorstellung am Samstag verlief alles andere als nach dem Geschmack der deutschen Auswahl. Zwar lag man nach Toren von Timo van der Bosch und Lukas Deike nach 5 Minuten gegen den angehenden Vorrundenkontrahenten des EM-Turniers mit 2:1 Toren in Führung, doch der Rest der Partie lief an der DSV-Auswahl nahezu vorbei. Drei Treffer der Slowaken in Folge bescherten im zweiten Viertel eine 4:2 Führung. Ein entscheidender Faktor für den Spielverlauf war aus Sicht der DSV-Akteure sicherlich das unzureichende Überzahlspiel. Eigentlich eine gute Möglichkeit innerhalb von 20 Sekunden ein Tor zu erzielen, glich es in dieser Partie eher einer Bestrafung, wenn einer der Slowaken für kurze Zeit pausieren musste. Bei 13 Versuchen in der Überzahl konnte das deutsche Team um Trainer Hagiu nur eine einzige verwerten.
Unzufrieden mit der Leistung zeigte sich der Mannschaftsstab: „Wir sind die Treppe wieder eine Stufe runtergefallen“, sagte Teammanager Philippe Knall (Esslingen) unter Hinweis auf die gute Vorstellung im Auftaktspiel. Neben dem schwachen Überzahlspiel fehlte die mentale Stärke: „Wir haben uns nach dem unberechtigten ersten Treffer der Slowaken verunsichert gezeigt", bemängelte Knall.
Nachdem die Slowaken am Sonntag mit einem 14:7 gegen die Türkei den Turniersieg perfekt gemacht hatten, ging es für das deutsche Team im anschließenden Spiel gegen Australien immerhin noch um Platz 2. Hatte man die Partien unter der Woche in den Trainingsspielen relativ ausgeglichen gestalten können, zeigten sich die Spieler um Kapitän Manuel Grohs konzentriert in der Abwehr und führten zum Ende des zweiten Viertels bereits mit 5:0.
Doch auch im letzten Spiel wurde die Überzahlschwäche deutlich. Von 11 Möglichkeiten wurde nur eine in den regulären 20 Sekunden genutzt. Und so kam es, dass aufgrund der ebenfalls schwachen Überzahlausbeute der Australier (11/1), derjenige gewann, der mehr Tore aus dem regulären Spiel erzielen konnte. Das war letztendlich doch verdient mit 8:6 das Team Deutschland. „Wir sind unterm Strich zufrieden", zog Teammanager Knall sein Schlussfazit.
Die Siegerehrung wurde durch den Hamburger Sportstaatsrat Karl Schwinke, den DSV-Repräsentant und Turnierleiter Rolf Lüdecke, den 1. Vorsitzenden des Hamburger Schwimmverbandes Dietmar Schott und den 2. Vorsitzenden des SV Poseidon Hamburg Thomas Ahme durchgeführt und gab der Veranstaltung einen gebührenden Abschluss. Der beste Torwart und der Torschützenkönig erhielten als Ehrenpreis einen Senatsteller der Stadt Hamburg.
Die Tore für das U19-Wasserball Team Deutschland erzielten:
Kevin Götz, Lukas Deike (2 Tore), Gilbert Schimanski (1) (alle White Sharks Hannover), Marco Watzlawik, Valentin Finkes (4) (SSV Esslingen), Philipp Kalberg (5), Manuel Grohs (6) (ASC Duisburg), Ulf Ranta (1) (SV Bayer 08 Uerdingen ), Vincent Hebisch (4), Tim Donner (1) (Wasserfreunde Spandau 04), Jakob Ströll (3) (SV Weiden 1921), Arne Hillebrand (1) (SGW Rote Erde/SV Brambauer), Timo van der Bosch (4) (SV Nikar Heidelberg)
Günther Quast [GQ] im Kurzinterview mit Hagen Stamm [HS] (Bundestrainer der deutschen Wasserballnationalmannschaft der Herren):
GQ: Welche Erkenntnisse können Sie für den deutschen Wasserballsport aus diesem Turnier ziehen?
HS: Zuerst sollte man erkennen, dass hier Jungs von einer deutschen Mannschaft im Wasser sind, die Spaß an ihrem Sport haben und auch wollen. Wenn man sich ansieht, welche Entwicklung sich vollzogen hat, dann ist dies schon ein Quantensprung im Vergleich zu dem Turnier in Holland. Ich hoffe, dass an den Leistungen von gestern angeknüpft werden kann und im Hinblick auf die anstehende EM eine gute Figur abgegeben wird. Das allgemeine Ziel ist es, auch vom Trainer Vlad Haigu, wieder unter die ersten 8 zu kommen. Wenn die Jungs weiter so konzentriert arbeiten, ist es auf jeden Fall machbar.
GQ: Sind die derzeitigen Spieler der U-19 schon in die Bundesligavereine integriert oder spielen BL-Vereine nur mit älteren Spielern?
HS: Glücklicherweise haben wir Trainer, die nicht denken, dass Leistung etwas mit dem Alter zu tun hat. Ich habe z.B. mit 15 Jahren meine erste Bundesligasaison gespielt. Daran sieht man, dass es auch schon in jungen Jahren möglich ist. Die meisten der Spieler sind auch schon in der Bundesliga im Einsatz, so dass wir den einen oder anderen bestimmt bald in der Stammformation sehen werden. Wir haben im Übrigen in Deutschland eine zweite Neuerung im System. Wir werden ab diesem Jahr eine B-Jugend Bundesliga einführen, die überregional mit 11-12 Mannschaften besetzt sein wird, so dass unsere 17jährigen auf noch höherem Wettkampfniveau entsprechende Praxis sammeln können. Denn die Jugendlichen sind die Zukunft und wir brauchen mehr Breite und Druck von unten, damit die älteren Spieler es nicht so einfach haben.
GQ: Herr Stamm, dieses Turnier findet erstmalig in Hamburg statt. Welche Zukunftschancen geben Sie einer Fortführung dieses Turniers in Hamburg in den kommenden Jahren?
HS: Das Poseidonbad hat für mich historische Erinnerungen. Ich selber habe vor gut 40 Jahren hier, wo man es noch durfte, unter dem Dach geschlafen. Weiterhin verbinde ich mit diesem Bad immer, dass es kalt war, egal wann man gespielt hat, das Wasser war immer kalt; aber und das muss man sagen, es ist eine wunderschöne Anlage und ich glaube es ist ein Riesenschritt für Hamburg, dass dieses Turnier durchgeführt wurde und ich hoffe, dass es in Zukunft auch wieder so sein wird. Auch möchte mich bei allen Organisatoren bedanken, allen voran Thomas Schlünz, dass er sich bemüht hat, den Jugendwasserball in Hamburg wieder nach vorne zu bringen.
Mit dem Landesleistungszentrum, das im kommenden Jahr eröffnet wird, ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gemacht, und in einer Stadt wie Hamburg und mit einem Verein wie dem SV Poseidon, sollte sich auch langfristig der Bundesligawasserball bei den Herren wieder etablieren. Wir brauchen in den großen Städten einfach eine Sportart wie Wasserball. Daher bin ich mir sicher, dass der DSV dieses Turnier als langfristige Einrichtung hierher geben wird.
Gekürztes Interview vor dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Slowakei
(Autor: Sven Sethmann, Foto: Wolfgang Genat)