Schwimmabzeichentage: So will der DSV Sicherheit im Wasser schaffen

Der Berliner TSC veranstaltete am Rande der DJM eine Aktion der Schwimmabzeichentage ©Tino Henschel
- 20.06.2025
Auch bei der größten Schwimmveranstaltung Deutschlands mit über 1.500 Aktiven und vollen Tribünen gibt es mal Pausen. In diesem Jahr wurde die Zeit zwischen Vor- und Endläufen der Deutschen Jahrgangsmeisterschaften (DJM) am Samstag (14. Juni) dabei für eine ganz besondere Aktion genutzt. Mit Unterstützung eines Teams von Ehrenamtlichen des Berliner TSC organisierte der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) in der größten Schwimmhalle Deutschlands nämlich parallel zur DJM eines der bundesweit über 500 Angebote der Schwimmabzeichentage.
>> Video: Die Schwimmabzeichentage-Aktion am Rande der DJM in Berlin
Bei dieser Initiative laden der DSV und die anderen im Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS) organisierten Spitzenverbände über ihre Vereine und Ortsgruppen noch bis 22. Juni alle Menschen dazu ein, ihre Schwimmkompetenz zu überprüfen und eines der Schwimmabzeichen abzulegen. Am besten natürlich eines ab Bronze aufwärts, denn nur damit gilt man aktuell als sichere*r Schwimmer*in. Das Seepferdchen gilt immer nur als Vorstufe. Eine passende Veranstaltung in seiner Nähe findet man übrigens ganz leicht auf der Website der Schwimmabzeichentage.
„Gerade wenn du Richtung Badeurlaub denkst, muss es natürlich so sein, dass das Kind sicher im Wasser ist“, sagt Britta Steffen. Die Doppel-Olympiasiegerin unterstützte die Schwimmabzeichentage-Aktion in Berlin aus tiefer Überzeugung und motivierte die Kinder am Beckenrand. Inzwischen selbst zweifache Mutter, weiß die 41-Jährige um die Bedeutung der Schwimmfähigkeit. „Egal, welche Sportkolleg*innen ich so treffe: Alle wollen, dass ihre Kinder schwimmen lernen. Das ist ja auch eine Art Lebensversicherung.“ Steffens erstes Kind ist mittlerweile sieben und hat natürlich die Schwimmabzeichenprüfung längst abgelegt, mit ihrem Einjährigen macht sie gerade bereits Wassergewöhnung. Angstfreie Ersterlebnisse erleichtern später den Zugang zum Element Wasser immens.
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In der SSE wurden in gut zwei Stunden 54 Schwimmabzeichenprüfungen bestanden, bundesweit waren es nach Hälfte der Schwimmabzeichentage rund 5.000. „Diese Basisarbeit ist total wichtig, wenn wir unser Ziel erreichen wollen, dass 2035 alle Kinder die Grundschule als sichere Schwimmer*innen verlassen sollen. Das sollte doch wohl möglich sein in einem so reichen Land, das schon so vieles geschafft hat. Aktuell sehen wir, dass leider 20 Prozent der Kinder die Grundschule verlassen, ohne überhaupt schwimmen zu können. Und die Hälfte kann es nicht sicher. Das ist kein Zustand, das müssen wir ändern“, betonte DSV-Chef Jan Pommer am Beckenrand. „Schwimmen zu können bedeutet Sicherheit, Spaß, Gesundheit und Teilhabe.“
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Die Kultusministerkonferenz hatte bereits 2017 beschlossen, dass jedes Grundschulkind schwimmen lernen soll, doch es braucht mehr als das. „So ein Beschluss allein reicht natürlich nicht. Man muss auch die Bedingungen dafür schaffen. Wir brauchen ausreichende Wasserflächen und dann eben auch die Zeiten, damit die Grundschulkinder Schwimmen lernen können“, sagte Leandra Götz aus dem Vorstand der Deutschen Sportjugend (dsj), in Berlin als Gast in der SSE dabei. „Der Sport an sich ist natürlich mega wichtig, aber gerade das Schwimmen eben durch den Sicherheitsfaktor noch mal deutlich wichtiger.“
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Die Problemzonen sind wohlbekannt. Auf der einen Seite der Umstand, dass immer weniger Lehrer*innen dazu bereit oder fähig sind, Schwimmunterricht zu geben. Und dass der Schwimmbadbetrieb eben teuer ist. Dementsprechend scheuen sich Kommunen, neue Schwimmbäder zu bauen, alte Schwimmbäder zu renovieren oder aber auch für ihren Betrieb noch sicher zu sorgen.
„Das ist ein Problem, das wir gesamtgesellschaftlich lösen müssen“, betont DSV-Vorstandsvorsitzender Pommer. „Deswegen fordern wir, dass ein Teil aus dem Sondervermögen, das jetzt zur Ertüchtigung unseres ganzen Landes, also nicht nur für die Verteidigung und für die Infrastruktur bei Bahn und Straße verwendet werden soll, in die Schwimmbadinfrastruktur fließt, damit ausreichend Wasserfläche in der Nähe ist. Wir wollen, dass es eine kommunale Pflichtaufgabe wird, die aber von Bund und Ländern mit finanziert wird. Das Geld dafür ist da, es muss an die richtige Stelle kommen“, so Pommer. „Außerdem braucht es eine tägliche Sportstunde mit Schwimmen als Basissportart von der ersten Klasse bis zum Abitur. Das hat in Frankreich wunderbar geklappt, und das passt auch hier wunderbar zu einer potenziellen Olympiabewerbung.“
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Der DSV fordert aber nicht nur, er bietet für diesen Weg auch Lösungen an: „Wir haben 2.500 Schwimmvereine mit wahnsinnig vielen Menschen, die Rettungsfähigkeit haben, die Schwimmausbildung machen können, die den Spaß am Element Wasser vermitteln können. Und das ist deshalb besonders wichtig, weil wir ab nächstem Jahr den Ganztagsunterricht erleben werden und daher eine Verzahnung von Vereinsarbeit, wie wir sie als Schwimmvereine leisten können, und den Schulen brauchen. Das passt also wunderbar zusammen. Wir müssen uns jetzt nur gemeinsam darum kümmern, dass das an möglichst vielen Orten in Deutschland auch tatsächlich Realität wird.“
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