Jacob Heidtmann gibt Karrierende bekannt: “Es war schön!“

- 03.10.2022
Wenn man die Kommentare in den Sozialen Medien liest, ist schnell zu erkennen, dass es sich hier um einen der beliebtesten Aktiven im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) handelt. Jedenfalls gibt es überall nur positive Reaktionen und beste Wünsche, nachdem Jacob Heidtmann nun offiziell das Ende seiner Leistungssportkarriere bekannt gab. „Nach 20 Jahren im Schwimmsport, 11 Jahren in der Nationalmannschaft und unzähligen wunderschönen wie auch lehrreichen Erlebnissen ist für mich nun die Zeit gekommen, die Schwimmbrille an den Nagel zu hängen“, schrieb der 27-Jährige am Sonntagabend auf seinen Accounts unter der Überschrift „Time to say good bye“.
Nach seinen zweiten Olympischen Spielen 2021 in Tokio (JPN), wo er im Finale Platz sieben mit der deutschen Staffel über 4x200m Freistil belegt hatte, habe er nicht mehr dieses Feuer in sich gespürt, mit dem er stets für den Schwimmsport brannte. Auch nach einer längeren Auszeit kehrte es nicht zurück. „Meine Leidenschaft für diesen Sport ist zwar nicht erloschen, doch verfolgte ich immer den Leitsatz, dann aufzuhören, wenn der Spaß nicht mehr meine größte Motivation ist“, schrieb Heidtmann nun. Er freue sich jetzt darauf, den Abschluss seines Studiums (Sozialökonomie mit Schwerpunkt Soziologie) anzugehen und mehr Zeit für Familie und Freund*innen zu haben.
Angefangen habe er einst als „viel zu (hyper-) aktiver Junge“ bei der SG Elbe in Pinneberg und sei dann über Elmshorn und Hamburg im Hochleistungssport angekommen, zuletzt verbrachte er dann zwei Jahre in San Diego (USA). Zweimal Olympia mit Finalteilnahmen in der Staffel jeweils, drei WM-Finals und ein Europameistertitel (2018 über 4x200m Freistil Mixed) stehen zu Buche, dazu der immer noch gültige nationale Rekord über 400m Lagen (4:12,08 Minuten als WM-Fünfter 2015). Er könne daher ruhigen Gewissens sagen: „Ich bin zufrieden.“
Natürlich wird zu solchen Anlässen immer nach den schönsten Momenten der Karriere gefragt. „Für immer im Kopf bleiben natürlich Momente wie die erste Olympiaqualifikation oder der deutsche Rekord bei der WM, aber auch die schöne Zeit durch die vielen Freundschaften, die ich im Sport schließen konnte. Einige halten sicher ein Leben lang“, sagt Heidtmann. Zur Karriere gehört auch die Disqualifikation im Olympiavorlauf von Rio (BRA) 2016, in der Form seines Lebens hatte er dort nach 4:11,85 Minuten (also unter der deutschen Rekordzeit) als Fünfter angeschlagen, war aber wegen eines zweiten Delfinkicks bei der Brustwende disqualifiziert worden. „Das wird mich ein Leben lang begleiten. Natürlich denkt man immer mal, wie es gelaufen wäre, wenn das nicht passiert wäre. Eigentlich wollte ich bei einem Erfolg nach Rio aufhören, das war zumindest mein geheimer Plan damals. Letztlich war es aber nicht schlecht, durch die Disqualifikation hatte ich dann Motivation für fünf weitere Jahre. Und auf jeden Fall habe ich im Sport gelernt, mit Rückschlägen umzugehen. Das ist gut, im Leben kriegst du ja später dann auch nicht immer, was du willst.“
Als Zuschauer kommt Heidtmann nun auf jeden Fall vom 21. – 23. Oktober zum Weltcup nach Berlin, um sich auch noch mal persönlich von seinen Kolleg*innen aus der Nationalmannschaft verabschieden zu können. Und ein feiner Kerl wie er bedankt sich in einem solchen Moment natürlich nicht nur bei den Eltern, der Freundin und den Kumpels, die ihm stets den Rücken stärkten. Namentlich sprach er in seinem Abschiedsbrief auch seine Trainer*innen Andreas Sawatzki, Bernd Berkhahn, Petra Wolfram, Veith Sieber, David Marsh, Javier Sossaund auch seinen Psychologen Thorsten Weidig an, ehe natürlich auch alle Institutionen, Stiftungen Sponsoren, Ärzt*innen und Physiotherapeut*innen noch einmal für ihre Unterstützung Dank erhielten.
Am Schluss seines Abschiedsbriefs heißt es dann: „Danke für euren unfassbaren Support. Auch in Zukunft werde ich diesen tollen Sport verfolgen und drücke allen Athlet*innen, die täglich ihre Träume im Schwimmbecken verfolgen ganz fest die Daumen. Es war schön, Euer Jacob.“
Dieses Kompliment kann man nur so zurückgeben. „Als Trainer ist man natürlich immer stolz, wenn ein Sportler, der bei einem anfängt, dann solch eine tolle Karriere schafft. Er war nicht nur in den Einzelrennen stark, sondern auch immer eine sichere Bank in den Staffeln“, lobte Bundestrainer Bernd Berkhahn. Und auch im menschlichen Bereich brachte er Stärken ein, nicht nur als Aktivensprecher. „Jacob war immer ein Teamplayer und sehr wichtig für die Nationalmannschaft, deren Spirit er stark prägte“, so Berkhahn. Daher habe er ihn auch gebeten, das DSV-Team künftig bei Bedarf auch weiter zu unterstützen.