Doppelgold und ein weiteres Olympia-Ticket - Feiertag für den DSV
- 27.06.2023
Die deutsche Nationalhymne avancierte am Dienstag bei den Europameisterschaften der Wasserspringer*innen in Rzeszów zur Hit-Single. Denn die Wettbewerbe vom Turm waren am vorletzten Tag dieser EM im Rahmen der European Games in Polen fest in der Hand der Aktiven des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). Zunächst gewannen die Schwestern Christina Wassen und Elena Wassen (beide Berliner TSC) das Turm-Synchronspringen, am Abend triumphierte dann auch noch Timo Barthel (SV Halle) im Turm-Einzel. Damit ist dem DSV zugleich ein weiterer Olympia-Startplatz sicher, der bei diesen Titelkämpfen jeweils an die Länder der Gewinner*innen vom 3m-Brett und vom Turm vergeben wird. Zuvor hatte auch schon Moritz Wesemann (SV Halle) vom 3m-Brett einen solchen Quotenplatz geholt. „Was für ein Tag“, jubelte Bundestrainer Christoph Bohm. „Ich bin sehr stolz auf das gesamte Team. Nicht nur auf die Aktiven, sondern auch auf die Trainer und den ganzen Betreuungsstab. Diese Erfolge sind immer auch eine Teamleistung.“ Timo Barthel siegte am Abend mit 435,40 Punkten vor Robbie Lee (GBR/413,20) und Riccardo Giovannini(ITA/411,20). Es war der erste deutsche Europameistertitel vom Turm seit dem Erfolg von Martin Wolfram 2015 in Rostock. Schon im Vorkampf war Barthel der Stärkste gewesen, im Finale lag er dann zunächst in Lauerstellung. Vor dem letzten Versuch hatte er noch rund 22 Punkte Rückstand auf den führenden Briten Benjamin Cutmore. Dieser verpatzte jedoch seinen letzten Sprung und ging als Vierter (410,75) letztlich leer aus, während Barthel zum Abschluss einen fast perfekten 3,5-fachen Auerbachsalto ins Wasser setzte. „Er hat uns zwischendurch ein-, zweimal zittern lasen und ein paar kleine Fehler eingebaut, aber hinten raus war das sowas von stark. Das war der Sprung, den er in Tokio verballert hat und weswegen er damals das Olympiafinale verpasst hat. Diesmal hat er wieder so viel Druck gehabt und das Ding einfach gebracht“, sagte Bohm.
Noch im Becken ballte Barthel die Siegerfaust, dann fiel er Jaden Eikermann (SV Neptun Aachen) in die Arme – der zweite Deutsche kam im Finale mit 365,75 auf Platz neun. Schließlich deutete der Sieger mit dem Finger stolz auf das Tattoo mit den olympischen Ringen auf seinem Bizeps. Die Botschaft war klar: Olympia, wir kommen! „Es ist einfach ein tolles Gefühl, Europameister zu sein und dazu noch den Quotenplatz zu holen. Ich bin einfach sprachlos, ich glaube das muss jetzt erstmal ein paar Tage sacken.“ >> Alle Ergebnisse der European Games Beim Turm-Synchronspringen der Frauen lautete die Rechnung zuvor fast wie bei Pippi Langstrumpf: zwei plus vier macht eins. Im Einzel hatten Christina und Elena Wassen vor vier Tagen nämlich die Plätze zwei und vier belegt, ein besseres Teamergebnis konnte dort kein anderes Land vorweisen. Da war es am Ende fast schon logisch, dass im Synchronwettbewerb gemeinsam nun die Goldmedaille heraussprang. Mit 298,72 Punkten siegte das deutsche Paar vor der Ukraine (274,68) und Spanien (261,48). Es war der erste EM-Titel in dieser Disziplin für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) seit 2016 in London (GBR), als Maria Kurjo und My Phan triumphierten. „Das ist der Hammer“, meinte Bundestrainer Bohm. „Die Punktzahl ist super – alles, was in Richtung 300 Punkte geht, ist richtig gut.“ Dabei war bis zum Morgen noch gar nicht klar, ob Christina Wassen überhaupt würde starten können, nachdem sie in den vergangenen anderthalb Tagen mit heftigen Magenproblemen und Fieber zu kämpfen hatte. „Elena hat sich aber gut um mich gekümmert“, sagte sie. Nach einer guten Nacht gab sie grünes Licht. „Beide waren so nervenstark und haben ihre Serie einfach abgespult und hier verdient gewonnen“, lobte Bohm. Das deutsche Team lag während des gesamten Wettkampfes durchgehend in Führung und konnte sich schon in den beiden Pflichtsprüngen einen Vorsprung herausarbeiten. Diesen konnten sie dann in der Kür weiter ausbauen, nach einem blitzsauberen Schraubensalto im fünften Versuch, dem besten Sprung der gesamten Konkurrenz, stand der Titel dann fest. „Das ist unser größter internationaler Erfolg. Wir sind stolz, dass wir die Leistung abrufen konnten und die Goldmedaille gewonnen haben. Mit der Schwester zusammen zu springen, ist immer etwas Besonderes, und wenn wir eine Medaille gewinnen, ist es umso schöner.“, jubelte Elena Wassen. Christina Wassen sagte mit Blick auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften in Fukuoka (JPN/14. – 30. Juli): „Dieses Gold gibt uns Motivation für die WM, um dort auch vorn mitzuspringen und vielleicht einen Quotenplatz für Olympia zu holen.“ In den Synchrondisziplinen war dies bei der EM noch nicht möglich. Die beiden Goldmedaillen haben zudem noch einmal die Vorfreude auf das Weltcupfinale vom 04. – 06. August in Berlin geschürt. Beim World Aquatics Diving World Cup Super Final treten die weltbesten Wasserspringer*innen zur WM-Revanche an. Und Deutschlands Asse haben dafür heute noch einmal kräftig Rückenwind bekommen. >> Jetzt Tickets für das Weltcupfinale in Berlin sichern