Olympiasieger Wellbrock nimmt Rivale Romanchuk in seine Trainingsgruppe auf

- 16.03.2022
Im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada (ESP) hat Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock neuerdings namhaften Zuwachs in seiner Trainingsgruppe bekommen. Denn seit einigen Tagen schwimmt dort auch Mykhailo Romanchuk mit. Der Ukrainer war bei den Olympischen Spielen in Tokio Zweiter über 1500m Freistil vor Wellbrock geworden, doch die sportliche Rivalität ist derzeit nicht das Thema für ihn. Nach dem kriegerischen Angriff auf seine Heimat hat Romanchuk ganz andere Sorgen.
In einem am Mittwoch ausgestrahlten ARD-Bericht zeigt er Handyvideos von der zerstörten Schwimmhalle, in der jetzt eigentlich die Landesmeisterschaften stattfinden sollten. Doch stattdessen herrscht dort nun Krieg und totale Verwüstung. Auf Wunsch der Nationalen Olympischen Komitees und des Schwimmverbandes sollte der Schwimmer das Land dann verlassen, um es auch in der kommenden Zeit international repräsentieren zu können, Familie und Freunde blieben aber zurück. Florian Wellbrock und seine Frau Sarah Wellbrock boten Hilfe an und organisierten dann auch die Aufnahme in ihrem Umfeld.
„Wir würden ihn jetzt einfach in die Gruppe aufnehmen, ihm Halt geben, ein soziales Umfeld anbieten und natürlich das, was er liebt, das Schwimmen, dass er das weiter verfolgen kann. Vielleicht lenkt ihn das ein bisschen ab“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn am ARD-Mikrofon. Nach der Rückkreise aus Spanien in der nächsten Woche wird Romanchuk dann also auch in Magdeburg weiter mit den Topstars des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) mittrainieren und so versuchen, sich für die EM in Rom (11. – 21. August) vorzubereiten. Die WM in Budapest (18. Juni – 03. Juli) ist auch wegen des zuletzt entstandenen Trainingsrückstands demnach wohl noch kein Thema.
„Ich denke die ganze Zeit an die Ukraine, an meine Frau, an meine Familie, meine Freunde. Ich kann nicht normal ans Training denken. Es ist schwer“, sagte Romanchuk in der ARD. Er zeigte sich aber sehr dankbar für die Aufnahme bei den deutschen Sportfreund*innen. „Wenn ich nicht hergekommen wäre, hätte ich wohl meine Schwimmkarriere beendet. Dann hätte ich eine Waffe bekommen und in den Krieg ziehen müssen.“ Die Farben seines Landes auf der weltweit vielbeachteten Sportbühne hochzuhalten, ist aber auch ein wichtiger Auftrag in dieser schweren Zeit.