Anna Elendt über ihre Ziele bei der Kurzbahn-EM in Polen

©Jo Kleindl
- 01.12.2025
Der neuen Gelassenheit konnte auch der stressige Straßenverkehr im Osten Polens nichts anhaben. Jedenfalls nahm Schwimm-Weltmeisterin Anna Elendt ohne viel Jammern hin, dass die Anreise zu den Kurzbahn-Europameisterschaften in Lublin deutlich beschwerlicher ausfiel als erwartet. Der Bus vom Flughafen Warschau benötigte statt der eingeplanten eineinhalb Stunden wegen einer Straßensperrung nämlich die dreifache Zeit. Und doch sprach die 24-Jährige von der SG Frankfurt am Montag lieber über die gute Stimmung im mit 31 Aktiven diesmal sehr großen EM-Team des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV).
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In einer Medienrunde erzählte Anna Elendt vor dem EM-Auftakt am Dienstag (Vorläufe ab 10:00 Uhr und Finals ab 19:00 Uhr im Livestream auf Eurovisionsport.com), dass sie sich dieser Tage auch im sportlichen Bereich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen will. Obwohl sie nach ihrem überraschenden WM-Triumph von Singapur bei diesen Titelkämpfen nun ja nicht mehr als Außenseiterin gilt. Und beim Heimatbesuch von der nächsten Schwimm-Generation auch sehr umschwärmt wurde. „Ich will hier Spaß haben, die neuen Leute im Team kennenlernen und den Vibe mitnehmen für die restliche Saison. Natürlich ist da ein bisschen Druck, aber so groß nun auch wieder nicht. Mein Hauptaugenmerk liegt in dieser Saison ohnehin mehr auf der Langbahn-EM im Sommer in Paris“, sagte Elendt.
Anna Elendt möchte schneller als beim Weltcup sein – dort schwamm sie Rekorde
Konkrete Medaillenziele wird die in Austin (USA) lebende Brustschwimmerin als Lehre aus der Vergangenheit vor Titelkämpfen ohnehin nicht mehr ausrufen. „Ich finde es schwierig zu sagen, ich möchte das jetzt gewinnen oder Zweite werden, weil man ja keinerlei Einfluss darauf hat, was die anderen machen. Das hat mich in der Vergangenheit eigentlich immer nur enttäuscht. Deswegen habe ich mein Mindset geändert, dass ich mir nun eher Zeiten als Ziel setze. Hier zum Beispiel, dass ich schneller als beim Weltcup schwimmen möchte. Und dann schaue, wo ich mich damit in der europäischen Spitze einordne.“
Zur Einordnung dieser Ambitionen sei daran erinnert, dass Elendt bei ihren Podestplatzierungen beim Kurzbahn-Weltcup in Carmel (USA) im Oktober bereits die deutschen Rekorde über 100m und 200m Brust verbessert hatte und nun alle nationalen Bestmarken im Brustschwimmen innehat. Und das, obwohl sie dabei nicht alle Wenden und Anschläge optimal traf, weil die Umstellung von der im US-Alltag üblichen Yard-Bahn immer einige zusätzlich Anpassungen erfordert.
Natürlich würden neue EM-Erfolge auch bei der Vermarktung helfen. Seit Kurzem wird Elendt von einer Agentur betreut und hofft schon, dass da bald „ein paar Sponsorenverträge reinkommen, dass ich dann eventuell nicht mehr ganz so viel arbeiten muss“. Noch am Montag jobbte Anna Elendt einige Stunden online für die Marketingabteilung eines amerikanischen Fintech-Unternehmens. Am ersten EM-Tag will sie sich zwischen Vorlauf und Halbfinale auch noch einmal beruflich einloggen.
Zusätzlich wirbt Anna Elendt ab Dienstag auch für eine deutsche Olympiabewerbung. Ein Motiv von ihrem WM-Sieg ziert fortan die Plakate zur Kampagne „Die Bewegung, die Deutschland jetzt braucht“. „Olympische Spiele sind der Traum eines jeden Sportlers. Daran im eigenen Land teilzunehmen, muss ein unglaubliches Gefühl sein“, sagte Elendt dazu. „Ich habe das ja bei Léon Marchand (Frankreichs viermaliger Olympiasieger trainiert wie Elendt in Austin, Anm. d. Red.) gesehen, wie schön das für ihn in Paris war, die Goldmedaille zu gewinnen. Ich würde mir wünschen, dass auch deutsche Sportler*innen das noch einmal erleben dürfen, dass Familie und Freunde das hautnah miterleben können.“











