Isabel Gose vor der WM-Premiere im Freiwasser: „Ein bisschen Abwechslung schadet nie“
- 09.07.2025
Für Isabel Gose halten die Weltmeisterschaften in Singapur (11. Juli – 03. August) völlig neue Reize parat. Die 23-Jährige vom SC Magdeburg wagt erstmals einen Doppelstart in Freiwasser und Becken. Ein Gespräch über ihre eigenen Erwartungen bei dieser Premiere.
Isabel, in der vorherigen Saison gingen mehrere deiner sportlichen Lebensträume in Erfüllung mit der Olympiamedaille und dem WM-Titel. Fällt es einem da eigentlich schwer, neue Ziele zu formulieren?
Isabel Gose: Man versucht natürlich, den Schwung mitzunehmen und weiter auf der Erfolgswelle zu bleiben. Aber man darf die eigene Erwartungshaltung nicht zu hoch schrauben, das kann auch einschüchtern. Natürlich möchte ich zeigen, was ich mir im Training erarbeitet und draufhabe. Und dann sehen wir, was am Ende dabei herauskommt.
Vorab groß herumzutönen und Medaillen anzukündigen war ja ohnehin noch nie dein Ding. Im Gegenteil. Und trotzdem bist du als Olympiadritte von Paris dann gleich noch Kurzbahn-Weltmeisterin geworden.
Für meine Verhältnisse habe ich mir nach dem Olympiasommer eine relativ lange Pause gegönnt, bin dann aber gleich wieder ernsthaft ins Training eingestiegen und konnte so schnell wieder gute Zeiten ins Becken bringen. Das nimmt man natürlich gerne mit. Trotzdem fahre ich jetzt am besten damit, mich nur auf mich selbst zu konzentrieren. International ist auf meinen langen Strecken zuletzt extrem viel passiert. Weltrekorde von Katie Ledecky und Summer McIntosh, aber auch die Australierin Lani Palister oder die Chinesin Bingjie Li waren schnell unterwegs. Aber das blende ich aus, ich muss einfach mein eigenes Ding machen.
Schaust du dir nicht mal ein Video an oder so, wenn da jemand so tolle Zeiten schwimmt?
Ich verfolge das alles und schreibe den Mädels auch mal auf Instagram. Das ist schon enorm stark und teilweise auch ziemlich crazy, was da in so einer nacholympischen Saison passiert. Aber ich denke im Alltag eher an andere Dinge.
Du selbst hast dir in dieser Saison das Freiwasserschwimmen mit ins Programm gepackt, trittst bei der WM nun im Knockout Sprint und mit der Staffel an. Beim Weltcup warst du sogar auf Anhieb im 10km-Rennen ganz vorn mit dabei. Bist du froh, dass du das gemacht hast?
Auf jeden Fall, ich gehe das ohne jede Angst vor dem Scheitern an. Auch wenn ich den Knockout Sprint bislang noch nie geschwommen bin. Im Team sind wir überzeugt, dass meine Fähigkeiten einfach gut dazu passen. Und ich glaube und hoffe, dass ich das auch so umsetzen kann.
Was ist denn so das Überraschendste für dich gewesen bei deinem ersten Freiwasserwettkampf?
Überraschend war, wie wild es während der zehn Kilometer im Feld zugeht. Klar, vorher holt man sich so ein paar Tipps und Infos von Flo und Olli (gemeint sind Florian Wellbrock und Oliver Klemet, Anm. d. Red.) ab. Aber wenn man es dann wirklich selbst erlebt, ist das doch noch mal etwas ganz anderes. Vor allem der ständige Körperkontakt mit der Konkurrenz, das kennt man vom Becken einfach nicht. Ich habe mir wirklich jede einzelne Runde gesagt, ich mache das nie wieder. Und als ich aus dem Wasser stieg, habe ich es wieder gesagt.
Aber ein Verzicht wurde es ja dann doch nicht. Warum?
Mit ein bisschen Abstand hat dann doch die Neugier gesiegt: Wie es denn wird, wenn ich noch etwas mehr Erfahrung sammle und taktisch ein bisschen cleverer agiere. Am Anfang kann man das alles einfach noch nicht. Deswegen sage ich mir: Mal sehen, was die nächsten Rennen bringen. Ein bisschen Abwechslung kann ohnehin nie schaden. Das empfand ich auch so im Höhentrainingslager, das dieses Mal in den Pyrenäen in Frankreich stattgefunden hat. Es ist gut, wenn man nicht immer die gleichen Wände um sich hat und aus seiner Komfortzone herauskommt.
In Singapur wird es ziemlich heiß sein, bei hoher Luftfeuchtigkeit. Habt ihr deswegen besondere Maßnahmen in der WM-Vorbereitung ergriffen?
Im Höhentrainingslager haben wir ab und zu in einer Hitzekammer trainiert – bei 38 Grad und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit sind wir zum Beispiel Fahrrad gefahren. Das war eine erste Anpassungsmaßnahme. In Singapur wird vor allem das Thema Elektrolytzufuhr sehr wichtig sein. Mit Hydraid habe ich einen Sponsor, der sich bestens damit auskennt.
Mit Maya Werner hat du auch eine starke Trainingspartnerin dazubekommen, die 19-Jährige wechselte aus Heidelberg nach Magdeburg. Und wie im Vorjahr Leonie Märtens hast du diesmal Maya zur WM gezogen. Sie wurde zudem gerade zweimal U23-Europameisterin.
Man unterstützt und pusht sich gegenseitig im Alltag, aber im Endeffekt schaffen die Mädels das ganz alleine. Auf Topniveau sind gute Trainingspartner einfach sehr hilfreich – das ist eines der Erfolgsgeheimnisse hier in Magdeburg.
Mit Moesha Johnson trainiert dort auch die Australierin, die in diesem Jahr das Freiwasserschwimmen dominiert. Wie ist dein Verhältnis zu der Olympiazweiten von Paris?
Wir sind einfach gute Trainingspartnerinnen und gleichzeitig auch Konkurrentinnen. Bei der WM treten wir sowohl im Freiwasser und als auch im Becken gegeneinander an. Moesha ist auch im Training oft enorm stark. Ihre Leistungssprünge haben mich jedenfalls nicht überrascht.
Die WM-Starts des DSV-Teams im Freiwasser
Uhrzeit (MESZ) | Strecke | DSV-Starter*innen |
15. Juli, 02:00 Uhr | 10km Frauen | Jeannette Spiwoks |
16. Juli, 02:00 Uhr | 10km Männer | Oliver Klemet |
18. Juli, 01:30 Uhr | 5km Frauen | Celine Rieder |
18. Juli, 04:00 Uhr | 5km Männer | Florian Wellbrock |
19. Juli, 02:00 Uhr | Knockout Sprint Frauen | Isabel Gose |
19. Juli, 04:00 Uhr | Knockout Sprint Männer | Oliver Klemet |
20. Juli, 02:00 Uhr | 4x1,5km Mixed | Celine Rieder |