Mixedstaffel krault mit deutschem Rekord ins WM-Finale

Die deutsche Mixedstaffel nach ihrem Rennen

Mit Isabel Gose (SC Magdeburg) über 800m Freistil, Angelina Köhler (SG Neukölln Berlin) über 50m Schmetterling und Lise Seidel (SC Chemnitz von 1892) über 200m Rücken schwimmen am Samstag (ab 12:52 Uhr im ZDF-Livestream) drei Deutsche in den Einzelfinals der Weltmeisterschaften in Singapur mit. Köhler und Seidel wohnen im Mannschaftshotel sogar auf einem Zimmer, entsprechend groß war dort am Vortag die Freude über den doppelten Finaleinzug gewesen. „War ein bisschen spät gestern bei uns“, verriet Köhler. Umso wichtiger war es für sie, dass sie am Samstagmorgen über 50m Freistil noch ein Rennen „zum Aktivieren, zum Reinkommen“ bestreiten konnte. Zeit (25,56 Sekunden) und Platzierung (32.) waren dabei völlig nebensächlich.

Im WM-Finale dabei ist nachher aber auch die Mixedstaffel über 4x100m Freistil, die im Vorlauf fast zwei Sekunden unter dem bisherigen deutschen Rekord kraulte. Josha Salchow (SV Nikar Heidelberg/48,32), Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg/48,48), Nina Holt (SC Magdeburg/53,62) und Nina Jazy (SG Essen/54,45) kamen in 3:24,87 Minuten auf Rang sieben, Favorit Australien schied mit seiner Zweitbesetzung als Elfter überraschend aus.

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„Das war krass. Ich war ganz schön aufgeregt“, freute sich Jazy. „Die Jungs haben gut vorgelegt. Es hat sich jedenfalls gut angefühlt, beim Reinspringen mittendrin zu sein.“ Und Miroslaw freute sich schon aufs Finale: „Jetzt gilt es, alle Energie zu bündeln, dann können wir unsere Zeit noch einmal unterbieten.“

Auch andere waren an diesem Morgen hellwach, beispielsweise Vincent Passek. Der 19-Jährige vom Berliner TSC schwamm bei seinem ersten WM-Einzelstart mit 24,79 Sekunden persönliche Bestzeit und damit auch deutschen Jahrgangsrekord über 50m Rücken und zog als 13. Ins Halbfinale am Abend ein. „Nach meiner 100-Meter-Bestzeit in der Staffel war ich schon guter Dinge. Auch hat mir das Team dabei gut gezeigt, wie der Vorstart bei einer WM so funktioniert.“ Nach dem Abi hat Passek nun also auch die internationale Reifeprüfung im Schwimmsport erfolgreich bestanden.

Sogar als Viertschnellste kam 100m-Weltmeisterin Anna Elendt über 50m Brust eine Runde weiter. In 30,17 Sekunden schwamm die 23-Jährige von der SG Frankfurt Saisonbestzeit, ihr deutscher Rekord (30,10) wackelt damit sicher schon am Nachmittag. „Ich war beim Tauchzug zu tief und habe viermal ins Leere getreten, weil der Beinschlag zu hoch war. Wenn ich das sauberer hinbekomme, sollte es noch etwas schneller gehen“, so Elendt. Die freie Freitag habe jedenfalls sehr gut getan: „Das war ungewollt, wird aber für die 50 Meter und die Lagenstaffel helfen. Ich fühle mich deutlich frischer als vor den 200 Metern.“ Vorlaufschnellste war Ruta Meilutyte (LTU/29,82).

DSV-Langstreckler Wellbrock und Schwarz als Erster und Vierter ins Finale

Beste Medaillenaussichten haben auch die deutschen Langstreckler über die 1500m Freistil. Florian Wellbrock (SC Magdeburg) erzielte im Vorlauf mit 14:44,81 Minuten die schnellste Zeit, Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) sortierte sich mit 14:45,31 auf Rang vier ein. Wellbrock hat in Singapur bereits vier Mal Gold im Freiwasser gewonnen und bekommt am Schlusstag dieser Weltmeisterschaften nun die Chance auf Titel Nummer fünf. Auch Schwarz holte schon Silber über 800m Freistil. Einen Konkurrenten weniger haben die Deutschen jedenfalls: Paris-Olympiasieger Daniel Wiffen (IRL) hatte für die längste Beckenstrecke kurzfristig abgemeldet. Er leidet immer noch unter den Nachwirkungen einer Blinddarmentzündung im Juni.

„Ich bin mega happy, ich glaube, das ist die schnellste Vorlaufzeit, die ich jemals hatte mit 14:44. Mir war es tatsächlich heute gar nicht so wichtig, auf irgendeine Zeit zu achten, sondern ich hatte als Zielsetzung für den Vorlauf erstmal Top eins oder Top zwei. Das habe ich erfüllt und habe mich dann natürlich über die Endzeit gefreut“, sagte Wellbrock. Im Endspurt gegen den Türken Kuzey Tuncelli (14:45,28) konnte der Magdeburger dabei auch seine Qualitäten im Finish einmal austesten. „Das war mir schon wichtig, auf der letzten Bahn nochmal gegenzuhalten. Wenn ich schon die ganze Zeit im Rennen vorne bin, dann wollte ich mir das auf der letzten Bahn nicht nehmen lassen.“

 

Die lange Pause nach den so erfolgreichen Freiwasserauftritten hat Wellbrock gut genutzt. „Die Freiwasserstaffel ist jetzt zwei Wochen her, in der Zeit ist wahnsinnig viel passiert. Ich hatte zum Glück genügend Zeit zum Regenerieren, die habe ich auch wirklich gebraucht“, berichtete er. „Aber man ist jetzt schon irgendwie glücklich, dass man heute mal anfangen konnte, was zu machen, was zu zeigen, während die anderen schon die ganze Zeit vorgelegt haben, deswegen hat es heute wahnsinnig viel Spaß gemacht.“ Und diese Freude verspürt derzeit nicht nur er, sondern die gesamte DSV-Mannschaft: „Der Spirit im Team ist wahnsinnig cool, das ist genau das, was wir brauchen. Wir machen hier momentan sehr, sehr gute Werbung für den deutschen Schwimmsport.“

 

Sven Schwarz zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Ich glaube, morgens war ich noch nie so schnell, wenn ich jetzt so die letzten Rennen im Kopf habe“, sagte er. „Es ist halt immer morgens ein gegenseitiges Abschnuppern, deswegen weiß man immer nicht, wer jetzt noch wie viel im Tank hat. Aber die Chancen stehen ganz gut. Flo sah auch recht gut aus morgens. Ich glaube, da kann man drauf aufbauen.“ Mit Blick auf das Finale meinte der Niedersachse: „Ich denke, das wird ein sehr enges Rennen, da kann irgendwie wieder jeder jeden schlagen. Von acht bis eins ist da alles drin.“

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