Zweimal deutscher Rekord durch Melvin Imoudu – Siegcomeback für Kim Herkle

- 09.07.2023
Mit zwei deutschen Rekorden endeten am Sonntag die Deutschen Meisterschaften im Schwimmen in Berlin. Bereits im Vorlauf am Sonntagmorgen schwamm Melvin Imoudu die 50m Brust in 26,79 Sekunden, die bisherige Bestmarke von Hendrik Feldwehr aus dem Jahr 2009 hatte bei 26,83 gelegen. Damals waren noch die schnellermachenden Hightechanzüge erlaubt.
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Im Finale am Nachmittag war der 24-Jährige vom Potsdamer SV dann noch einmal exakt genauso schnell unterwegs und verwies damit Lucas Matzerath (SG Frankfurt/27,20) auf Platz zwei, der als erster Mann überhaupt das Triple über alle drei Bruststrecken hätte gewinnen können. „Ich könnte nicht glücklicher sein“, sagte Imoudu, der auch schon über 100m Brust als Zweiter mit einer Topzeit (59,17 Sekunden) geglänzt hatte, die unter der WM-Norm für 2023 und der Olympianorm für 2024 liegt. „Wir haben viel Techniktraining gemacht, an meiner Ausdauerleistung gearbeitet. Und auch der Kopf war frei diesmal, das ist ein großes Thema beim Schwimmen“, sagte Imoudu zu seinem Leistungssprung. Anders als seine drei Jahre alte Schwester Denise, die ihre Karriere als Volleyballnationalspielerin im Vorjahr ohne eine Olympiateilnahme beendete, will Melvin im nächsten Jahr in Paris nun unbedingt dabei sein.
Kurz darauf gewann mit Ole Mats Eidam ein weiterer Schützling des Potsdamer Bundesstützpunktrainers Jörg Hoffmann den Titel über 50m Freistil. Nach 22,26 Sekunden schlug er dabei vor Stefano Razeto (ST Erzgebirge/22,39) an, dem mit 37 Jahren ältesten männlichen Starter bei diesen Titelkämpfen. Eine halbe Stunde zuvor war Eidam bereits Zweiter über 100m Freistil (49,19) geworden, hier war allerdings der deutsche Rekordhalter Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg/48,62) nicht zu schlagen. „Das ist genau im Fahrplan für die WM, mit so einer Zeit hatte ich geliebäugelt“, sagte Miroslaw. „Jetzt gibt es noch den Feinschliff und dann acht Tage Weltmeisterschaft, da werden wir Spaß haben.“
Während des nachfolgenden Rennens drückte Miroslaw noch direkt vom Beckenrand aus beide Daumen für seine Freundin Kim Herkle (SV Cannstatt) und belohnte diese nach dem Sieg über 200m Brust (2:27,27 Minuten) umgehend mit einem dicken Kuss. US-Studentin Herkle freute sich nach zwei Jahren mit vielen gesundheitlichen Problemen – nach mehreren bakteriellen Infektionen hatte sie im vergangenen September dann auch noch Ermüdungsbrüche in beiden Oberschenkeln erlitten und zwei Monate im Rollstuhl gesessen – über dieses triumphale Comeback. „Rafael hat meine Bahn vorher für mich aufgewärmt“, sagte 20-Jährige. „Ich weiß, dass die Zeit noch nicht so gut ist und zwei Sekunden über meiner Bestzeit liegt. Aber es fühlt sich so gut an, wieder hier zu sein und zu schwimmen.“ Die deutsche Rekordhalterin Anna Elendt hatte ihren Finaleinsatz nach dem Vorlauf wegen einer Zerrung im Oberschenkel vorsichtshalber abgesagt, um vor der WM in Fukuoka (JPN/14. – 30. Juli) keinerlei Risiko einzugehen.
Eine Weltklasseleistung zeigte auch wieder Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) beim Sieg über 400m Freistil, bei dem er mit 3:45,92 Minuten eine neue Bestzeit aufstellte. „Ich bin mega zufrieden. Es ist toll zu sehen, dass fruchtet, was man tut“, sagte Schwarz. „Natürlich will ich die anderen Jungs, die diesmal bei der WM starten, dann im nächsten Jahr gern ärgern. Den Kopf in den Sand zu stecken macht bei solchen Zeiten jedenfalls keinen Sinn.“
Verstärkt in Richtung Olympia denkt auch Leonie Märtens (SC Magdeburg), die über 800m Freistil in 8:31,47 Minuten Gold gewann. „Ich bin zuletzt gesund durchgekommen und habe gut trainiert, deswegen sind diese guten Zeiten jetzt möglich. Das gibt Rückenwind Richtung WM 2024 in Doha und auch Olympia. Vielleicht zusammen mit meinem Bruder (Lukas Märtens, Anm.d.Red.) und auch Isabel (Gose, Anm.d.Red.) schwimmen zu können, ist eine riesige Motivation für mich.“ Mitte August stehen für die 19-Jährige aber erst ein die U23-Europameisterschaften in Dublin (IRL) an.
Über 100m Freistil sicherte sich Nele Schulze (SG Neukölln) in 55,23 Sekunden ihren dritten Titel, erfolgreichste Teilnehmerin wurde aber Zsuzsanna Jakabos. Die Ungarin gewann neben zwei Einzelstrecken noch vier Staffeln mit der SG Frankfurt. Mit Lucas Matzerath und Chad le Clos (jeweils vier Siege) stellte der hessische Verein auch die erfolgreichsten Männer.
Auch für das Para-Schwimmen gab es am Sonntag noch einen deutschen Rekord. Paralympics Taliso Engel (SG Mittelfranken) schwamm die 50m Brust in der DM-Wertung 28,61 und damit um eine Zehntelsekunde unter der bisherigen Bestmarke in der Startklasse S13. Eine Anerkennung als Weltrekord ist aus formalen Gründen außerhalb der DSV-Verantwortung aber nicht möglich.
Die Deutschen Meister*innen von Sonntag:
800m Freistil Frauen: Leonie Märtens (SC Magdeburg) 8:31,47
100m Freistil Frauen: Nele Schulze (SG Neukölln Berlin) 55,23
100m Freistil Männer: Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg) 48,62
200m Brust Frauen: Kim Herkle (SV Cannstatt) 2:27,27
200m Lagen Männer: Ramon Klenz (SG Neukölln Berlin) 2:00,63
200m Schmetterling Frauen: Lara Seifert (SC Magdeburg) 2:12,64
400m Freistil Männer: Sven Schwarz (W98 Hannover) 3:45,92
50m Schmetterling Männer: Luca Nik Armbruster (SG Neukölln Berlin) 23,55
50m Brust Männer: Melvin Imoudu (Potsdamer SV) 26,79
50m Freistil Männer: Ole Mats Eidam (Potsdamer SV) 22,26
50m Rücken Frauen: Laura Riedemann (SV Halle/Saale) 28,81
4x100m Lagen Mixed: SG Frankfurt (Fritz Dietz, Lucas Matzerath, Dalma Sebestyen, Zsuzsanna Jakabos) 3:52,70
100m Freistil Frauen (Para): Gina Böttcher (SC Potsdam/S4) 1:31,14
100m Freistil Männer (Para): Yannick Eckart (SC Potsdam/S9) 59,43
100m Rücken Frauen (Para): Verena Schott (BPRSV/S6) 1:26,03
100m Rücken Männer (Para): Fabian Brune (SG Bayer/S6) 1:23,47