DSV-Präsident Troll begrüßt neue gesellschaftliche Gewichtung des Schwimmens

©Jo Kleindl

Im am Mittwoch veröffentlichten Koalitionsvertrag haben die künftigen Regierungsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der FDP auch einen „Entwicklungsplan Sport“ und eine Offensive für Investitionen in Sportstätten von Kommunen und Vereinen angekündigt, insbesondere in Schwimmbäder. Eine solch besondere Herausstellung des Schwimmens hat es bisher auf politischer Ebene noch nie gegeben.

 „Wir begrüßen es sehr, dass Schwimmen als Sport und Kulturgut nun gesellschaftspolitisch stärker gewichtet werden soll. Wir als Verband fordern das seit Langem“, erklärte Marco Troll, Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). „Die während der Pandemie gesunkene Schwimmfähigkeit unserer Kinder erfordert hierbei nun aber durchaus ein hohes Tempo bei der Umsetzung von Maßnahmen, wir als DSV leisten dabei natürlich gern unseren Beitrag auf allen denkbaren Ebenen. Denn wichtig ist es, nun tatsächlich auch zu handeln. Ankündigungen von Milliardeninvestitionen in Sportstätten hat es vorher schon gegeben, doch passiert ist dann zu wenig. Für eine Übergangszeit könnte Schwimmunterricht für Schulen sicher auch in mobilen Pools stattfinden. In der technischen Entwicklung hat sich da zuletzt viel getan.“

Troll, der beim Amtsantritt vor einem Jahr bereits eine Stärkung des Freizeit- und Breitensports auf die Agenda setzte, begrüßte in dem Zusammenhang auch, dass im Koalitionsvertag einige Seiten später ausdrücklich auch gleich die Vereinfachung und Aufstockung entsprechender Förderprogramme angekündigt wird. „Die dabei vorgesehene Ausrichtung nach Strukturschwäche muss zwar nun erst noch genau definiert werden, das Projekt Bäderleben kann mithilfe seiner oftmals im DSV beheimateten Badpaten sicher eine valide Grundlage liefern“, so Troll.

Der DSV-Präsident begrüßt auch, dass im Kampf gegen physische, psychische und insbesondere sexualisierte Gewalt im Sport der Aufbau eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport unterstützt werden soll. Das war auch eine zentrale Forderung der Interessenvertretung Athleten Deutschland e.V. gewesen, deren dauerhafte Finanzierung die neue Regierung nun ebenfalls sicherstellt.

In der Spitzensportförderung sollen sich die Rahmenbedingungen verbessern, indem eine unabhängige Instanz zur Mittelvergabe ausgegliedert aus dem Bundesinnenministerium sowie ein Transparenzportal eingerichtet wird. Das Potenzialanalysesystem (Potas) soll dafür mit dem Ziel von mehr Effektivität und Entbürokratisierung weiterentwickelt werden. Was genau hinter diesen Formulierungen steckt, laut „FAZ“ womöglich ja sogar eine Leistungssportstruktur außerhalb des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nach britischem Vorbild, wird sich erst in den nächsten Wochen genauer zeigen. Die offizielle Regierungsübernahme steht wie die Neuwahl der/der DOSB-Präsident*in in der ersten Dezemberhälfte an.

Auszüge aus dem Koalitionsvertrag von SPD, Grüne und FDP (24. November 2021)

Seite 113 von 177 unter dem Punkt Sport:

„Sport lebt vom Ehrenamt, stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist Mittler für demokratische Werte. Wir erarbeiten unter breiter Beteiligung einen „Entwicklungsplan Sport“ und weiten die Offensive für Investitionen in Sportstätten von Kommunen und Vereinen unter Beachtung von Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Inklusion aus und berücksichtigen insbesondere Schwimmbäder stärker. Bei der Sportförderung berücksichtigen wir den besonderen Bedarf von Behindertensport. Wir fördern den Neustart des Breitensports nach Corona weiter.“

„Die Sportförderung des Bundes knüpfen wir an die Einhaltung von Förderrichtlinien mit Zielvorgaben, Vorgaben zu Transparenz, Good Governance und die Qualifikation von Leistungssportpersonal. In der Spitzensportförderung richten wir eine unabhängige Instanz zur Mittelvergabe sowie ein Transparenzportal ein. Das Potenzialanalysesystem (PotAS) evaluieren wir und entwickeln es mit dem Ziel von mehr Effektivität und Entbürokratisierung weiter. Wir schaffen bessere Rahmenbedingungen für den Spitzensport. Die Mitwirkungsrechte der Athletinnen und Athleten stärken wir durch die dauerhafte Finanzierung der Vereinigung Athleten Deutschland e.V.“„Um den Kampf gegen physische, psychische und insbesondere sexualisierte Gewalt im Sport zu verbessern, unterstützen wir den Aufbau eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport. Wir legen ein Bundesprogramm gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit im Sport auf.“

„Dopingprävention fördern wir stärker, verbessern die internationale Zusammenarbeit und arbeiten die Dopingvergangenheit Deutschlands mit Forschungsprojekten auf.“ 

„Das Nationale Konzept Sport und Sicherheit wird weiterentwickelt. Die Datei „Gewalttäter Sport“ wird in Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit, Löschfristen, Transparenz und Datenschutz reformiert. Zur Unterstützung der Fankultur wird die Koordinationsstelle Fanprojekte gestärkt.“

„Vergabe und Ausrichtung von internationalen Sportgroßveranstaltungen sollen strikt an die Beachtung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und Nachhaltigkeit geknüpft sein. Wir werden die Special Olympics 2023 in Berlin und die Fußball-Europameisterschaft der Männer 2024 sowie zukünftige Bewerbungen für Sportgroßveranstaltungen aus Deutschland wie Olympische und Paralympische Spiele unterstützen, die von diesen Grundsätzen getragen sind und die Bevölkerung rechtzeitig einbeziehen.“

Seite 128 unter Gute Lebensverhältnisse in Stadt und Land:

„Zur Stärkung des Zusammenhalts werden die Investitions- und Sanierungsprogramme im Bereich des Sports und der Kultur (z. B. Sportstätten, Schwimmbäder, Bibliotheken) vereinfacht und aufgestockt. Wir wollen die Förderung an Strukturschwäche ausrichten.“

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