Mobile Schwimmcontainer – eine Lösung des Problems oder Zwischenstopp?
- 07.10.2025
Die Zahl sicher schwimmender Kinder in Deutschland sinkt seit Jahren dramatisch. Hauptursache ist der Mangel an wohnortnahen Wasserflächen. Dieses strukturelle Problem lässt sich nicht durch punktuelle Maßnahmen allein beheben, sondern erfordert eine langfristige Strategie und klare politische Entscheidungen. Mit den seit 2023 eingesetzten mobilen Schwimmcontainern – in Nordrhein-Westfalen (NRW) unter anderem mit dem „Narwali“ – war ein sehr zu begrüßender innovativer Ansatz zur Abhilfe entstanden. Der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) und auch dessen größter Landesschwimmverband in Nordrhein-Westfalen (SV NRW) unterstützen diese Initiative als sichtbares Signal gegen den Schwimmbadmangel. Beide Dachorganisationen sehen darin aber nur einen ersten Schritt, nicht die Lösung.
„Der Schwimmverband NRW hat – unterstützt von der ,Stiftung RTL – Wir helfen Kindern!‘ – 2023 und 2024 an diversen Grundschulen in NRW eine eigene Lösung betrieben. Auch wenn hier Hunderten von Kindern mit viel Spaß das Element Wasser und schwimmerische Grundfertigkeiten nahegebracht wurden, gelangten wir nach Abschluss des Projektes zu der Erkenntnis, dass die eigenen Ressourcen unter Abwägung des Erfolges an anderer Stelle sinnvoller investiert sind“, so Frank Rabe, Geschäftsführer des SV NRW.
Bäderallianz: Container ersetzen nicht umfassende Schwimmausbildung in dafür geeigneten Wasserflächen
Inzwischen hat nun auch die „Bäderallianz Deutschland“, der Zusammenschluss aller relevanten Organisationen der deutschen Bäderlandschaft, eine fundierte fachliche Bewertung mobiler Schwimmcontainer vorgelegt, die diese Erfahrungen und Beobachtungen widerspiegelt. Diese Position teilen DSV und SV NRW ausdrücklich und möchten sie in den Kontext der bundesweiten Schwimmlandschaft einordnen. Natürlich ist den Verantwortlichen der beteiligten Verbände bewusst, dass mobile Container gerade in NRW mit erheblicher öffentlicher Förderung unterstützt wurden und werden. Dies unterstreicht den politischen Willen zur Lösung der Schwimmfähigkeitsproblematik und macht die strukturellen Herausforderungen im Bereich der Schwimmausbildung sichtbar.
„Als Fachverbände sehen wir unsere Verantwortung allerdings auch darin, die Potenziale und Grenzen dieser mobilen Lösungen transparent zu bewerten und gleichzeitig konstruktive Wege für eine nachhaltige Verbesserung der Schwimmausbildung aufzuzeigen."
„Als Fachverbände sehen wir unsere Verantwortung allerdings auch darin, die Potenziale und Grenzen dieser mobilen Lösungen transparent zu bewerten und gleichzeitig konstruktive Wege für eine nachhaltige Verbesserung der Schwimmausbildung aufzuzeigen. Mobile Schwimmcontainer können einen wertvollen ersten Baustein im Mosaik der Schwimmförderung darstellen – sie ersetzen jedoch nicht die notwendige systematische und umfassende Schwimmausbildung in dafür geeigneten Wasserflächen“, betont der DSV-Vorstandsvorsitzende Jan Pommer.
Das primäre Ziel der Schwimmverbände (und auch der Kultusministerkonferenz) sei nämlich unverändert: Jedes Kind soll die Möglichkeit erhalten, sicher schwimmen zu lernen. „Wir fordern in Anlehnung an den Deutschen Schwimmbadplan, dass ab 2035 jedes Kind nach der Grundschule sicher schwimmen kann“, betont Pommer. „Mobile Container können gern dazu beitragen, den wichtigen ersten Kontakt zum Wasser zu ermöglichen. Die entscheidende Frage bleibt jedoch, wie wir Anschlussperspektiven schaffen, die aus der ersten Wassergewöhnung eine vollständige und sichere Schwimmfähigkeit entwickeln.“
Container schaffen zusätzlichen Wasserkontakt, insbesondere an Schulen ohne Zugang zu Schwimmbädern. Sie erleichtern die Wassergewöhnung in vertrauter Umgebung, senken Hemmschwellen und können den Grundstein für eine spätere Ausbildung legen. Als niedrigschwelliges Zusatzangebot haben sie also ihren Wert. Das hat auch NRW-Staatssekretärin Andrea Milz stets hervorgehoben.
Container stoßen aber auch an strukturelle Grenzen. Die Kapazitäten sind eng begrenzt, Gruppenunterricht ist kaum möglich. Eine vollständige Ausbildung bis zum Schwimmabzeichen kann in Containern nicht stattfinden. Das zentrale Problem bleibt die fehlende Anschlussfähigkeit: Ohne garantierte Übergänge in Lehrschwimmbecken oder Hallenbäder bleibt der Nutzen dieser Projekte auf eine erste Wassergewöhnung beschränkt.
Mobile Container ersetzen keine nachhaltige Infrastruktur
Deswegen beziehen DSV und SV NRW eindeutig Position. „Als Schwimmverbände ist unser Auftrag klar: Wir wollen sichere Schwimmerinnen und Schwimmer ausbilden. Das gelingt nur durch eine vollständige, methodisch aufeinander aufbauende Ausbildung in geeigneten Wasserflächen. Mobile Container können hier ergänzend wirken, ersetzen aber keine nachhaltige Infrastruktur“, so Frank Rabe. „Aus dieser Erkenntnis heraus erfolgt nun auch der Hinweis an die Politik: Container dürfen nicht als Ersatzlösung missverstanden werden. Sie können kurzfristig helfen, verdeutlichen aber zugleich die strukturellen Defizite im Bäderbereich.“
Der DSV und der SV NRW fordern daher:
- Investitionen in Sanierung und Neubau von Schwimmbädern, um eine flächendeckende Schwimmausbildung zu sichern.
- Verbindliche Gesamtkonzepte für Kommunen: Container-Einsätze müssen immer durch garantierte Anschlusskurse in regulären Bädern ergänzt werden.
- Langfristige Finanzierungsstrategien von Bund, Ländern und Kommunen, die den tatsächlichen Bedarf an Schwimmflächen decken.