Doppelter deutscher Jubel über 800m Freistil: Silber für Schwarz, Bronze für Märtens

Lukas Märtens und Sven Schwarz posieren zusammen mit ihren WM-Medaillen

Die langen Kraulstrecken bleiben auch bei der WM in Singapur eine deutsche Domäne. Im Finale über 800m Freistil waren am Mittwoch mit Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) und Lukas Märtens (SC Magdeburg) gleich zwei Aktive des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) vertreten – und beide schwammen aufs Treppchen. Europarekordler Schwarz holte mit Silber in 7:39,96 Minuten seine erste WM-Medaille, dahinter fügte 400m-Weltmeister Märtens als Dritter seiner Plakettensammlung mit Bronze in 7:40,19 ein weiteres Edelmetall hinzu. Vor den beiden DSV-Langstrecklern lag nur der Tunesier Ahmed Jaouadi, der mit der drittschnellsten Zeit aller Zeiten von 7:36,88 zum Sieg schwamm.

 

Im vergangenen Jahr in Doha (QAT) war Schwarz als WM-Vierter noch knapp hinter den Podestplätzen geblieben, ebenso bei Olympia 2024 in Paris (FRA) als Fünfter. Umso größer war beim U23-Europameister die Freude über seine Podest-Premiere bei Welttitelkämpfen. „Das ist eine große Ehre“ jubelte er. „Ich habe eine gute Saison gehabt, bin Europarekord geschwommen und habe jetzt hier nochmal eine Top-Leistung gebracht. Das war auch das Ziel, eine Medaille zu gewinnen“, sagte Schwarz. Und würdigte zugleich das ebenfalls starke Abschneiden seines Landsmanns knapp hinter ihm: „Zwei Leute auf dem Treppchen, ich glaube, das ist sehr lange her. Da können wir sehr stolz drauf sein. Wir haben immer gesagt, wir sind eine absolute Langstrecken-Nation, hatten immer eine Medaille, vielleicht auch zwei im Finale. Aber jetzt haben wir wirklich auch mal zwei Medaillen.“

Erstmals seit 1991 zwei deutsche Männer auf einem Podest

Tatsächlich standen damit erstmals seit 34 Jahren wieder zwei deutsche Männer in einer Disziplin gemeinsam auf dem WM-Treppchen. Dieses Kunststück war zuletzt 1991 in Perth (AUS) gelungen, damals sogar gleich doppelt über 400m Freistil und 1500m Freistil – also ebenfalls über zwei der längsten Kraulstrecken.

 

„Das war natürlich ein super Rennen von Sven“, gratulierte Lukas Märtens. Auch er war sehr glücklich mit seinem Ergebnis: „Ich bin sehr zufrieden mit der Bronzemedaille. Fünf Sekunden schneller als im Vorlauf, knapp hinter Sven, zwei Deutsche auf dem Podest. Ich glaube, damit haben alle so ein bisschen geliebäugelt und das ist jetzt wahr geworden. Das war ein sehr gutes Rennen von mir“, so Märtens. „Bei den 800 hatte ich noch nie eine Medaille bei einer WM, deshalb war das auch nochmal ein Schritt nach vorne.“

 

Mitfavorit Short sagt wegen Lebensmittelvergiftung Start ab

Ein Konkurrent der beiden Deutschen hatte schon vor dem Start die Segel streichen müssen. Mitfavorit Sam Short (AUS) musste seine Teilnahme wenige Stunden vor dem Rennen aufgrund von Magen-Darm-Problemen kurzfristig absagen, für ihn war sein Teamkollege Benjamin Goedemans nachgerückt. Auf Instagram schrieb Short, er sei nach seinem Vorlauf – in dem er noch die zweitschnellste Zeit geschwommen war – „sehr schnell sehr krank“ geworden und machte eine Lebensmittelvergiftung durch das Essen im Hotel dafür verantwortlich. Short ist nach Recherchen des US-Portals „SwimSwam“ nicht der erste Schwimmer, den in Singapur Magen-Darm-Probleme plagen: Auch ein Großteil des US-Teams war demnach nach dem Vorbereitungstrainingslager in Thailand davon betroffen, außerdem Teile des britischen Teams und auch der Italiener Nicolo Martinenghi.

 

Im Endlauf erwischte dann Lukas Märtens den schnellsten Start, auf der Außenbahn suchte aber vor allem Titelverteidiger Daniel Wiffen (IRL) auf der Außenbahn sein Heil in der Flucht. Der Olympiasieger hatte sich damit aber offensichtlich übernommen – er wurde am Ende abgeschlagen Letzter (7:58,56). Sven Schwarz dagegen hatte sich auf den ersten Bahnen noch zurückgehalten, war Fünfter nach 200 Metern, dann Zweiter zur Halbzeit des Rennens. Die Führung hatte auch zu diesem Zeitpunkt schon Jaouadi und gab diese bis zum Schluss nicht mehr ab. „Ich hatte Glück, dass ich in der Mitte war. Ich habe eigentlich sowohl Lukas als auch den Tunesier gesehen, hatte da einen ganz guten Überblick. Aber der konnte ab 400 echt nochmal pushen und da konnte ich dann auch nicht mehr mitgehen“, sagte Schwarz. „Da war es mir dann wichtiger zu gucken, wo ist Bobby Finke, wo sind die anderen Jungs, wo ist Lukas. Dass man diesen zweiten, eventuell dritten Platz absichert. Und das hat ja funktioniert.“

Schwarz ist jetzt selber einer der „großen Jungs“

Diesen Erfolg musste sich Sven Schwarz aber hart erkämpfen. „Ich hatte relativ viele Rückschläge in meiner Karriere. Bei der Qualifikation für Tokio hatte ich Corona. Und als ich noch ein bisschen jünger war, hatte oft einfach auch Pech hinter den großen Jungs“, blickte er zurück. „Aber jetzt bin ich selbst einer und mega happy damit. Jetzt bin ich halt der Schnellste. Das kann sich aber nächstes Jahr auch absolut wieder ändern. Wir haben vier Top-Leute in Deutschland, wir haben auch noch Johannes Liebmann, der nachkommt.“ Alles spricht dafür, dass die Langstrecken auch in Zukunft eine deutsche Domäne bleiben.

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