DSV-Talente Noelle Benkler und Malte Gräfe bei der DKM im Rekordrausch

Andere feiern den Tag ausgelassen mit einer großen Party. Doch Noelle Benkler wird ihren 18. Geburtstag bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Lublin (POL/02. – 07. Dezember) erleben. „Ich freue mich auf das neue Kapitel“, meinte die Schwimmerin vom SV Nikar Heidelberg vor dem Debüt in der Nationalmannschaft des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). 

Und das nach den bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften (DKM) in Wuppertal gezeigten Leistungen auch völlig zu Recht. Dort heimste sie am Samstag bereits ihre Titel zwei und drei ein. Erst besiegte sie über 100m Rücken in 58,88 Sekunden überraschend die Spezialistin Lise Seidel (SC Chemnitz/58,90) und verbesserte dabei auch den neun Jahre alten Jahrgangsrekord von Laura Riedemann (58,91). Um eine Stunde später dann auch die 200m Lagen in 2:10,34 Minuten so schnell zu schwimmen wie keine deutsche 18-Jährige zuvor. Am Freitag hatte Benkler bereits beim Sieg über 400m Lagen mit Unterbietung der EM-Normzeit geglänzt (4:35,87). 

Nach JEM-Silber im Sommer scheinen die Wechsel in die offene Klasse und in die Heidelberger Topgruppe von Trainer Santiago Marquez Fuentes ohne jede Verzögerung bestens zu gelingen. Zu Saisonbeginn war bei einer Leistungsdiagnostik einiges Potenzial an technischen Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt worden, manches davon wurde offenbar sofort genutzt. „Ich habe im Trainingslager so konzentriert gearbeitet wie noch nie“, verriet Benkler ihr Erfolgsgeheimnis.  

Ähnlich viel frischen Wind ins Nationalteam bringt Malte Gräfe. Der 18-Jährige vom Potsdamer SV war im Sommer JWM-Zweiter geworden und hatte dabei sogar den Junioren-Weltrekord verbessert. Am Samstag bekam er dafür vor den Finals die Urkunde überreicht und konnte wenig später dann die Goldmedaille über 50m Brust bejubeln. Nach 26,57 Sekunden schlug Gräfe eine Hundertstel vor seinem Vereinskollegen Melvin Imoudu und dem anderen deutschen WM-Starter Lucas Matzerath (SG Frankfurt/26,63) an.  

Ganz nebenbei blieb Gräfe damit auch unter dem deutschen Jahrgangsrekord von Marco Koch (26,90) aus dem Jahr 2008. „Das lief besser als erwartet. Im Training ist Melvin schon noch vorn, aber bei mir kommen eben immer mal Schübe, mit denen ich selbst so nicht rechne. Unser Verhältnis ist aber sehr entspannt, wir treiben uns im Alltag aber immer gegenseitig an.“ Zur Kurzbahn-EM fahren nun alle drei, beim Saisonhöhepunkt im Sommer sind aber dann nur zwei Plätze zu vergeben. Die neue Konkurrenzsituation wirkt sicher belebend. 

Doch damit nicht genug der Rekorde. Beim vierten DKM-Triumph von Angelina Köhler (SG Neukölln/24,15 Sekunden) über 50m Freistil wurde die erst 15 Jahre alte Leonie Mau Dritte hinter Nina Jazy (SG Essen/24,40) und verbesserte in 25,05 ebenfalls den deutschen Jahrgangsrekord. Mau schwimmt übrigens für den SSV PCK 90 Schwedt, wo einst auch Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen heranwuchs. 

Und über 100m Rücken verbesserte Mitja Bauer (SSG Leipzig) bereits im Vorlauf den Jahrgangsrekord für 17-Jährige in 52,88 Sekunden und wurde im Endlauf Fünfter (53,02). Den Titel sicherte sich hier der für die SG Frankfurt startende Österreicher Simon Bucher (51,58). Nach einem Pausensommer wurde Ole Braunschweig (SG Neukölln) an seinem 28. Geburtstag mit 52,63 Dritter hinter Trainingspartner Vincent Passek (Berliner TSC/52,47). 

Doppelten Jubel gab es nach den 1500m Freistil. Denn Fabienne Wenske (SV Nikar Heidelberg) blieb in 16:20,21 Minuten unter der EM-Norm für Polen, Julia Ackermann (SC Chemnitz) unterbot in 16:29,80 außerdem die U23-Norm. Beide werden so an der Seite von Isabel Gose (SC Magdeburg) die deutschen Farben bei den europäischen Titelkämpfen vertreten. „Ich hatte eher die U23-Norm im Blick, aber umso schöner ist dieser Erfolg nun natürlich“, meinte Wenske. Anfang des Jahres war die 21-Jährige von einer Knie-Operation gebremst worden, doch nach dem nationalen 5km-Titel im Freiwasser im Juni meldete sie sich auch im Becken gleich mit einer Goldmedaille zurück. 

Über 800m Freistil schrammte Moritz Bockes (SG Stadtwerke München) in 7:44,33 Minuten nur 33 Hundertstel an der EM-Norm vorbei. Zuvor hatte dem Bayern beim Sieg über 1500m auch schon nur etwas mehr als eine Sekunde zur Überraschung gefehlt. Er sieht sich trotz der zwei Goldmedaillen auch weiterhin hauptsächlich als Freiwasserschwimmer. „Das passt schon für mich. Um im Freiwasser vorn zu landen, muss man auch die langen Strecken im Becken schnell schwimmen können. Das eine bedingt das andere. Und da gerade kein Freiwasser möglich ist, freue ich mich hier über den Titel und die Bestzeiten auch ohne EM-Ticket.“ 

 

Deutsche Kurzbahn-Meister*innen am Samstag 

50m Freistil Männer: Moritz Schaller (SG Essen) 21,43 

50m Freistil Frauen: Angelina Köhler (SG Neukölln) 24,15 

200m Lagen: Männer: Cedric Büssing (SG Essen) 1:58,01 

200m Lagen Frauen:  Noelle Benkler (SV Nikar Heidelberg) 2:10,34 

50m Brust Männer: Jan Malte Gräfe (Potsdamer SV) 26,57 

50m Brust Frauen: Lilly-Fay Wallbaum (Waspo 98 Hannover) 30,95 

100m Rücken Männer: Simon Bucher (SG Frankfurt) 51,58 

100m Rücken Frauen: Noelle Benkler (SV Nikar Heidelberg) 58,88 

1500m Freistil Frauen: Fabienne Wenske (SV Nikar Heidelberg) 16:20,21 

800m Freistil Männer: Moritz Bockes (SG Stadtwerke München) 7:44,33 

4x50m Lagen Männer: SC Wiesbaden 1911 (Bence Szentes, Urs-Laurin Bludau, Maurice Grabowski, Bogdan Shelipov) 

4x50m Lagen Frauen: SG Frankfurt 1:53,50 (Masniari Wolf, Nele Michalk, Pia Helli Henning, Christina Lehr) 

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