Leonie Beck erkämpft Gesamtsieg im Weltcup

- 02.12.2023
Mit hauchdünnem Vorsprung hat sich Freiwasserschwimmerin Leonie Beck den Gesamtsieg im Weltcup erkämpft. Beim finalen Saisonrennen in Funchal auf der portugiesischen Blumeninsel Madeira reichte der Doppel-Weltmeisterin vom SV Würzburg 05 dafür am Samstag Rang sieben, weil sie im Schlussspurt des spannenden 10km-Rennens nach 1:58:11,00 Stunden die bislang führende Sharon van Rouwendaal (NED) um eine Zehntelsekunde und einen Platz hinter sich ließ.
Mit 2.140 Punkten hatte Beck damit am Ende der Saison winzige zehn Zähler mehr auf dem Konto als die in Magdeburg trainierende Olympiasiegerin von 2016 und konnte sich über die Siegprämie von 50.000 US-Dollar freuen. „Nach zweimal WM-Gold auch noch den Weltcup zu gewinnen, das ist natürlich toll und krönt dieses Jahr für mich. Ich war zwar 2021 auch schon mal zur Saisonsiegerin erklärt worden, aber damals hatte wegen Corona ja nur ein Rennen stattgefunden. Diesmal fühlt sich der Gesamtsieg natürlich ganz anders an“, sagte Beck. „In den nächsten Tagen und auch über Weihnachten bleibt nun aber nicht viel Zeit zum Feiern, im Februar ist schon die nächste WM und auch die Vorbereitungen für Olympia laufen schon.“
Dass die beiden Favoritinnen sich am Ende des Rennens im 22,4 Grad warmen, aber wegen des Windes auch sehr welligen Atlantik gegenseitig belauerten, nutzte die US-Amerikanerin Claire Weinstein (1:56:54,30) zum Sieg, die 16-Jährige schlug nach einer mutigen Attacke zu Beginn der letzten Runde deutlich vor Bettina Fabian (HUN/1:58:07,50) und Oceane Cassignol (FRA/1:58:09,50) an. „Das war kein leichtes Rennen, bei diesen welligen Bedingungen muss man erst einmal zwei Stunden irgendwie durchkommen“, sagte Beck, die im riesigen Feld nach der ersten von sechs Runden auf Platz 44 zurückgefallen war. Erst auf der letzten Runde hatte sie sich dann wieder Tuchfühlung zur Spitzengruppe erarbeitet. „Am Ende ging es um den Anschlag, im Rennen selbst habe Sharon selten gesehen. Und sicher, dass es zum Gesamtsieg gereicht hat, war ich mir nach dem wilden Endspurt auch erst dann, als das Ergebnis offiziell auf der Anzeigetafel aufleuchtete.“
Mit Platz neun (1:58:11,40) in Funchal konnte sich Jeannette Spiwoks (SG Essen) zudem das zweite deutsche Ticket für die Weltmeisterschaften in Doha (QAT/02. – 18. Februar) neben der gesetzten Titelverteidigerin Beck sichern, dort werden dann die noch offenen Olympia-Startplätze für Paris 2024 vergeben. Wenige Sekunden hinter Spiwoks kam Celine Rieder (Sport-Union Neckarsulm/1:58:16,10) auf Rang 13 ins Ziel, die WM-Siebte Lea Boy (SV Würzburg 05) belegte diesmal Rang 25 (1:58:59,90). „Vor allem auf den letzten zwei Kilometern hat Jeannette das ganz stark gemacht und sich entscheidend nach vorn geschoben“, lobte Bundestrainer Constantin Depmeyer. Spiwoks selbst meinte: „Ich bin sehr glücklich, dass es endlich zum WM-Startplatz über 10km gereicht hat. Das Rennen war wirklich hart. Neben dem Weltcup in Setubal und der EM im vergangenen Jahr gehört es mit zu den härtesten Rennen meiner Karriere.“
>> Zu den Ergebnissen in Funchal
Bei den Männern holte sich Domenico Acerenza (ITA/1:45:06,20) den Tagessieg in Funchal vor Nicholas Sloman(AUS/1:45:11,70) und Kristof Rasovszky (HUN/1:45:15,50). Der WM-Zweite Rasovszky sicherte sich mit Bronze zugleich auch den Erfolg in der Gesamtwertung. Olympiasieger und Weltmeister Florian Wellbrock (SC Magdeburg/1:45:31,20) und der WM-Dritte Oliver Klemet (SG Frankfurt/1:45:32,30) belegten nach beherztem Beginn diesmal die Ränge 20 und 21. Klemet landete als bester Deutscher in der Gesamtwertung am Ende auf Platz neun. Wellbrock hatte nach dem Auftaktsieg im Mai in Ägypten im Saisonverlauf einige Rennen auslassen müssen und spielte deswegen in der Endabrechnung diesmal keine Rolle mehr. Seine Konzentration gilt daher bereits der Vorbereitung der kommenden Höhepunkte.
Was man zudem wissen muss: Während die beiden männlichen Vertreter des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) nach ihren WM-Erfolgen in Japan bereits für die WM 2024 in Doha und auch für die Olympischen Spiele in Paris (FRA) gesetzt waren, trugen viele Nationen auf Madeira nun erst ihre WM-Qualifikation aus, auch deswegen war das Feld mit insgesamt 92 Teilnehmern (bei den Frauen waren es 80) diesmal rekordverdächtig groß. Interessante Resultate entstanden dabei auch, so wurde beispielsweise Superstar Gregorio Paltrinieri als Elfter nur viertbester Italiener. Bei WM und Olympia hat jede Nation aber nur maximal zwei Startplätze.