Pauline Pfeif wird Vizeweltmeisterin vom Turm

Pauline Pfeif zeigt nach ihrer Siegerehrung ihre WM-Medaille in die Kamera

Vor dem WM-Finale im Turmspringen wurde Pauline Pfeif noch als eine der „athletes to watch“ auf der Anzeigetafel des OCBC Aquatics Centre eingeblendet, also als eine der Athletinnen, auf die man an diesem Tag besonders achten sollte. Und das war wahrlich nicht übertrieben. Die 23-Jährige vom Berliner TSC zeigte am Donnerstag in Singapur den Wettkampf ihres Lebens und sprang mit neuer Bestleistung 367,10 Punkten sensationell zur Silbermedaille – hinter der neuen Weltmeisterin Chen Yuxi (CHN/430,50), aber noch vor der zweiten Chinesin Xie Peiling (358,20). „Ich bin einfach nur glücklich“, meinte sie, und ein paar Freudentränen kullerten ihr die Wange hinab. „Als ich gecheckt habe, dass ich sogar auf dem zweiten Platz bin und nicht auf dem dritten – das war ein Gefühl, das man nicht in Worte fassen kann. Da zu stehen und zu wissen: Die ganze harte Arbeit hat sich gelohnt und ich konnte es abrufen und das ganze Team stolz machen.“

 

Es war die erste Medaille in Singapur für die Wasserspringer*innen des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). Zuletzt hatte in einer Einzeldisziplin Patrick Hausding Edelmetall für Deutschland gewinnen können – Silber 2017 vom 3m-Brett. Beim Turmspringen liegt die letzte Medaille sogar noch zehn Jahre länger zurück: Christin Steuer hatte 2007 Bronze geholt, das war bis heute auch die einzige Medaille in dieser Disziplin seit der Wiedervereinigung gewesen.

 

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In Singapur hatte sich aber schon früh abgezeichnet, dass Pauline Pfeif tatsächlich mittendrin ist im Kampf um die Podestplätze. Nachdem sie bereits im Vorkampf Vierte gewesen war, lag sie im Halbfinale noch einen Platz weiter vorne, um dann bei der Entscheidung am Abend (Ortszeit) ihr silbernes Meisterstück perfekt zu machen. „Beim Vorkampf hatte ich schon so ein bisschen Blut geleckt und auf eine Bronzemedaille gehofft. Dann Dritte im Halbfinale, wieder ein bisschen weiter vorne. Und ich wollte auch noch mehr. Aber ich musste auf dem Boden bleiben, konzentriert bleiben“, sagte sie.

 

Und das gelang ihr: „Es war einer der seltenen Tage, an dem ich mir im Kopf keinen Druck gemacht habe. Ich habe mir gesagt: Ich mache mein Ding, ich kann das. Ich war die ganze Zeit bei mir und habe das gezeigt, was ich das ganze Jahr über und die letzten Jahre trainiert habe“, so die Berlinerin. „Als mir mein Trainer dann bei der Umarmung nach meinem letzten Sprung ins Ohr geflüstert hat, dass ich eine Medaille gewonnen habe, ist alles aus mir rausgeplatzt. Erleichterung, Entspannung, einfach ein unfassbares Gefühl. Das kann man gar nicht beschreiben.“

 

Mit dem Silber-Coup von Singapur krönt Pauline Pfeif eine für sie auch sonst äußerst erfolgreiche Saison. Bei den Europameisterschaften im Mai in Belek (TUR) gewann sie vier Medaillen, darunter Silber im Turm-Einzel; kurz vor der WM gab es dann Bronze vom Turm bei den FISU World University Games in Berlin. Schon dort hatte sie mit 354,40 Punkten eine Bestleistung aufgestellt, die sie bei den Weltmeisterschaften jetzt nochmals steigern konnte, und dadurch viel Selbstvertrauen für die WM-Wettkämpfe mitgenommen. „Das war schon sehr wichtig. Ich glaube, die Universiade hat dem ganzen Team und auch mir nochmal einen Push gegeben. Einfach mich zu präsentieren und zu zeigen: Ich bin da, und die anderen können mit mir rechnen“, so Pfeif. Als Vizeweltmeisterin ist sie nun auf jeden Fall eine Athletin, auf die die Konkurrenz auch in den nächsten Jahren achten wird.

 

„Richtig gut“: Moritz Wesemann tankt im 3m-Vorkampf viel Selbstvertrauen

 

Im Einzel vom 3m-Brett hat derweil Moritz Wesemann (SV Halle) die erste Hürde souverän genommen. Der 23-Jährige kam im Vorkampf auf 441,25 Punkte und als Sechster locker ins Halbfinale. „Ich habe mich heute extrem gut gefühlt und bin sehr zufrieden, ich habe schöne Sprünge gezeigt. 440 Punkte sind richtig gut, und das in einer Vorkampfsituation, wo die Wertungsrichter immer noch nicht ganz so viele Punkte geben. Das würde morgen wahrscheinlich schon fürs Finale reichen“, so Wesemann. Zumal er beim 3,5-fachen Salto rückwärts selbst noch Reserven sieht: „Da hatte ich heute einen kleinen Patzer, aber trotzdem einen schönen Ansatz. Das macht mir Mut fürs Halbfinale und fürs Finale, dass ich da nochmal 30 Punkte drauflegen kann. Aber natürlich ist es Wasserspringen, da kann immer alles passieren.“

 

Die nächsten Runden sind jeweils am Freitag angesetzt – das Halbfinale um 08:00 Uhr deutscher Zeit, die Entscheidung der besten Zwölf um 11:30 Uhr. Nicht mehr dabei ist dann Timo Barthel (SV Halle), der den Vorkampf auf Platz 46 (323,15) beendete. Die beste Leistung zeigte der Chinese Wang Zongyuan (478,60), der in Singapur zum vierten Mal hintereinander Weltmeister werden kann.

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