Wellbrock startet mit großer Gelassenheit bei der Kurzbahn-EM in Kazan

@Jo Kleindl

Nur drei Monate nach seinem Olympiasieg im Freiwasser und dem Gewinn der Bronzemedaille im Becken über 1500m Freistil in Tokio stehen für Florian Wellbrock mit den Kurzbahn-Europameisterschaften in Kazan (RUS) vom 02. bis 07. November (Vorläufe um 08:00 Uhr und Finals ab 16:30 Uhr deutscher Zeit) schon die nächsten internationalen Titelkämpfe an. Trotz zweier Siege bei den Kurzbahn-Weltcups in Berlin und Budapest im Monat zuvor steigt der 24-Jährige vom SC Magdeburg in Russland nun aber gelassen und ohne besondere Erwartungen ins Wendenkarussell. „Ich möchte gern meine Bestzeit über die 1500 Meter weiter ausbauen und natürlich damit möglichst weit vorne ankommen. Da insgesamt noch nicht so viel trainiert wurde seit den Olympischen Spielen, ist es aber unklar, wofür meine Leistung überhaupt reichen kann“, sagte Wellbrock vor der Abreise am Sonntag. Wellbrocks Bestzeit steht seit drei Jahren bei 14:28,19 Minuten, allzu viele Kurzbahnrennen hat er seither aber nicht bestreiten können. Der deutsche Kurzbahn-Rekord stammt übrigens noch aus der Ära der Hightech-Anzüge, in 14:20,44 Minuten hatte Jan Wolfgarten 2009 bei der Kurzbahn-EM in Istanbul den Titel gewonnen.

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Laut Meldeliste (mit rund 400 Aktiven aus 40 Ländern) kommt es im 1500m-Finale am Donnerstag zum erneuten Duell mit seinem Rivalen Gregorio Paltrinieri (ITA), der vor zwei Jahren in Glasgow (SCO) den Titel vor dem Norweger Henrik Christiansen gewann, welcher in Kazan ebenfalls wieder am Start sein wird. „Ich denke tatsächlich, dass alle vor Ort sein werden. Es ist ja der erste große internationale Wettkampf dieser Saison und ein guter Formtest für die Kurzbahn-WM im Dezember“, sagte Wellbrock. Dass im weiteren Saisonverlauf in ungewohnter Häufung dann auch auf der 50m-Bahn noch einmal WM und EM zugleich anstehen, will beim Formaufbau aber berücksichtigt werden. „Ich finde es schön, dass die Wettkämpfe endlich wieder möglich sind“, sagte Wellbrock dazu, „andererseits wird es schwierig, gerade für Langstreckler, alle Wettkämpfe auf Spitzenniveau vorzubereiten.“ Der Olympiasieger nahm daher für sich eine Priorisierung vor, richtete sich zugunsten der Kurzbahn-WM im Dezember nicht all zu sehr auf die EM in Kazan aus. „Da es der Jahresabschluss ist, ist die WM für mich auch nochmal wichtiger als die EM“, sagte Wellbrock.

In den Meldelisten weit oben stehen mit Isabel Gose oder Marco Koch noch weitere Aktive aus dem Team des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV), aber zu diesem Saisonzeitpunkt hat das kaum Aussagekraft über die Medaillenaussichten. „Jeder hat eine andere Priorisierung und nach den Olympischen Spielen entsprechend auch mal mehr oder weniger trainiert. Es ist zu diesem frühen Saisonzeitpunkt daher kaum einzuschätzen, was in Kazan möglich sein wird“, sagte auch Bundestrainer Bernd Berkhahn. „Es gilt natürlich trotzdem, das für uns Bestmögliche herauszuholen.“

Kurzfristig den EM-Start absagen musste allerdings Lucas Matzerath. Der Frankfurter Olympiateilnehmer erlitt bei einem heftigen Autounfall mit einem LKW in der vorigen Woche ein Schleudertrauma und wird nun lieber noch ein paar Tage geschont. „Es ist ein großes Glück, dass ich so mild mit ein paar Prellungen davongekommen bin“, sagte der 21-Jährige: „Nächste Woche steige ich dann wieder ins Training ein, bis zur WM im Dezember ist dann hoffentlich alles wieder gut.“

Das DSV-Team für die Kurzbahn-EM in Kazan (02. – 07. November)

Frauen:

Jessica Felsner (SC Aqua Köln): 50m Freistil, 100m Freistil, 50m Schmetterling, 100m Schmetterling

Giulia Goerigk (SG Region Karlsruhe): 200m Lagen, 400m Lagen

Isabel Gose (SC Magdeburg): 200m Freistil, 400m Freistil, 800m Freistil

Angelina Köhler (Hannover 96): 50m Schmetterling, 100m Schmetterling, 200m Schmetterling

Hannah Küchler (AMTV-FTV Hamburg): 50m Freistil, 100m Freistil

Leonie Kullmann (SG Neukölln): 100m Freistil, 200m Freistil, 400m Freistil, 200m Schmetterling, 400m Lagen

Jenny Mensing (SC Wiesbaden): 50m Rücken, 100m Rücken, 200m Rücken

Sonnele Öztürk (Wasserfreunde Spandau): 50m Rücken, 100m Rücken, 200m Rücken

Nele Schulze (TSB Flensburg): 50m Brust, 100m Brust, 200m Brust

Zoe Vogelmann (SV Nikar Heidelberg): 400m Freistil, 100m Lagen, 200m Lagen, 400m Lagen

Männer:

Ole Braunschweig (SG Neukölln): 50m Rücken, 100m Rücken, 200m Rücken, 50m Schmetterling

Oliver Klemet (SG Frankfurt): 800m Freistil, 1500m Freistil

Marco Koch (SG Frankfurt): 50m Brust, 100m m Brust, 200m Brust, 200m Schmetterling, 200m Lagen

Lukas Märtens (SC Magdeburg): 200m Freistil, 400m Freistil, 800m Freistil, 1500m Freistil

Sven Schwarz (Waspo Hannover): 800m Freistil, 1500m Freistil

Florian Wellbrock (SC Magdeburg): 400m Freistil, 800m Freistil, 1500m Freistil

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