Angelina Köhler gibt alles und wird WM-Sechste über 100m Schmetterling

- 28.07.2025
Unfassbare sieben Goldmedaillen hatte Gretchen Walsh (USA) bei der Kurzbahn-WM 2024 in Budapest (HUN) abgeräumt, anschließend drückte sie auch dem ersten Halbjahr des laufenden Jahres mit mehreren Weltrekorden ihren Stempel auf. Da kann man schnell mal vergessen, dass die 22-Jährige bislang noch keinen WM-Titel auf der Langbahn zu Buche stehen hat – beziehungsweise hatte. In Singapur sicherte sich der US-Superstar am Sonntag nämlich den Titel über 100m Schmetterling, und das in überragender Manier. Mit 54,73 Sekunden schwamm Walsh in ihrer eigenen Liga und stellte einen neuen Meisterschaftsrekord auf, acht Zehntel unter der bisherigen Bestmarke der Schwedin Sarah Sjöström, die in diesem Jahr wegen ihrer Schwangerschaft nicht am Start ist. Silber ging mit über einer Sekunde Rückstand an Roos Vanotterdijk (BEL/55,84), Bronze an Alexandra Perkins (AUS/56,33).
Eine Medaille hätte aus diesem Rennen gerne auch Angelina Köhler (SG Neukölln Berlin) mitgenommen. Am Ende wurde es für die Titelverteidigerin Platz sechs in 56,57 Sekunden, nur 0,24 Hundertstel fehlten ihr zum erneuten Podiumsplatz. Dabei schwamm sie schneller als im Halbfinale, konnte aber wie am Vortag auf der zweiten Bahn des Finalrennens nicht mehr entscheidend zulegen, was sonst eigentlich immer ihre Stärke ist.
„Ich bin enttäuscht, aber ich habe alles gegeben“, meinte Köhler – mehr konnte und wollte sie erstmal nicht sagen. Ihre Enttäuschung wollte sie öffentlich ungern zeigen, lieber ließ sie sich von ihrem Team auffangen. Und das funktionierte auch bestens, der Fokus richtete sich so bald auf die in den kommenden Tagen noch anstehenden weiteren Rennen.
„So direkt nach dem Rennen, na logisch, da rollen die Tränen. Die Medaillen waren nicht weit weg, daher ist das völlig normal, dass man als Sportler dann enttäuscht ist“, meinte auch ihr Trainer Lasse Frank. Mit etwas Abstand sei es allerdings „eine gute Zeit“ gewesen, „aber halt keine super Zeit. Und die braucht man einfach, wenn man Medaillen gewinnen will.“
Seine Athletin habe sich in der nacholympischen Saison erst mental wieder aufgeladen und dann an verschiedenen Stellen auch sportfachlich weiter verbessert. Auch im Finale habe Köhler eigentlich alles richtig und wie besprochen abgerufen, sagte Frank. Der trainingsmethodische Ansatz, dass der im Verlauf dieser kurzen nacholympischen Saison erarbeitete Geschwindigkeitszuwachs nicht nur zu 50m-Rekorden, sondern auch schnelleren 100m-Zeiten führt, sei in Singapur eben nicht voll aufgegangen. Das sei auch deswegen ärgerlich, weil andere Themenpunkte wie das angespannte Verhältnis gegenüber Aktiven oder Fans aus China erfolgreich ausgeblendet werden konnten.
„Sie hat die Marschroute befolgt, auf die Hundertstel genau. Also renntaktisch war alles top. Sie kam auch wieder gut auf die zweite Bahn. Aber es hat am Ende halt nicht ganz gereicht“, sagte Frank. „Im Endeffekt übernimmt man da auch als Trainer Verantwortung. Wir sind ein Team, der Anteil ist 50:50 für Trainer und Sportler. Und dann ist es in dem Moment auch wichtig, dass man einfach zusammensteht und auch eine Niederlage mit Würde und Anstand trägt. Und auch sagt: Okay, heute waren die anderen fünf besser. Aber das gibt wieder Ehrgeiz, im nächsten Jahr dazuzugehören zu den Gewinnern. Ich glaube, aus dieser Meisterschaft wird Angie auch wieder noch gestärkter hervorgehen. Jetzt kann eigentlich nicht mehr viel kommen in Zukunft. Daher bin ich sehr stolz, dass sie das hier so gut gemacht hat.“