Weltcup als Neustart für Olympiasieger Wellbrock: „Ich bin noch nicht fertig“

©Jo Kleindl

Nach einem Jahr Zwangspause durch das Coronavirus startet der FINA Swimming World Cup am Freitag mit seiner ersten Station in Berlin (01. – 03. Oktober), und die Freude darüber ist groß bei den Teilnehmer*innen aus 32 Ländern. Das war auf der Pressekonferenz am Donnerstag im stylischen „Loft14“ des Vienna House Andel’s Berlin über den Dächern der deutschen Hauptstadt bei allen Beteiligten ganz deutlich herauszuhören. „Es macht uns glücklich, dass wir nun das erste FINA-Schwimmevent seit Beginn der Pandemie erleben können, und wir sind der Stadt Berlin dankbar für die Ausrichtung dieses besonderen Wettkampfes mit so vielen hoch dekorierten Athlet*innen“, sagte Husain Al-Musallam, der Präsident des Weltverbandes FINA aus Kuwait. „Das ist nicht nur wichtig für den Schwimmsport, sondern auch für die Rückkehr in die Normalität insgesamt.“

Besonders im Mittelpunkt standen aber natürlich auch hier die Aktiven. Die Australierin Emma McKeon, die bei den Olympischen Spielen in Tokio mit viermal Gold und insgesamt sieben Medaillen die erfolgreichste aller Teilnehmer*innen war, erzählte dann davon, dass sie das viele Edelmetall aus Japan erst einmal im Haus ihrer Eltern verstaut hat. Und dass sie daheim nun sogar mit Superstar Ian Thorpe verglichen wird. „Das ist für mich definitiv eine Ehre, aber es fühlt sich für mich selber noch irreal an. Als ich aufwuchs, war er der größte Name im Schwimmen und im Sport überhaupt“, so McKeon. Nun freue sie sich aber auch sehr, nach 2017 wieder beim Weltcup zu starten. „Wir Athleten haben zwei seltsame Jahre hinter uns und sind froh, wenn nun wieder alles normaler läuft.“

Auch Deutschlands Olympiasieger Florian Wellbrock kann es kaum erwarten, wieder ins Becken zu steigen. „Ich freue mich auf die Rennen in Berlin und bin gespannt, was nach den 10km in Barcelona am vorigen Wochenende und der kurzen Erholungspause möglich ist“, so Wellbrock. „Die olympische Goldmedaille hat bei mir Hunger auf mehr gemacht. Ich möchte versuchen, mich auch auf der Kurzbahn in der Weltspitze zu etablieren, das ist mir noch nicht gelungen.“

Neue Motivation zu schöpfen, sei ihm trotz des erfüllten Olympiatraums überhaupt nicht schwergefallen. „Das hat auch damit zu tun, dass die Beckenwettbewerbe in Tokio ja nicht ganz so liefen, wie ich mir das vorstellt habe“, erzählte Wellbrock. „Deswegen habe ich das Gefühl, dass ich noch nicht fertig bin. Da fehlt irgendwie noch ein Puzzleteil. Das gilt es in den nächsten Jahren hinzufügen und zu schauen, was bei großen Wettkämpfen in den nächsten Jahren bis einschließlich Paris 2024 möglich ist.“

Mit gerade mal 17 Jahren war die US-Amerikanerin Lydia Jacoby in Tokio Olympiasiegerin geworden, aufgrund der Minderjährigkeit kam sie gemäß den Regeln des US-Verbandes in Begleitung ihrer Mutter nach Deutschland gereist. Dort richtet die Brustsprinterin den Fokus nun auf die Rennen in der Schwimm- und Sprunghalle am Europasportpark. „In meiner Schwimmkarriere habe ich immer wieder vom Weltcup gehört. Daher bin schon aufgeregt, dort nun auch einmal selbst starten zu können. Natürlich will ich hier jetzt auch schnell sein.“ Besondere Aufmerksamkeit hatte Jacoby in Japan im Sommer auch beim Staffelvorlauf erregt, das ikonische Foto mit der verrutschten Schwimmbrille in ihrem Mund ging danach um die Welt. „Berlin ist der erste große Wettkampf seit Olympia, natürlich werde ich diesmal vorher doppelt prüfen, ob alles richtig sitzt“, sagte Jacoby. „Mir war das zuvor noch nie passiert, und durch Tokio sorgt das jetzt schon auch für Nervosität, mit der ich klarkommen muss.“

Der Südafrikaner Chad Le Clos war schon 2012 Olympiasieger geworden (und hatte dabei Michael Phelps bezwungen), mit 145 Weltcup-Siegen ist er auch der Rekordhalter. „Berlin ist eine der schönsten Stationen überhaupt und ich bin froh, nach zwei Jahren Pause wieder mal hier sein zu können. Und natürlich hoffe ich, dass ich meiner Statistik noch etwas hinzufügen kann“, sagte er. Die Vorbereitung auf Tokio, wo Le Clos den fünften Platz belegte, war wegen der besonders starken Verbreitung des Coronavirus in seiner Heimat alles andere als optimal verlaufen. „Ich glaube aber, dass ich es noch einmal ganz nach vorn schaffen kann“, sagte der 29-Jährige nun in Berlin. „Wenn nicht in dieser Saison, dann bis Paris 2024.“

Auch die Kanadierin Margaret Mac Neil betonte, wie schön es ist, nach einer langen Zeit der Beschränkung wieder auf Weltcup-Tour gehen zu können, nachdem in ihrer Heimat einer der strengsten Lockdowns weltweit ausgerufen worden war. Dass sie in diesen 15 Monaten so hart arbeitete, dass sie nach dem WM-Triumph 2019 nun auch zum Olympiasieg schwimmen konnte, sei daher auch für sie überraschend gewesen. „Es ist definitiv immer noch surreal“, erzählte Mac Neil. „Als ich acht war, wollte ich unbedingt zu Olympia, aber das ist sicher etwas, was viele Kinder sagen, wenn sie einen Sport anfangen, ohne wirklich zu denken, dass es jemals passiert. Aber dann habe ich mich einfach entwickelt und die Ergebnisse gesehen, und ich wusste, dass ich wirklich etwas erreichen würde, wenn ich hart arbeite. Ab da war ich entschlossen und wollte das Ziel unbedingt erreichen.“

Alle Infos zum Weltcup auf der Event-Website

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