Große Felder und gute Leistungen bei den Altersklassenmeisterschaften

- 14.06.2022
Nach zwei Jahren Corona-bedingter Zwangspause war es endlich wieder soweit: Am Campus Freiham in München fanden am vergangenen Wochenende erstmals wieder die Deutschen Altersklassenmeisterschaften im Synchronschwimmen statt. Dass alle Vereine sich nach diesem Wettkampf sehnten, sah man bereits am Meldeergebnis: 24 Soli und 16 Duette wurden allein in der Altersklasse C gemeldet. Da jedoch nur jeweils zwölf Startplätze für die Finals in der Freien Kür zu Verfügung stehen, bedeutete dies, dass selbst kleinste Fehler in der Pflicht darüber entschieden, wer einen der wenigen Kürplätze ergatterte.
Bei den jüngsten Teilnehmerinnen der Altersklasse C (Jahrgänge 2007 bis 2009) setzte sich am ersten Tag im Pflichtwettkampf Margarita Sharapova (SG Stadtwerke München) hauchdünn vor Daria Tonn und Amelie Blumenthal Haz (beide SSB 07 Nürnberg) durch – das versprach für den Solowettbewerb am Tag darauf einen heißen Kampf um die Goldmedaille, da die drei Mädchen gerade einmal 0,551 Punkte trennten.
Am Nachmittag standen die Technischen Küren in den Solo- und Duettwettbewerben der Altersklassen A, B und Junior*innen auf dem Programm. Dies waren die ersten Deutschen Altersklassenmeisterschaften, bei denen die älteren Jahrgänge keine Pflicht mehr schwammen. Die Elemente im Jugendbereich unterscheiden sich von denen der Offenen Klasse, und so wurde es spannend, wie die Vereine und Aktiven die zusätzliche Trainingsbelastung gepaart mit der langen Corona-Pause bewältigt hatten. In der Altersklasse B (2005/2006) lieferten sich die beiden Münchener Lokalmatadorinnen Maria Denisov und Szofia Szalkay ein Kopf-an-Kopf-Rennen, am Ende trennten beide nur 0,058 Punkte. Die Plätze dahinter waren ebenfalls hart umkämpft – Ariane Shtepliuk (FS Bochum) als Dritte und Mia Duda-Dudynska (SG Wago) als Vierte trennten nur 0,319 Punkte. Im Solo der Altersklasse A konnte die Favoritin Klara Bleyer aus Bochum mit deutlichem Vorsprung den ersten Platz für sich beanspruchen. Bei den Juniorinnen erreichte Aleksandra Altanasova (SC Wedding Berlin) Platz eins vor Solène Guisard (SG Stadtwerke München) und Mona Weidner (TSV Neuburg).
Beim Duett der Altersklasse B belegten in der Technischen Kür die Münchnerinnen Denisov und Szalkay den ersten Platz vor Chiara Kienitz und Janina Schmid von der SSG Reutlingen-Tübingen. In der Altersklasse A führte das Duett aus Bochum mit Klara Bleyer und Susana Rovner deutlich, gefolgt von der SG Stadtwerke München (Denise Deisner/Jazz Lausch). In dieser Altersklasse startete mit Thea Zehentner und Robin Wiehn (SG Stadtwerke München) auch ein Mixed Duett, das sich im Vergleich zur rein weiblichen Konkurrenz sehr gut schlug. Bei den Juniorinnen setzte sich das Duett aus München (Guisard/Zeina Gad) an die Spitze vor dem Sodener SC (Francesca Isola/Lea Kittinger). Ebenfalls bei den Junior*innen gab es ein Mixed Duett aus Berlin mit Frithjof Seidel und Thora Malin Götting, welches hier jedoch in einer eigenen Disziplin antrat.
Klara Bleyer aus Bochum gewinnt vier Goldmedaillen
Der zweite Tag begann dann mit den noch ausstehenden Technischen Küren der Gruppen der Altersklassen A/B und Juniorinnen. Bei den Jugendlichen setzte sich wie erwartet der FS Bochum an die Spitze, die Konkurrenz der Junioren wurde angeführt vom SC Wedding Berlin, dem 1. Sodener SC und dem TSV Neuburg.
Gleich danach standen mit den Solo-Finals die ersten Medaillenentscheidungen an. Bei den jüngsten Starterinnen merkte man einigen doch die Nervosität an. Für alle war es die erste Deutsche Altersklassenmeisterschaft, und so schlichen sich leider bei einigen Fehler ein und die Platzierungen nach der Pflicht wurden noch einmal durcheinander gewürfelt. Ganz vorne konnte Margarita Sharapova (München) ihren ersten Platz jedoch verteidigen. Auf Platz zwei schob sich Amelie Blumenthal Haz aus Nürnberg (Dritte nach der Pflicht) und den Bronzerang sicherte sich Daria Martens vom SSC Schwenningen (Vierte nach der Pflicht). Bei den Starterinnen der höheren Altersklassen A, B und Juniorinnen gab es im Vergleich zur Technischen Kür jedoch keine Veränderungen mehr: Klara Bleyer zeigte sowohl in der Technischen als auch der Freien Kür die beste Leistung des gesamten Feldes, und das obwohl sie auch noch im nächsten Jahr in der Jugendklasse A starten kann. Mit insgesamt vier Titeln war sie auch insgesamt die erfolgreichste Teilnehmerin der Veranstaltung.
Bei den Duetten stellte der ausrichtende Verein, die SG Stadtwerke München, in der Altersklasse C allein sechs Paare und damit die Hälfte des Teilnehmer*innenfeldes. Den Titel sicherten sich allerdings die Mädchen aus Nürnberg (Tonn/Blumenthal Haz), doch dahinter folgten gleich drei Duette der Isarnixen. Auch in der Altersklasse B konnten die Münchnerinnen Denisov/Szalkay ihren ersten Platz aus der Technischen Kür verteidigen und setzten sich gegen die Konkurrentinnen aus Reutlingen-Tübingen (Kienitz/Schmid) durch. Julia Pietrowski und Annika Grob aus Karlsfeld konnten durch eine starke Kürleistung noch das Duett aus Bad Soden hinter sich lassen und sicherten sich die Bronzemedaille. In der Altersklasse A sicherte sich das Duett aus Bochum (Bleyer/Rovner) die sehr verdiente Goldmedaille. Großen Applaus gab es in dieser Altersklasse ebenfalls für das Mixed Duett aus München. Man sah den beiden Athlet*innen die Freude an ihrer Kür und dem Sport an, und so konnten sie nicht nur die Wertungsrichter*innen überzeugen, sondern auch die anwesenden Personen am Beckenrand. Bei den Duetten der Juniorinnen ging die Goldmedaille an die SG Stadtwerke München (Guisard/Gad).
Den Abschluss des zweiten Wettkampftages gehörte dem Duett des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). Marlene Bojer und Michelle Zimmer nutzen die Gelegenheit, um außer Konkurrenz ihre Freie Kür noch einmal vor heimischem Publikum zu zeigen und sich ein letztes Feedback des Wertungsgerichts abzuholen, bevor es zu den Weltmeisterschaften nach Budapest geht. Am Freitag beginnen dort die Wettbewerbe mit den Technischen Küren im Solo und im Duett.
SG Stadtwerke München erfolgreichster Verein mit sechs Titeln und zwölf Medaillen
Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Team-Events – traditionell das Highlight aller Synchronschwim-Veranstaltungen. In der Altersklasse C konnten sich die Mädchen der SG Stadtwerke München eine weitere Goldmedaille sichern und verwiesen die Athletinnen aus Berlin und Neuburg auf die Plätze zwei und drei. Sehr erfreulich war, dass es auch in dieser Altersklasse einen männlichen Teilnehmer gab. Lenni Lootze aus Reutlingen zeigte mit seinen Teamkolleginnen am Sonntag die Gruppenkür außer Konkurrenz – leider gab es einen Krankheitsfall im Team und so durften die Reutlinger*innen zumindest in abgeänderter Besetzung ihre Kür als Vorschwimmer*innen präsentieren. Auch das zeigte, dass Synchronschwimmen kein reiner Frauensport (mehr) ist.
Bei den Teams starten die Sportler*innen der Altersklasse B und A gemeinsam. Gold ging dort nach Bochum, Silber nach München und Bronze nach Karlsfeld. Bei den Juniorinnen lautete die finale Platzierung: Berlin vor Soden und Neuburg.
Zum Abschluss des Wettkampfes stand schließlich noch die Freie Kombination auf dem Programm. Hierbei wird lediglich eine Kür geschwommen (ohne Pflicht oder Technische Kür im Vorfeld), die sämtliche Disziplinen vereint. Ein weiterer Unterschied zu den anderen Disziplinen ist, dass es hierbei keine Einteilung in Altersklassen gibt, sondern altersübergreifend geschwommen wird. Den Titel sicherten sich mit deutlichem Abstand die Freien Schwimmer Bochum vor den Berliner*innen, die sich über Silber freuen durften, Bronze ging an den SC Eibsee Grainau. Auf dem vierten Platz landete die Gruppe des gastgebenden Vereins, was insofern erwähnenswert ist, als dass die Kombination hier nur von Schwimmerinnen der Altersklasse C (13 bis 15 Jahre) geschwommen wurde, während die anderen Vereine mit vorwiegend erfahreneren Athlet*innen antraten.
Erfolgreichster Verein wurde die SG Stadtwerke München mit fünf Gold-, sechs Silber- und einer Bronzemedaille, gefolgt vom FS Bochum und dem SC Wedding Berlin. Die Siegerehrung erhielt durch die „Medaillenmädchen“ in Original-Dirndl von Olympia 1972 eine besondere Note. Diese Dirndl wurden damals bei den Olympischen Spielen in München von Isarnixen getragen und seitdem von Generation zu Generation im Verein weitergegeben. Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war der Auftritt der Münchner Jubiläumsdamen vor der Siegerehrung. Die Damen im Alter zwischen 56 und 92 Jahren zeigten einen sogenannten Bilderreigen – die ursprüngliche Form und somit Grundlage des heutigen Synchronschwimmens – in traditioneller Schwimmkleidung. Diese Urform des Sports wird in München von den Damen gepflegt und in Erinnerung behalten.
Ein großes Dankeschön geht an die Schiedsrichterin Annette Gäßler, die diesen Wettkampf wieder einmal bestens vorbereitet und geleitet hat. Ebenfalls geht ein großer Dank an Kerstin Karb, Barbara Liegl und das gesamte Team der SG Stadtwerke München und des Damen-Schwimm-Vereins München von 1903 mit ihren zahlreichen Helfer*innen vor und hinter den Kulissen. Sie alle haben dafür gesorgt, dass es einen reibungslosen Wettkampf gab und sich alle Teilnehmer*innen, Trainer*innen, Wertungsrichter*innen und Betreuer*innen wohlgefühlt haben und ihr Bestes zeigen konnten.