Isabel Gose krault im 400m-Freistil-Finale auf Rang fünf

- 18.06.2022
Eine Erwärmung brauchte Isabel Gose vor ihrem Finale über 400m Freistil nicht mehr. Kurz vor ihrem eigenen Rennen schwamm ihr Freund Lukas Märtens über dieselbe Distanz zur Silbermedaille, Gose fieberte natürlich mit und hüpfte vor Begeisterung auf und ab. „Ich kann da meine Emotionen nicht zurückhalten, auch wenn ich danach ein Rennen habe. Ich freue mich dann zu sehr, als mich auf da weiter auf den Stuhl zu fesseln und cool zu bleiben.“
Mit Platz fünf lieferte die 20-Jährige kurz darauf auch selbst ein weiteres Top-Ergebnis ab und war damit noch einmal einen Platz besser als im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio (JPN), wo sie Sechste wurde. In 4:03,47 Minuten blieb Gose bei den Weltmeisterschaften in Budapest (HUN) zudem nur drei Zehntel über ihrem eigenen deutschen Rekord aus Tokio.
Doch zufrieden gibt sich die ambitionierte Schwimmerin damit nicht: “Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Ich habe viel mehr drauf, ich weiß nicht, warum ich es im Wettkampf nicht umsetzen konnte. Man versucht immer, das Beste aus sich rauszuholen. Wenn man die Trainingsergebnisse sieht, hofft man natürlich einfach. Wenn es im Wettkampf dann nicht so klappt, wie man es sich vorstellt, ist man natürlich enttäuscht.”
Trotzdem: Als erste Deutsche seit dem Weltmeistertitel von Hannah Stockbauer 2003 in Barcelona (ESP) hatte sich Isabel Gose für das Finale qualifiziert, wo sie zugleich auch die einzige europäische Starterin war, was für die EM in Rom (ITA/11. - 21. August) auch einiges verspricht. Im WM-Finale sortierte sie sich als Siebte aber zunächst eher am Ende des Feldes ein, bevor sie sich im weiteren Rennverlauf beständig weiter nach vorne schob. Sechste war sie zur Halbzeit des Rennens, nach 300 Metern hatte sie sich dann bis auf Platz fünf verbessert, den sie bis zum Schluss halten konnte. “Ich weiß nicht, ob ich mir vorher immer einen zu großen Kopf mache und mir nicht so viel zutraue und dann mit leichten Selbstzweifeln ins Rennen gehe. Es kann sein, dass das im Unterbewusstsein da ist. Es war von Anfang an nicht so, wie ich es mir erhofft habe”, gab sie anschließend zu Protokoll.
Bundestrainer Bernd Berkhahn sah die Sache etwas differenzierter. “Ich kann ihre Enttäuschung verstehen. Die Medaille war in Reichweite. Wenn sie die Leistung gebracht hätte, die sie im Training anbietet, dann war es nicht abwegig, den Bronzerang zu belegen”, sagte er. Aber: “Sie hat seit den Olympischen Spielen eine ganz tolle Entwicklung genommen, was technische Fertigkeiten angeht, was Umstellungen im Rennen angeht, und wie sie schwimmt. Und da ist sie natürlich sehr unglücklich darüber, dass sie das in dem Moment dann nicht präsentieren kann.” Berkhahn erinnerte zudem noch einmal daran, dass Isabel Gose noch im Frühjahr weit von solchen Ergebnissen entfernt war: “Sie hatte eine sehr schwere Qualifikationsphase. Im April war sie gar nicht gut drauf und da war das jetzt wirklich toll. Sie hat sich seit April sehr gesteigert und mit der Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Aber sie hat viel mehr Potenzial und ich glaube schon, dass wir uns da noch auf einiges freuen können.”
Den Sieg holte sich Katie Ledecky (USA), die in 3:58,15 zugleich einen Meisterschaftsrekord aufstellte, vor Summer McIntosh (CAN/3:59,39) und Leah Smith (USA/4:02,08). Für Ledecky war es bereits ihr 16. WM-Gold, nur zwei Schwimmer haben in der WM-Historie noch mehr geholt: Michael Phelps (26) und Ryan Lochte (18/beide USA). In Budapest kann 25-Jährige diese Bilanz weiter verbessern, schließlich geht sie in den nächsten Tagen noch drei weitere Male an den Start und ist dabei in jedem Rennen favorisiert.