EM-Silber mit Rekord für Wellbrock, Bronze für Schwarz und Gose

- 07.11.2021
Zum Abschluss der Kurzbahn-Europameisterschaften in Kazan (RUS) hat Florian Wellbrock die Silbermedaille über 800m Freistil gewonnen. Drei Tage nach seinem Triumph über 1500m Freistil belegte der 24-Jährige vom SC Magdeburg in deutscher Rekordzeit von 7:27,99 Minuten Platz zwei hinter dem Italiener Gregorio Paltrinieri(7:27,94). Fünf Hundertstel trennten die großen Rivalen also nur beim spannenden Anschlagduell, beide blieben dabei unter dem bisherigen Europarekord (7:29,17) von Yannick Agnel (FRA) aus dem Jahr 2012. Und der 19-jährige Sven Schwarz (7:33,85) durfte sich dahinter bereits zum zweiten Mal bei dieser EM über Bronze freuen.
Wellbrock sprach nach der Siegerehrung von gemischten Gefühlen. „Natürlich ist es immer ärgerlich, wenn man so knapp verliert. Sehr cool finde ich aber, dass es wieder beide Deutsche aufs Podium geschafft haben“, erklärte der Freiwasser-Olympiasieger. „Das war echt ein schnelles Rennen und über die Zeit kann man zu diesem Zeitpunkt echt nicht meckern, deswegen kann ich hier heute erhobenen Hauptes rausgehen und zufrieden sein.“ Bis zur Kurzbahn-WM kurz vor Weihnachten in Abu Dhabi (VAE) steht nun für ihn noch ein Höhentrainingslager an, das weitere Steigerungen ermöglichen soll. Insgesamt scheint sich Wellbrock mit der Kurzbahn aber nun so richtig anzufreunden. „Das war jetzt das erste Mal, dass ich auf gutem Niveau so eine Meisterschaft geschwommen bin. Das hat wirklich Spaß gemacht, mit den Wenden hat es auch deutlich besser geklappt als sonst. Deswegen hat sich der ganze Ausflug hier auf jeden Fall gelohnt.“
Dieses Fazit gilt zweifellos auch für Sven Schwarz. Die EM-Erfolge sorgen nach der verpassten Olympiaqualifikation wegen einer Coronavirus-Infektion im Frühjahr auf jeden Fall für einen Motivationsschub beim jungen Hannoveraner. „Was war, lässt sich nicht mehr ändern. Aber es stimmt mich positiv zu sehen, dass ich schon so früh in einer Saison so gute Leistungen bringen kann“, sagte Schwarz zu seinen Bestzeiten nach einem Höhentraining. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Abschneiden hier.“
Zuvor war Isabel Gose über 400m Freistil ebenfalls zu ihrem zweiten EM-Bronze geschwommen, in 4:01,37 Minuten musste die Magdeburgerin nur den beiden Russinnen Anastasia Kirpichnikova (3:59,18) und Anna Egorova(4:00,52) den Vortritt lassen. „Ich war super erleichtert, als ich auf die Anzeigetafel gesehen habe, dass es zur Medaille reicht“, gestand Gose hinterher. Denn sie hatte sich an diesem Tag viel zugemutet und war nicht mal eine halbe Stunde vorher auch noch im Finale über 200m Freistil gestartet und dort beim Sieg der Niederländerin Marrit Steenbergen(1:52,75) auf Rang sieben (1:57,52) angekommen. „Nach 100 Metern habe ich gemerkt, dass ich gegen die anderen vorn keine Chance habe und mich dann abfallen lassen. Es hätte nichts gebracht, wenn ich Vierte oder Fünfte geworden wäre“, erzählte Gose.
Erst spät am Vorabend hatte sie sich mit Bundestrainer Bernd Berkhahn überhaupt dazu entschlossen, am Sonntag entgegen der ursprünglichen Planung einen Doppelstart zu wagen. „Man liebäugelt dann ja mit zwei Medaillen. Wir haben daher gesagt: No risk, no fun, probieren wir es einfach“, erzählte Gose. Zwar haben sich nicht alle Träume erfüllt, aber glücklich war sie anschließend trotzdem. „Diese Erfahrung macht mich auf jeden Fall stärker. Denn ich bin die Einzige, die sich getraut hat, beides zu schwimmen. Beim nächsten Mal kann ich nun noch cooler bleiben, weil ich nun ja weiß, dass ich es drauf habe, zwei gute Rennen hintereinander zu schwimmen.“
Zugleich hofft sie aber auch, dass die Wettkampfplaner beim Dachverband LEN auch ganz genau zugeschaut haben. „Ich konnte den anderen auch ein bisschen zeigen, dass es nicht geht, die 200 und die 400 Meter direkt hintereinander zu legen. Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat. Aber Sportler*innen und Trainer*innen zu so einer Entscheidung zu zwingen, wenn man auf beiden Strecken Medaillenchancen hat, ist komplett unfair. Das funktioniert eigentlich nicht und darf meiner Meinung nach nicht noch einmal passieren.“
>> Alle EM-Ergebnisse im Überblick
Für weitere Weltrekorde sorgten am Sonntag die Mixed-Lagenstaffel der Niederlande (1:36,18) und Ilya Shymanovich. Der Weißrusse egalisierte über 50m Brust in 25,25 Sekunden die Bestmarke des Südafrikaners Cameron van der Burgh (aufgestellt 2009 in Berlin). Die weiteren Titel gingen an Arianna Castiglioni (ITA) über 50m Brust (29,66), Sarah Sjöström (SWE) über 50m Schmetterling (24,50), Marco Orsi (ITA) über 100m Lagen (50,95), Radoslaw Kawecki (POL) über 200m Rücken (1:48,46), Kliment Kolesnikov (RUS) über 100m Freistil (45,58) und den erst 18-jährigen Ilya Borodin (RUS) mit einem Junioren-Weltrekord über 400m Lagen (3:58,83). Gastgeber Russland (11 Gold, 5 Silber, 8 Bronze) lag am Ende in der Nationenwertung vor den Niederlanden (8/5/5) und Italien (7/18/10), Deutschland (1/1/4) belegte hier Rang neun, mehr als sechs Medaillen hatten aber nur vier Mannschaften. „Angesichts der Tatsache, dass wir diese Kurzbahn-EM nicht als Saisonhöhepunkt eingeplant haben, ist das auf jeden Fall eine gute Ausbeute“, analysierte Bundestrainer Berkhahn.
Die Ergebnisse des DSV-Teams am Sonntag
200m Freistil Frauen
7. Isabel Gose (1:57,52)
400m Freistil Frauen
3. Isabel Gose 4:01,37
Vorlauf: 8. Isabel Gose (4:05,79 Q)
15. Zoe Vogelmann (4:10,06)
DNS Leonie Kullmann
800m Freistil Männer
2. Florian Wellbrock (7:27,99/deutscher Rekord)
3. Sven Schwarz (7:33,85)