So liefen die DAKM in Remscheid

©Jo Kleindl

Vom 16. – 18. Juni fanden in Remscheid die Deutschen Altersklassenmeisterschaften (DAKM) im Synchronschwimmen statt. Aufgrund der gleichzeitig stattfindenden Vorbereitung auf die European Games in Polen mussten einige Vereine auf ihre besten Schwimmer*innen verzichten. Es sollte also spannend werden, welche Teams die Abwesenheit der Sportler*innen am besten kompensieren können.

Die Meisterschaften fanden zum ersten Mal unter den neuen Regeln des Weltverbandes World Aquatics statt. Jedoch wurden in diesem Jahr nur Teile davon in das Deutsche Wertungssystem integriert. So fand zum ersten Mal der Wettkampf der Acrobatic Routine statt, und auch das Mixed-Duett wurde bei den Deutschen Altersklassenmeisterschaften zum ersten Mal als eigenständiger Wettkampf durchgeführt.

Der erfolgreichste Verein dieser Meisterschaften war die SG Stadtwerke München mit sechsmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze, gefolgt vom SC Wedding Berlin (3-2-0) sowie dem Ersten Sodener SC (1-3-0). Die dominierende Schwimmerin der Veranstaltung war Johanna Karb von den Münchener Isarnixen mit dreimal Gold und einmal Silber.

In der Altersklasse Jugend C (Jahrgänge 2008-2010) war das Teilnehmer*innenfeld sehr gut besetzt, und anhand der Meldezahlen war bereits klar, dass nicht alle Aktiven ihre Küren im Finale der besten Zwölf zeigen dürfen. In dieser Altersklasse wird wie gewohnt zuerst die Pflicht (vier Übungen) geschwommen. Anhand dieses Ergebnisses setzt sich das Teilnehmerfeld für das Finale der Küren zusammen. An den Pflichtergebnissen konnte man sehen, dass viele Vereine eine gute Arbeit in der Technikausbildung der Sportler*innen leisten. Als Führende in der Pflicht ging Kristina Atamanchuk vom VW Mannheim ins Solo-Finale und konnte sich auch nach der Kür über die Goldmedaille freuen, jedoch zeigte Johanna Karb die beste Kürleistung und sicherte sich damit Silber.

Bei den Duetten konnten sich Karb und Felicitas Embacher bereits mit der Pflicht ein gutes Polster erschwimmen und überzeugten auch mit der am besten bewerteten Kürleistung – das bedeutete Gold. Im Mixed-Duett zeigten Lotta Heller und Lenni Lootze eine sehr ansprechende Darbietung und großes Potenzial für die Zukunft.

Der Gruppenwettbewerb sollte wieder spannen werden, so trennten die beiden führenden Teams nach dem Pflichtwettkampf gerade einmal 0,677 Punkte. Den Wettbewerb konnte dann die SG Stadtwerke München mit der stärksten Kürleistung für sich entscheiden, die Silbermedaille erschwamm sich der SBB 07 Nürnberg.

Den Abschluss der Wettbwerbe in dieser Altersklasse bildete die Freie Kombination. Nach den neuen Regularien gibt es diesen Wettbewerb nur noch in der Altersklasse C. Im Gegensatz zu den vorherigen Disziplinen zählt in der Freie Kombination lediglich das Kürresultat. Leider hatten hier nur zwei Vereine gemeldet, aber es sollte spannend werden: Während der SC Eibsee Grainau seine Kür bereits bei den Bayerischen und Süddeutschen Meisterschaften getestet hat, hatten die Schwimmerinnen der SG Stadtwerke München in Remscheid ihren ersten Auftritt. Die jungen Damen aus München zeigten eine Choreographie zur Musik von „Cats“ und konnten die Wertungsrichter*innen damit überzeugen und holten das nächste goldene Edelmetall. Auch die Mädchen des SC Eibsee Grainau zeigten eine sehr gute Kür und konnten sich im Vergleich zu den Süddeutschen Meisterschaften um mehr als vier Punkte steigern.

In den Altersklassen der Jugend B (2006/2007), Jugend A (2004/2005) sowie der Junior*innen (2003-1998) waren die Teilnehmer*innenfelder deutlich dünner besetzt, und auch die Leistungsunterschiede waren hier größer. Im Gegensatz zur Jugend C schwammen die Aktiven dieser drei Altersklassen zuerst ihre Technischen Küren und legten damit den Grundstein für das Endergebnis.

Im Solo der AK Jugend B waren nach der Technischen Kür die ersten beiden Plätze schon so gut wie vergeben. Szofia Szalkay und Olivera Ninkovic (beide SG Stadtwerke München) konnten sich in der technischen Kür bereits ein Polster von fünf bzw. neun Punkten erschwimmen. Im zweiten Wettkampfabschnitt der Freien Kür konnten sie diesen Vorsprung noch einmal ausbauen und siegten souverän mit neun bzw. 15 Punkten Abstand zu Platz drei. Der Kampf um Bronze hingegen sollte spannend bleiben – Ekaterina Kuzminskaya (TSV Solingen Aufderhöhe) und Klara Robert (TSV Neuburg) trennten gerade einmal 0,17 Punkte. Robert konnte jedoch mit einer besseren Freien Kür überzeugen, holte damit Bronze und komplettierte das rein bayerische Podium. Das Solo der Altersklasse Jugend A war ebenfalls bereits nach der Technischen Kür entschieden, da auch hier die Abstände zwischen den einzelnen Sportlerinnen bereits enorm waren. Den Sieg erschwamm sich Nicole Davidovich von den Freien Schwimmern Bochum.

Die Altersklasse der Juniorinnen war wieder etwas stärker besetzt, hier gingen hier sechs Starterinnen ins Feld. Aleksandra Atanasova (SC Wedding Berlin) konnte die erste Goldmedaille für ihren Verein sichern und verwies Hanna Kinga Bekesi (Erster Sodener SC) und Lilith Schwedler (TSB Flensburg) auf die weiteren Plätze. Aleksandra wird mit ihrem Solo ihr Heimatland Bulgarien bei den laufenden Weltmeisterschaften in Fukuoka (JPN) vertreten.

Die Duette der Altersklasse Jugend B waren ebenfalls von enormen Leistungsunterschieden gezeichnet. Szalkay und Ninkovic sicherten mit einer sehr gut geschwommenen Kür und mehr als 18 Punkten Vorsprung die nächste Goldmedaille für die Isarnixen. Mit ihrer Punktzahl wären sie sogar in der nächsthöheren Altersklasse auf dem ersten Rang gelandet. Die älteren Schwimmerinnen der Altersklasse Jugend A zeigten eine homogenere Leistungsdichte. Hier sicherten sich die Schwimmerinnen des Hauptstadtclubs SC Wedding Berlin den Titel, Platz zwei (Bad Soden) und Platz drei (Hannover) trennten dahinter lediglich 1,099 Punkte.

Bei den Juniorinnen konnten die drei erstplatzierten Duette ihre Platzierungen mit komfortablen Abstand zum jeweils nächsten Duett nach Hause schwimmen. Der ESSC Soden holte die verdiente Goldmedaille, gefolgt von den bayerischen Vereinen des TSV Neuburg auf Platz zwei und den Schwimmerinnen des SC Eibsee Grainau auf Platz drei.

Bei den Mixed Duetten traten in der AK Jugend A als auch bei den Junior*innen jeweils ein Duett an. Das Jugend-Duett der SG Stadtwerke München zeigte eine überzeugende Leistung und bestätigte damit seine Nominierung für die Jugendeuropameisterschaften in Portugal. Das Mixed Duett der Junior*innen erhielt zwar die niedrigste Wertung aller Mixed-Duette, erfreulich ist jedoch, dass dieses Mixed-Duett aus einem ganz neuen Verein in Kaiserslautern stammt. Es hat also noch viel Potenzial in seiner noch jungen Karriere. Dies lässt uns hoffen, dass auch in Zukunft neue Mixed-Duette und Vereine den Weg zum Synchronschwimmen finden.

Bei den Gruppen schwimmen die Altersklassen A und B gemeinsam. Auch hier konnte die SG Stadtwerke München ihre derzeitige Dominanz unter Beweis stellen und sicherte sich mit knapp acht Punkten Vorsprung den Deutschen Meistertitel vor den Schwimmerinnen des SC Wedding Berlin. Der dritte Platz für den TSV Eintracht Karlsfeld ist insofern besonders bemerkenswert, als dass der Verein bereits seit Oktober 2022 kein eigenes Schwimmbad mehr für das Training zur Verfügung hat. Neben dieser Einschränkung kam dann im Frühjahr auch noch die traurige Gewissheit, dass der Gemeinderat entschieden hat, nicht in die Sanierung des Bades zu investieren und dieses dauerhaft zu schließen. Die Aktiven und Trainerinnen nahmen viele Mühen auf sich und mobilisierten alle Kräfte. So gelang es, dass sie in umliegenden Gemeinden ein paar Trainingsstunden erhaschen konnten und auch die benachbarte SG Stadtwerke München Trainingszeiten an die Kolleginnen abgab. Umso größer ist der Erfolg dieser Bronzemedaille zu werten, beachtet man die Umstände der langen Anfahrten zum Training, der mentalen Belastung, „kurz vor dem Aus des Vereins zu stehen“, und der Ungewissheit, wo man als nächstes trainieren kann. Wir wünschen dem TSV Eintracht Karlsfeld, dass es eine Möglichkeit gibt, den Synchronschwimm-Betrieb aufrechtzuerhalten, damit wir sie auch in den nächsten Jahren auf Deutschen Meisterschaften willkommen heißen können. Bei den Juniorinnen hatten in der Gruppe die Schwimmerinnen des TSV Neuburg die Nase vorne und holten die einzige Goldmedaille für die Stadt an der Donau.

In der neu eingeführten Acrobatic Routine, die bei den Sommerspielen 2024 in Paris (FRA) ihre Olympiapremiere feiern wird, traten ebenfalls nur zwei Teams an – dies war vermutlich auch den fehlenden Schwimmerinnen aus dem Nationalteam geschuldet. In dieser Kür liegt der Fokus – wie der Name schon sagt – auf den akrobatischen Elementen. Eine vorgeschriebene Anzahl an Hebe-, Sprung- und Balance-Elementen aus vorgegebenen Kategorien müssen die Schwimmer*innen zeigen. Der SC Wedding Berlin holte mit seiner „Marvel Super Hero“-Kür den verdienten Titel. Nicht nur konnten sie mit ihren Akrobatikkünsten überzeugen, sondern garnierten die Kür auch mit vielen außergewöhnlichen und kreativen Details, die sie geschickt über die Kür integrierten.

Wirft man für ein Gesamtfazit einen Blick abseits der Altersklasseneinteilung, so wird deutlich, dass gerade die jüngeren Athlet*innen mit einer sehr hohen Leistungsdichte überzeugen und damit zeigen konnten, dass wir für die Zukunft mit vielen starken Sportler*innen aus den unterschiedlichsten Vereinen rechnen dürfen. Viele der gezeigten Küren hätten auch in einer höheren Altersklasse mit ihrer dargebotenen Leistung einen Podiumsplatz, wenn nicht sogar den Deutschen Meistertitel bedeutet. Ebenso erfreulich ist, dass insgesamt 13 Vereine im Medaillenspiegel auftauchen und somit zeigen, dass hier Talent und Potenzial vorhanden ist. Auffällig ist, dass der Landesschwimmverband Bayern 16 der 23 zu vergebenen Medaillen erschwamm. Dies liegt sicherlich an der guten Struktur als auch der sehr guten Umsetzung einer konzeptionellen Arbeit.

Nach Ende der Wettbewerbe zeigte noch das kurzfristig für die JEM in Portugal nominierte Mixed-Duett Robin Wiehn/Olivera Ninkovic der SG Stadtwerke München seine Technische Kür. Die beiden konnten im regulären Wettbewerb nicht miteinander antreten, da beide nicht in der gleichen Altersklasse schwimmen. Im Gegensatz zur DAKM dürfen bei der JEM jedoch die Jahrgänge 2004 bis 2007 gemeinsam an den Start gehen, eine Einteilung in Altersklassen existiert dort nicht.  Aus diesem Grund hatte Ninkovic die Kür auch erst drei Wochen vor der DAKM gelernt, konnte aber gemeinsam mit Wiehn schon eine sehr solide Leistung zeigen. Gemeinsam mit Thea Zehentner werden die drei Aktiven Anfang August zum ersten Mal Deutschland mit einem Jugend-Mixed-Duett vertreten. Wir wünschen den Aktiven viel Erfolg und maximale Ergebnisse.

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