Anna Elendt wird Vizeweltmeisterin über 100m Brust

© Jo Kleindl

Vor ihren Rennen gibt sich Brustschwimmerin Anna Elendt (SG Frankfurt) jedes Mal allergrößte Mühe, ihre Finger- und Fußnägel abgestimmt zur Farbe ihres Anzugs zu lackieren, bei der WM in Budapest (HUN) dieses Mal in verschiedenen Blautönen. Nach dem Finale über 100m Brust schaute am Montagabend trotzdem niemand mehr auf ihre Finger und Füße, sondern vielmehr auf ein ganz anderes Accessoire, das silber glänzend um ihren Hals baumelte.

Als frischgebackene Vizeweltmeisterin gewann die 20-Jährige am Abend ihre erste internationale Medaille und konnte ihr Glück danach kaum fassen. “Das hat mich super gefreut. Das Ziel war es, ins Finale zu kommen und zu schauen, was da geht. Und dass da jetzt eine Silbermedaille bei rumgekommen ist, da freue ich mich wirklich.”

Nach der ersten Bahn hatte Elendt als Siebte noch zurückgelegen, doch auf der zweiten Hälfte des Rennens zündete sie dann den Turbo und flog auf den letzten 25 Metern schließlich regelrecht dem Ziel entgegen. Nach 1:05,98 Minuten schlug die deutsche Rekordhalterin schließlich als Zweite an, nur fünf Hundertstel hinter der siegreichen Italienerin Benedetta Pilato (1:05,93). Und das vor den Augen ihrer Eltern, die für diese Titelkämpfe extra nach Ungarn gereist waren, um ihre Tochter anzufeuern und auf der Tribüne begeistert die Deutschlandflagge schwenkten. Bronze ging an Ruta Meilutyte (LTU/1:06,02), dagegen gingen Weltrekordlerin Lilly King (USA/1:06,07) als Vierte und Kurzbahn-Weltmeisterin Tang Qianting (CHN/1:06,41) als Siebte leer aus.

“Ich habe nach den ersten 50 Metern gar nicht gesehen, dass ich zurückliege, nur dass die rechts und links von mir doch schon recht vorne waren nach der Wende. Und dann habe ich mir gedacht, jetzt muss ich mich doch ein bisschen beeilen. Aber ich mag es deutlich lieber, die Jägerin zu sein, und ich weiß, dass meine zweiten 50 Meter deutlich stärker sind als meine ersten 50. Die letzten fünf Meter waren ganz schön hart und ich hatte auch kurz Angst, als die Arme steif geworden sind, aber es hat dann ja noch ganz gut geklappt.” Dass Pilato am Ende hauchdünn die Nase vorn hatte, konnte sie da gut verschmerzen. “Es ärgert mich nicht, dass ich nicht gewonnen habe”, betonte Elendt.

Dafür hätte es auch keinen Grund gegeben. Die bislang letzte deutsche Medaille auf dieser Strecke hatte 1991 in Perth (AUS) Jana Dörries gewonnen - ebenfalls Silber. Für Anna Elendt war zuvor ein siebter Platz über die 50m Brust bei der vergangenen WM 2019 in Gwangju (KOR) ihr bislang bestes internationales Resultat gewesen. Für die laufenden Weltmeisterschaften hatte sie allerdings schon im Vorfeld die 100 Meter zu ihrem wichtigsten Wettkampf erklärt, entsprechend motiviert ging sie dort an den Start und wurde nun dafür belohnt. Diesen Schwung will Elendt nun auch in die nächsten Rennen mitnehmen. In Budapest startet die Frankfurterin im Einzel auf allen drei Bruststrecken, als nächstes am Mittwoch über 200m Brust. Zuvor geht sie bereits am Dienstag außerdem noch mit der 4x100m-Lagen-Mixedstaffel ins Becken.

Am kommenden Sonntag geht es dann zurück nach Berlin und dort direkt aus dem Flieger zu den Deutschen Meisterschaften im Rahmen von “DIE FINALS - Berlin 2022”. Bei der Schwimm-DM wird Vizeweltmeisterin Anna Elendt über 200m Brust antreten und dort sicherlich von den Fans für ihre Silbermedaille gefeiert werden. Karten für den nationalen Saisonhöhepunkt gibt es online über den offiziellen DM-Ticketshop.

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