Anna Elendt wird sensationell Weltmeisterin auf der Außenbahn

Anna Elendt winkt nach ihrem WM-Sieg mit der deutschen Flagge ins Publikum

Sensation in Singapur: Anna Elendt ist Weltmeisterin über 100m Brust! Auf der ersten Außenbahn stürmte die 23-Jährige von der SG Frankfurt auf den letzten 25 Metern noch an allen vorbei zum Gold – dem ersten für eine deutsche Frau auf einer Bruststrecke seit der Wiedervereinigung. Und das auch noch in deutscher Rekordzeit von 1:05,19 Minuten, fast vier Zehntel unter ihrer alten Bestmarke (1:05,58). „Ich bin sprachlos”, meinte die Frankfurterin. „Als ich erfahren habe, dass ich von Bahn eins starte, fand ich das nicht so toll. Aber mein Trainer hat mir gesagt: Wenn du eine Bahn hast, hast du auch eine Chance.“

Diese Chance nutzte Elendt im letzten Rennen des Abends grandios. Sie sei vor einem Start noch nie so wenig nervös gewesen wie vor diesem, erzählte Elendt. „Ich bin in das Rennen reingegangen und habe mich total frei gefühlt. Ich war auf der Außenbahn, ich hatte keinerlei Erwartungen, ich wollte einfach frei schwimmen. Und es hat so gut geklappt. Die letzten paar Jahre war ich immer so unglaublich nervös davor. Ich dachte immer: Oh Gott, ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt machen möchte. Aber heute war es einfach entspannt und ich konnte es wirklich genießen. Es hat so viel Spaß gemacht.“

 

Diese neue Lockerheit trägt sie bereits durch die ganze Saison. Nach einem durchwachsenen Olympiajahr mit Platz 20 in Paris (FRA) ist bei Anna Elendt die Lust am Schwimmen zurückgekehrt, nachdem sie bis Dezember 2024 pausiert und ihr Studium in Austin (USA) beendet hatte. Neben dem Training arbeitet sie halbtags in einem FinTech-Unternehmen. „Ich fühle mich deutlich gelassener, auch deutlich glücklicher als die letzten paar Jahre“, hatte sie schon nach dem Halbfinale berichtet. Und dieses Glück hat sie nun vergoldet. Für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) war es in Singapur bereits die sechste Goldmedaille nach den vier Titeln von Florian Wellbrock im Freiwasser und dem Triumph von Lukas Märtens (beide SC Magdeburg) über 400m Freistil am Sonntag.

 

„Zum ersten Mal Weltmeisterin zu werden bedeutet mir natürlich unglaublich viel. Aber vor allem, weil die letzten drei Jahre nun mal nicht so gut gelaufen sind“, meinte die Hessin. 2022 in Budapest (HUN) hatte sie schon einmal WM-Silber geholt, eine weitere Medaille im internationalen Vergleich ließ danach aber auf sich warten. „Wir haben jetzt viel geändert, wir haben deutlich mehr trainiert“, so Elendt – ihre Tauchzüge hatten sie nach Absprache mit dem Heidelberger Bundesstützpunkttrainer Santiago Márquez Fuentes, der sie vor Ort für den DSV betreut, sogar noch kurz vor dem Endlauf umgestellt, nachdem diese im Halbfinale noch nicht optimal geklappt hatten. „Und dann zu sehen, dass das auch wirklich funktioniert, hat mich einfach unglaublich glücklich gemacht. Dass ich auf dem richtigen Weg bin und hoffentlich jetzt auch so weiter machen kann.“

 

Im Finale gelang schon der Start bestens. Zweite war die Deutsche bei der Wende und zündete auf der zweiten Bahn dann den Turbo. Auf den letzten 25 Metern zog sie so an allen vorbei – an Titelverteidigerin Tang Qianting (CHN/1:05,64), die Dritte wurde, und schließlich auch noch an der bis dahin führenden US-Amerikanerin Kate Douglass, die Silber (1:05,27) holte. „Ich habe es dann eigentlich innerhalb von Sekunden erkannt. Auch weil der Block dann so rot aufleuchtet bei den Plätzen ein, zwei und drei. Aber natürlich habe ich jetzt nicht gedacht, dass ich gewonnen habe. Erst im Nachhinein habe ich dann die Zeit gesehen und das war dann noch mal ein Schock.“ Und zwar ein goldener.

 

Melvin Imoudu schwimmt ins Finale und will morgen ebenfalls „vorne dabei sein“

 

Im Brust-Finale steht am Mittwoch (ab 13:00 Uhr im ZDF-Livestream) auch Melvin Imoudu über die 50m-Distanz. Im Halbfinale bot der 26-Jährige vom Potsdamer SV mit 26,77 Sekunden die fünftbeste Zeit an. „Ich wäre gern noch etwas schneller gewesen. Ich bin etwas spät weggekommen, der Start war nicht optimal, dafür hat der Anschlag besser geklappt als am Morgen. Aber Finaleinzug, das passt. Jetzt heißt es, Kraft sammeln für morgen, dann sollte es noch etwas besser werden“, sagte der deutsche Rekordhalter (26,62).

 

Am flottesten unterwegs war im Halbfinale mit 26,52 der Chinese Qin Haiyang (CHN), der auch schon das 100m-Rennen gewonnen hat. Dahinter war aber alles ganz eng beisammen. „Im Finale werden die Karten neu gelegt“, meinte Imoudu. „Ziel ist auf jeden Fall, vorn dabei zu sein. Ob es dann zu einer Medaille reicht, wird sich zeigen.“

 

Katie Ledecky gewinnt ihr 22. WM-Gold

 

Rekordweltmeisterin Katie Ledecky hat am Dienstag derweil ihre unglaubliche Erfolgsbilanz weiter ausgebaut. Über 1500m Freistil gewann sie in 15:26,44 Minuten bereits zum sechsten Mal auf dieser Strecke – insgesamt war es sogar schon der 22. WM-Titel für die US-Amerikanerin. Als Zweite schwamm die Italienerin Simona Quadarella mit 15:31,79 neuen Europarekord.

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